Die Stuttgarter Straßenbahnen wollen am 13. Mai 2015 den neuen Streckenast eröffnen. Dieser führt von der Haltestelle Wallgraben bis nach Dürrlewang. Derzeit klagen Autofahrer über die Staus an den Parkplatzmangel.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Ob das ein gutes Omen ist? Am Freitag, den 13. Mai 2016, möchten die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) den neuen Streckenast der U 12 offiziell eröffnen. Dann fährt die Stadtbahn von der Haltestelle Wallgraben bis nach Dürrlewang. Etwa drei Jahre Bauzeit werden bis dahin hinter den Menschen liegen, die im Gewerbegebiet Vaihingen-Möhringen arbeiten beziehungsweise in dem Stuttgarter Stadtteil wohnen. Drei Jahre lang mussten vor allem die Autofahrer Umleitungen, Staus und den Wegfall von Parkplätzen in Kauf nehmen.

 

In letzter Zeit sei es besonders schlimm, sagt Kurt Sonnenwald. Er hat ein Unternehmen für Bauelemente und Bauausstattung an der Breitwiesenstraße. „Morgens kommt man nicht mehr rein und abends nicht wieder raus“, schimpft er. Der Verkehr könne nicht abfließen. Seine Zulieferer und Kunden kommen mit ihren langen Lastern kaum noch durch. An den Kreuzungen seien die Schleppkurven wegen der Bauzäune oft zu eng. Und oftmals wüssten die Lkw-Fahrer gar nicht mehr, wie sie fahren sollen. „Die rufen mich dann an und fragen, was sie tun sollen“, so Sonnenwald.

SSB pflanzen neue Bäume

Der Unternehmer hat sich schon bei vielen beschwert: bei den SSB selbst, beim Bezirksbeirat, bei der Verkehrsbehörde und bei der Polizei. „Aber niemand erklärt sich für zuständig“, sagt er. Manchmal, wenn gar nichts mehr geht, versuche der ein oder andere die Abkürzung über die Felder zu nehmen, um nach Hause zu gelangen. „Und dann steht am Feldrand die Polizei und kassiert Strafe“, sagt Sonnenwald.

Vor Kurzem haben die SSB damit begonnen, neue Bäume zu pflanzen. Bei vielen Autofahrern hat das für Unmut gesorgt. Denn dort, wo sie vor einiger Zeit noch ihr Auto abstellen konnten, werden nun sogenannte Baumbeete angelegt. „Das ist Dilettantismus. Wir haben hier auch so schon ein riesiges Parkplatzproblem“, sagt der Unternehmer. Der Parkplatz beim Bauhaus sei immer voll, der Laden selbst aber leer.

Es gibt weniger Parkplätze

Doch die SSB sind verpflichtet, neu zu pflanzen. Für den Bau des neuen Streckenastes hat der Nahverkehrsbetrieb 89 Bäume fällen lassen. Genauso viele muss er nun wieder bereit stellen. Die Bäume wurden entlang der U-12-Trasse am Wallgraben entfernt. Die neuen Eichen, Buchen und Ahorne werden an den Seitenstraßen stehen, also an der Breitwiesenstraße und der Schulze-Delitzsch-Straße. „Dort, wo es sowieso schon keine Parkplätze gibt“, sagt Sonnenwald. Vor seiner Firma wären die Bäume fast so gepflanzt worden, dass die Lkw gar nicht mehr rein und raus gekommen wären. Gerade so habe er zumindest das verhindern können, so Sonnenwald.

Fakt ist, dass es im Gewerbegebiet und in Dürrlewang künftig weniger Parkplätze gibt. Diese Zahlen waren allerdings von Anfang an bekannt. Die zuständigen Gremien nickten die Pläne ab. Wegen des Baus der Stadtbahn fallen in dem Gewerbegebiet 83 Parkplätze weg. Im Wohngebiet sind es 55. Hinzu kommen 30 Stellplätze entlang der Schulze-Delitzsch-Straße und der Breitwiesenstraße. Sie müssen weichen, damit die SSB neue Bäume als Ausgleichsmaßnahme pflanzen kann. In Summe sind das 168 Parkplätze, davon 113 im Synergiepark. Dem gegenüber stehe die Verkehrsprognose der SSB, sagt Marco Saturno. Er ist Projektmanager für den Bau der U 12. Die Experten gehen davon aus, dass künftig 750 Autos weniger in das Gewerbegebiet hineinfahren, weil die Menschen auf Bus und Bahn umsteigen.

Kaum Beschwerden bei den SSB

Kurt Sonnenwald glaubt das nicht: „Die meisten Menschen, die hier arbeiten, kommen nicht aus Stuttgart, sondern aus der gesamten Region“, sagt er. Bei den SSB selbst gab es bislang nur wenige Reaktionen. „Nachdem die Baumquartiere in der Schulze-Delitzsch-Straße hergestellt wurden, haben wir über die Stadt Stuttgart zwei Beschwerden zur Beantwortung erhalten“, sagt Marco Saturno. Bei diesen sei es darum gegangen, dass in den Nebenstraßen Parkplätze wegfallen. Ansonsten habe sich bisher nur eine Person wegen dieses Themas direkt an die SSB gewandt, ergänzt der Projektleiter.

Trotz des Unmuts, den es vor allem unter den Autofahrern gibt, liegen die Arbeiten für den Bau des neuen Streckenastes nach wie vor im Zeitplan. Bleibt also zu hoffen, dass der 13. Mai in diesem Fall ein Glückstag für die Unternehmer und Arbeitnehmer im Gewerbegebiet Vaihingen-Möhringen und für die Menschen in Dürrlewang wird.