Alle wollen den Nahverkehr im Kreis Ludwigsburg verbessern – irgendwie. Das Problem ist: die Befürworter einer neuen Stadtbahntrasse können sich bislang nicht auf ein System einigen. Aus dem Grund dominieren bislang die Gegner – und die Situation wird immer komplizierter.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Zu sagen, die Lage sei kompliziert, wäre glatt untertrieben. Eine Gemeinsamkeit gibt es: Alle wollen irgendwie den Nahverkehr im Kreis Ludwigsburg verbessern. Nur wie? Auch wenn der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec vehement für ein Schnellbussystem trommelt: noch überwiegen in Ludwigsburg die Stadtbahn-Anhänger, und in den anderen beteiligten Kommunen – Remseck, Markgröningen und Möglingen – sowieso. Einen Fortschritt haben die unzähligen Debatten in den vergangenen Jahren immerhin gebracht: das Grundgerüst der Trasse steht. Verlaufen soll sie von Remseck-Neckargröningen, wo heute die U 14 aus Stuttgart endet, über Pattonville nach Ludwigsburg, Möglingen und weiter nach Markgröningen.

 

Während in dieser Frage weitgehend Einigkeit herrscht, scheiden sich an der technischen Variante die Geister. Niederflur oder Hochflur – das ist hier die Frage (siehe Text rechts). Die Grünen bilden momentan die einzige Fraktion in Ludwigsburg, die sich für die Niederflur-Variante ausspricht, das heißt eine Bahn, die ohne hässliche Hochbahnsteige wie in Stuttgart auskommt. Die SPD hegt ebenfalls Sympathie für dieses System, aber die Genossen sind weitgehend auf die Hochflur-Variante umgeschwenkt. Denn, so sagt es der SPD-Stadtrat Dieter Juranek: alles andere sei unrealistisch. Für Niederflurtechnik müsste der Kreis eine Insellösung aufbauen, ohne Unterstützung der SSB, mit eigenen Werkstätten. Ein weiterer Nachteil: In Remseck, wo beide Systeme aufeinandertreffen würden, müssten alle Fahrgäste umsteigen. Was auch das Hauptargument von Landrat Rainer Haas ist, der sich vehement für die SSB-Wagen einsetzt.

Viele wollen die Stadtbahn, aber ob es für eine Mehrheit reicht, ist ungewiss

Und genau das ist das Problem der Stadtbahn-Befürworter. Sie haben den Landrat auf ihrer Seite. Sie haben die Bürgermeister und Gremien in Möglingen, Remseck und Markgröningen auf ihrer Seite. Aber allen ist bewusst, dass der Knackpunkt in Ludwigsburg liegt, und hier ist das Lager gespalten. Würden die Grünen und die SPD sich geschlossen auf ein System festlegen und einige Fraktionslose oder gar Mitglieder der anderen Fraktionen überzeugen, was durchaus möglich erscheint, könnte es für eine Mehrheit reichen.

So aber dominieren im Ludwigsburger Gemeinderat die Kritiker. Die Freien Wähler sind zwar nicht grundsätzlich gegen eine Stadtbahn. „Aber innerstädtisch ist das für uns gar kein Thema“, sagt der FW-Stadtrat Andreas Rothacker. Eine Trasse von Markgröningen nach Ludwigsburg sei okay, eine Trasse von Remseck nach Ludwigsburg ebenfalls. Innerhalb der Barockstadt aber seien „nur Busse sinnvoll“. Die CDU-Fraktion wiederum wird geleitet von Klaus Herrmann, dem wohl größten Stadtbahn-Kritiker in Ludwigsburg. Wird die Bahn realisiert, geht das zu Lasten des Individualverkehrs, auch Parkplätze müssten weichen. Für Herrmann nicht denkbar.

Der Landrat wirbt für das Projekt – und rechnet mit viel Geld aus Berlin

Das ist die politische Gemengelage, und durch den Vorstoß von Spec in Richtung Schnellbusse ist sie eher noch unübersichtlicher geworden, obwohl es Zeit für eine Entscheidung ist. Nach einer groben Schätzung würde der Bau einer Stadtbahn zwischen 150 und 200 Millionen Euro kosten, eine ungeheure Summe.

Der Landrat aber hat ausrechnen lassen, dass die Projektpartner, der Kreis und die vier Kommunen, eine Förderung von 80 Prozent von Bund und Land erwarten können. Dazu aber müsse bald gehandelt und ein entsprechender Antrag gestellt werden. „Sonst ist der Fördertopf leer.“ Spec, wen wundert es, zweifelt diese Zahl an.