Der Rohbau von 1600 Metern Stadtbahnstrecke unter der Erde ist beendet. Von Ende 2016 an unterfährt die SSB-Linie U 12 das neue Stadtquartier hinter dem Hauptbahnhof.

Stuttgart - Der Bohrmeißel des Baggers gräbt sich in die nur noch gut 20 Zentimeter dicke Wand und reißt große Brocken heraus. Innerhalb weniger Sekunden vergrößert sich das Loch, ein Lichtstrahl fällt von der anderen Seite in den Tunnel, Beifall brandet auf.

 

Diesen Tunneldurchschlag im Europaviertel haben die gut 200 Gäste am Samstag nur als Film erlebt. Die Wand war eine Leinwand, die nach dem symbolischen Durchbruch zu Boden sank. Scheinwerfer warfen lange Lichtfinger in die nun vereinten Röhren, Blasmusiker schmetterten einen Tusch auf die im Rohbau vollendeten 1600 Meter langen Tunnelstrecken. Dann betraten die mit viel Beifall bedachten Tunnelpatinnen Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Mitte, und Andrea Krueger, ehemalige Bezirksvorsteherin im Norden, die 15 Meter unter der Heilbronner Straße liegende Baustelle.

Neues Stück hochwertige Infrastruktur

Wolfgang Arnold, Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), erinnerte daran, dass man mit den beiden Patinnen erst vor 15 Monaten den Tunnelanschlag im Europaviertel gefeiert habe. „Heute können wir innehalten und dankbar auf das ohne Unfälle und unliebsame Überraschungen Erreichte zurückblicken.“ Seit Juli 2013 seien zwischen dem Kurt-Georg-Kiesinger-Platz vor der ehemaligen Bahndirektion und der Türlenstraße nicht nur zwei Tunnel für die Stadtbahnlinie U 12, sondern auch zwei neue Röhren für die alte Strecke unter der Heilbronner Straße gegraben worden. Letztere müssten weichen, um Platz für den geplanten Stuttgart-21-Tunnel zu schaffen. Nach dem Endausbau sollen von Ende 2016 an die Stadtbahnen der Linien U5, U 6, U 7, U 12 und U 15 über die neuen unterirdischen Schienentrassen rollen. „Mit diesen Nahverkehrsprojekt erhält Stuttgart wieder ein weiteres Stück hochwertige Verkehrsinfrastruktur“, erklärte Arnold. Er mahnte die Politik, auch in Zukunft genug Mittel für den Ausbau und die Sicherung des Nahverkehrs bereitzustellen. „Allein in den Großstädten im Land sind jährlich Sanierungsmittel in Höhe von 150 Millionen Euro erforderlich, um Geschaffenes zu erhalten.“