Die Wohnungen auf den Dächern der beiden Einkaufszentren Gerber und Milaneo sind heiß begehrt – trotz teilweise stolzer Mietpreise. Einige Händler berichten inzwischen jedoch von Problemen.

Stuttgart - Gerber und Milaneo sind nicht nur Shoppingcenter. Auf den Dächern der Ladenstraßen entstehen Wohnungen, Büros und ein Hotel. Während die Mietwohnungen – trotz der teilweise stolzen Preise – extrem beliebt sind, lassen sich die Büroflächen offenbar nur schleppend vermieten. Und: hinter vorgehaltener Hand mehren sich auch im Milaneo die Klagen der Händler.

 

Das Management des Einkaufscenters zeichnet jedoch ein durchweg positives Zwischenergebnis.

Handel

Die bisherige Bilanz des Milaneo fällt völlig unterschiedlich aus – je nachdem, wer sie zieht. Wird das Management des Centers gefragt, werden Lobeshymnen angestimmt. „Alles ist sehr gut angelaufen. Wir hatten eine tolle Eröffnungsphase und ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft“, sagt Michael Latz, der zweite Centermanager. Seit der Eröffnung im Oktober 2014 sind laut Management rund vier Millionen Menschen in das Einkaufszentrum im Europaviertel gekommen. „Im Schnitt hatten wir etwa 46 500 Besucher am Tag“, so Latz. Die Zielgröße von 25 000 Menschen täglich habe man klar übertroffen. Auch verteilten sich die Kunden gleichmäßig. „Wir haben keine toten Ecken“, erklärt der zweite Centermanager. Zudem stehe man im ständigen Dialog mit den Mietern, ernsthafte Klagen seien nicht bekannt.

Händler sind unzufrieden und klagen über Dreck

Werden hingegen die Händler gefragt, die sich nicht ausdrücklich an das junge und auf Modeschnäppchen ausgerichtete Zielpublikum des Centers wenden, sind die Klagen kaum zu überhören. „Es ist oft dreckig, denn die Überreste der Mahlzeiten aus dem Food-Court liegen in den Gängen herum“, sagt ein Filialleiter, der seinen Namen aus Rücksicht auf den laufenden Mietvertrag seines Ladens jedoch nicht nennen will. Seine Aussage wird von vielen anderen Ladeninhabern bestätigt. Demnach machen die sogenannten Ankermieter wie die irische Billigmode-Kette Primark oder Mediamarkt gute Umsätze. Kleinere und vor allen Dingen hochpreisige Anbieter tun sich im Milaneo dagegen offenbar schwer.

Im Gerber gab es bereits die ersten Mieterwechsel (zwei Eisdielen, ein hochwertiger Schuhladen) – und damit verbunden öffentliche Klagen über mangelnde Kundenfrequenz. Die Verantwortlichen zeigen sich allerdings entspannt. „Es kann immer wieder Veränderungen geben. Ein Wechsel von fünf Prozent der Mieter pro Jahr ist völlig normal“, erklärt Oliver Grünwald, der Manager des Gerber. Die ausgegebene Zielgröße von rund 20 000 Besuchern pro Tag habe man erreicht. Zudem gelingt offenbar die angestrebte Anbindung an die Innenstadt. „Die Ladenbesitzer des Viertels berichten uns, dass sie von der Frequenz, die vom Gerber generiert wird, profitieren“, sagt Grünwald. Grundsätzlich zeigt sich der Centermanager zufrieden: „Es gibt immer Luft nach oben, doch speziell eine Quote von 50 Prozent Stammkunden, also Menschen, die mindestens einmal pro Woche bei uns einkaufen, ist vier Monate nach Eröffnung ein Erfolg“.

Im Gerber stehen werden weitere Wechsel kommen

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung stehen im Gerber in den kommenden Monaten allerdings noch weitere Veränderungen an. Wie in Handelskreisen berichtet wird, hat das Center mit Hochdruck die volle Vermietung der Ladenflächen zum Eröffnungstermin im vergangenen September angestrebt. Nun soll die Ausrichtung des Einkaufszentrums auf urbane, hochwertige Mode geschärft werden. Speziell im Obergeschoss sollen demnach neue Mieter einziehen.

Seite 2: Wohnen

Bis auf zehn Einheiten sind die 68 Wohnungen auf dem Dach des Gerber inzwischen bezogen. Rund 140 Menschen werden hier für Mieten von 13 bis 17 Euro pro Quadratmeter leben. Die Preise hatten offenbar auch keinerlei abschreckende Wirkung – mehr als tausend Anfragen hat es für die Mietwohnungen gegeben.

Über dem Milaneo entstehen 415 Wohneinheiten verteilt auf die drei Gebäude, die im Sommer bezogen werden. Die Kaltmiete liegt zwischen zwölf und 17 Euro. Über dem Mittleren Block sind nach Angaben des Bauherrn, der Bayrischen Hausbau, zwei Drittel der 150 Einheiten vermietet. Von den 131 Wohnungen im westlichen Baufeld ist ein Drittel reserviert. Der größte Teil der Wohnungen wurde bereits als Kapitalanlage an Immobilienfonds verkauft.

Seite 3: Büros

Über beiden Einkaufszentren entstehen neben den Wohnungen noch jeweils rund 7000 Quadratmeter Bürofläche. Hier scheint die Vermietung jedoch nur schleppend voran zu gehen. Das Gerber hat dabei allerdings die Nase vorn. Hier sind rund 1000 Quadratmeter an die Anwaltskanzlei Gaßmann & Seidel vermietet. Zwei weitere Verträge für insgesamt weitere 1000 Quadratmeter wurden jüngst abgeschlossen. Ein Bauträger und ein Steuerberater werden über dem Center einziehen. Die Büromieten liegen in einem Bereich von 17,50 bis 18,50 Euro – ein Wert, der noch unter den rund 21 Euro je Quadratmeter Spitzenmiete auf dem Stuttgarter Markt liegt. Bis zum Jahresende wollen die Verantwortlichen des Bauherrn, der Württembergische Lebensversicherung AG, mehr als zwei Drittel der Büroflächen fest vermietet haben.

18,50 Euro Büromiete pro Quadratmeter

Davon scheinen die Macher des Milaneo noch weit entfernt zu sein. Bislang sind lediglich 500 Quadratmeter an die Wacker Chemie AG vermietet. Trotzdem berichten die Verantwortlichen auf Anfrage stets von „steigender Nachfrage und aussichtsreichen Gesprächen“. Die Mieten liegen im Schnitt bei 18,50 Euro je Quadratmeter.

Seite 4: Hotel

Zum Milaneo gehört zudem ein Hotel entlang der Heilbronner Straße. Von Frühjahr dieses Jahres an sollen dort 165 Zimmer zur Verfügung stehen. Der Betrieb wird zur Marke Aloft Hotels gehören.