Auf den Stadtbahnstrecken zwischen Hauptbahnhof und Europaviertel sollen bald die Gleise verlegt werden. Die SSB werden jedoch mit ihren Tunnelbauwerke nicht wie geplant fertig.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) sind mit dem Verlauf der Bauarbeiten zufrieden. Zwar werden die Tunnel zwischen dem Hauptbahnhof und der Stadtbibliothek im Europaviertel später fertig als geplant, doch das habe im Grunde kaum Auswirkungen, heißt es am Mittwoch auf einem der wohl vorerst letzten Baustellengespräche zur neuen Strecke der U 12 und der sogenannten Folgemaßnahmen von Stuttgart 21.

 

Rund 1,5 Kilometer Tunnel verlaufen nun zwischen dem Bahnhof und den Haltestellen in der Nähe des Einkaufszentrums Milaneo. „Ursprünglich sollte all das im Jahr 2016 fertiggestellt werden“, erklärt SSB-Projektleiter Daniel Kohler. Nun werden Teile der neuen Tunnel erst im Sommer 2017 von Straßenbahnen befahren. Die SSB nennen unter anderem die geologischen Verhältnisse im Boden als einen Grund für die Verzögerung. „Mit Blick auf die Bauarbeiten der Bahn hat das aber keine Auswirkungen“, betont Kohler. Ein Teil der Bauarbeiten hat den Zweck, die Gleise der Linien U 5, U 6, U 7 und U 15 zu verlegen, um Platz für die Arbeiten am Bahnprojekt Stuttgart 21 zu schaffen. Die neue Route der U 12 führt fortan durchs Europaviertel und nicht mehr vorbei am Pragfriedhof.

Die meisten Gewerke müssen noch vergeben werden

Den ersten Teil der Bauarbeiten bezahlt die Bahn. Die Kosten für die neue Haltestelle der U 12 im Europaviertel und die Tunnel in Richtung Bahnhof von insgesamt rund 90 Millionen Euro tragen die SSB selbst. Zwar müssen dafür noch zahlreiche Arbeiten vergeben werden – darunter auch der Bau der Gleise – doch rechnet man bei den SSB nicht mit einer Steigerung der Kosten.

Aktuell wird letzte Hand an die Tunnelschalen angelegt. „Wir sind auf der Zielgeraden“, sagt Bernd Schröder, ebenfalls Projektleiter und Leiter des Bereichs Stadtbahnplanung beim Tiefbauamt. Sobald die Betonschalen fertig sind, können die Gleise verlegt werden. Zuvor werden allerdings Dämpfer eingebaut. „Das sind Betonplatten, die auf einem Elastomer gelagert werden“, erklärt Schröder. Damit soll verhindert werden, dass die Vibrationen der fahrenden Bahnen sich auf die Tunnel und auf die darüberliegenden Gebäude übertragen.

Baugrube bleibt noch längere Zeit offen

Die sichtbaren Baugruben, etwa vor dem Geno-Haus an der Heilbronner Straße, werden trotz der im Grunde fertiggebauten Tunnel noch eine ganze Weile sichtbar bleiben. „Es müssen 13 sogenannte Mittelwände eingebaut werden“, erklärt Kohler. Der Einbau erfolgt schrittweise, wie auch die Bahnlinien Stück für Stück von den alten auf die neuen Gleise verlagert werden. „Die Wände müssen eingesetzt werden, damit das ganze System statisch stabil wird“, erklärt Schröder und fügt an: „Erst dann können Erdaushub und die Straße wieder auf die Tunnel und somit an ihren ursprünglichen Platz zurückverlegt werden.“ Die Wandstücke sind drei Meter breit, einen Meter tief und fünf Meter hoch. Jedes einzelne wiegt rund 35 Tonnen. Somit kann die Verkehrsführung auf der Heilbronner Straße frühestens im Herbst 2017 wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt werden. Der Betriebsstart auf den neuen Strecken wird gestaffelt erfolgen. Ende 2016 oder Anfang 2017 sollen die ersten Züge stadteinwärts fahren, also vom Europaviertel in Richtung Hauptbahnhof. Drei Monate später wird dann laut Plan die Röhre in die entgegengesetzte Richtung in Betrieb genommen. Die neue Streckenführung der U 12 inklusive der Haltestelle Budapester Platz am Milaneo soll im Sommer 2017 folgen.

Auch wenn die Fahrtdauer vom Hauptbahnhof ins Europaviertel wohl nur rund zwei Minuten betragen wird, der Aufwand, der für den Bau der Strecke betrieben wird, ist erheblich. Das wird im Übrigen auch für die späteren Bauherrn über den SSB-Tunnel eine Rolle spielen. „Dort muss lastfrei gegründet werden“, erklärt der städtische Projektleiter Schröder. Das bedeutet, das Gewicht des Hochhauses auf Baufeld fünf zwischen Bibliothek, Heilbronner Straße und dem Einkaufszentrum darf nicht auf dem Tunnelbauwerk lasten. „Das macht die Arbeiten sicherlich nicht einfacher und auch nicht billiger“, fügt Kohler hinzu.