Der Bezirksbeirat fordert umfassende Informationen von der SSB zu Stadtbahngleisen im Stadtbezirk.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Grün ist schöner als Schotter. Darüber sind sich alle Beteiligten einig: Die Anwohner, der Bezirksbeirat Süd und die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Doch wann und wo grüne Stadtbahngleise angelegt werden sollen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Seit gut einem Jahr saniert die SSB nun in Etappen die Gleise entlang der Linie U1 in der Böblinger Straße von Vaihingen nach Heslach. Eigentlich eine ideale Gelegenheit, gleich die Gleise mit zu begrünen, so die Auffassung des Bezirksbeirats und mancher Anwohner.

 

Die Grünen erneuern ihre Forderung

Erst am vergangenen Wochenende haben die Gleisbauer der SSB Maßnahmen zur Instandhaltung und Erneuerung des Gleisoberbaus im Bereich der Haltestelle Heslach/Vogelrain vorgenommen. Es wurden Schwellen, Schienen und Schotterbett ausgetauscht. Die angekündigten Arbeiten der SSB hat die Grünen-Fraktion zum Anlass genommen, die alte Forderung nach grünen Stadtbahngleisen zu erneuern. „Vor allem Kaltental würde es gut tun“, sagte Norbert Retlich (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Über die Begründung des Antrags waren sich alle Fraktionen einig: nämlich dass eine Begrünung der Gleise eine wichtige städtebauliche Maßnahme zur Aufwertung der Wohngegend sei. Auch führe sie zu erheblicher Lärmreduzierung und habe positive Auswirkungen auf das Klima, indem Luftschadstoffe wie Feinstaub absorbiert würden.

Über das weitere Vorgehen waren sich die einzelnen Fraktionen dann doch eher uneins. Während die Grünen in ihrem Antrag lediglich die SSB auffordern, einen Fragenkatalog zu anstehenden Sanierungsmaßnahmen und Plänen hinsichtlich der Begrünung von Gleisen zu beantworten, ist der FDP-Fraktion dieses Vorgehen „zu lasch“. In Fellbach und auf den Fildern seien große Gleisabschnitte begrünt. Dort wäre dies gang und gäbe, so Wolf-Dieter Wieland. Seiner Meinung nach blocke die SSB jegliche Maßnahmen im Talkessel ab. „Wir wollen das aber, aber wir wollen nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten“, betonte Wieland.

Roland Petri von der CDU wiederum warf den Grünen in der Sitzung generell „kleinkariertes Verhalten“ vor und hatte „keine Lust, dem Antrag zuzustimmen“. Außerdem war er der Auffassung, dass der Antrag nichts in Gang bringen könne, was seit Jahren nicht geschafft wurde. Jens Hermann von den Stadtisten begrüßte den erneuten Vorstoß der Grünen und befürwortete ebenso wie die SPD einen fraktionsübergreifenden Antrag. Die Mahnung Wolfgang Jaworeks (Grüne), die „Diskussion entlang der Sache zu führen und nicht anhand seelischer Befindlichkeiten“, führte letztlich dazu, dass das Gremiums sich einstimmig auf einen gemeinsamen Antrag mit dem Fragenkatalog der Grünen einigten.

Die Umstellung auf grüne Gleise ist aufwendig

Ob die Gleise im Stuttgarter Süden bald grün leuchten, ist allerdings fraglich. „Wir finden das auch schön. Vor allem auf Neubaustrecken ist das eine Option“, sagte Birte Schaper, Pressesprecherin bei der SSB. Auf bestehenden Gleisen sei es jedoch nicht so einfach. Man habe Versuchsstrecken, aber noch keine Erkenntnisse, ob die Begrünung dort langfristig funktioniere. Dass die Begrünung teuer ist, sei nur ein Grund. Allein die Umstellung sei aufwendig. „Für 400 Meter Grüngleis brauchen wir circa sechs Monate.“ Heslach sei eine der wichtigsten Strecken der SSB. An zwei Wochenenden im März musste die SSB allein für die derzeit laufenden Sanierungen den Verkehr unterbrechen, teilweise wurden die Arbeiten über Nacht gemacht. „Wir versuchen ja immer, die Belastung für die Anwohner und den Verkehr so gering wie möglich zu halten“, sagte sie.