Es ist die Überraschung des Jahres beim Thema Stadtentwicklung: Die Nanz-Gruppe will das historische Gebäude zwar abreißen, aber dann rekonstruieren. So schlägt sie mehrere Fliegen mit einer Klappe.

Göppingen - So ein Projekt gab es in Göppingen noch nie: Ein ortsbildprägendes Gebäude wird abgerissen – und danach, dem historischen Vorbild entsprechend und modernen Bauvorgaben genügend, wieder aufgebaut. Genau das plant die Nanz-Gruppe mit dem Hotel Apostel, gegen dessen geplanten Abriss Stadträte, viele Bürger und auch der Gestaltungsbeirat immer wieder protestiert hatten.

 

Die Nanz-Gruppe und die Stadtverwaltung haben am Freitagmittag die neuesten Pläne zur Zukunft des Apostel-Areals präsentiert. Der erste Bauabschnitt mit einem Neubau für den Edeka-Markt und Eigentumswohnungen wird bereits an der Ecke Schützenstraße/ Geislinger Straße von der städtischen Wohnbau realisiert. Nun steht auch fest, wie der zweite Bauabschnitt, den die Nanz-Gruppe übernimmt, aussehen wird. Die neuen Pläne unterscheiden sich erheblich von der ursprünglichen Planung, nicht nur, weil das historische Apostel Hotel als Neubau eine neue Zukunft erhält.

Mix aus Wohnen und Einkaufen statt Shoppingmall

Statt der ursprünglich anvisierten Einkaufsmeile sind die Investoren inzwischen in Absprache mit der Stadt zum Teil auf den Bau neuer Wohnungen umgeschwenkt. Die Fläche für den Einzelhandel wird daher etwas kleiner ausfallen. Die Untere Marktstraße wird von dem Hotel dominiert, im rückwärtigen Bereich des Komplexes, auf dem heute das MCC-Kinocenter steht, entstehen die Geschäfte und Wohnungen.

Florian Nanz von der Nanz-Gruppe aus Stuttgart betont, wie wichtig es dem Familienunternehmen gewesen sei, die Vorschläge der Bürger und der Stadt bei der Planung zu berücksichtigen. Schließlich wolle man in Göppingen langfristig investieren und auch noch in 20 Jahren ein gutes Verhältnis zu den Akteuren vor Ort pflegen. Deshalb habe man sich auch die Zeit genommen, die Pläne zu überarbeiten.

Das Hotel in seiner heutigen Form zu erhalten oder zumindest die Fassade stehen zu lassen, sei allerdings weder technisch noch finanziell möglich gewesen. Zum einen seien die Deckenhöhen deutlich zu niedrig für ein modernes Hotel. Zum anderen genügten das Gebäude und seine Fassade weder den Anforderungen an den Brandschutz, noch denen an eine moderne Wärmedämmung.

Baubürgermeister denkt bereits über die nächsten Projekte nach

„Im Fall des Falles würde die alte Fassade brennen wie Zunder“, so Nanz. Das hätten Untersuchungen von Fachleuten ergeben. Deshalb habe man zusammen mit dem Architekturbüro Klaus von Bock, das vor drei Jahren einen Wettbewerb für das Projekt gewonnen hatte, eine Rekonstruktion des bestehenden Hotels mit rund 120 Zimmern geplant. Ursprünglich hatte das Büro eine futuristische Interpretation des historischen Hotels geplant.

Die Rekonstruktion sehe eine Front mit je acht Fenstern samt Klappläden in den drei Obergeschossen vor, auch der Zierfries, die Ornamente, die kompakte Bauweise und die Gebäudehöhe blieben erhalten. Das Erdgeschoss wird mit einer Lobby und Geschäften ansprechend gestaltet. Denn der Edeka im Erdgeschoss des bestehenden Gebäudes zieht in die neuen Räume im ersten Bauabschnitt der Apostelhöfe und macht damit den Weg für ein ansprechenderes Ambiente frei.

Die Investoren hoffen, im Hebst kommenden Jahres mit dem Neubau beginnen zu können. Denn im Frühjahr ist Teil eins der Apostelhöfe fertig, der Abriss des Hotels und des Kinokomplexes könnte dann im Sommer über die Bühne gehen.

Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till zeigt sich von dem Vorhaben begeistert: „Dieses Hotel wird erstklassig sein.“ Er sei froh, dass die Nanz-Gruppe so viel Verständnis für die Wünsche der Bürger aufgebracht habe. Der Baubürgermeister Helmut Renftle denkt bereits darüber nach, inwieweit die Rekonstruktion auch zum Vorbild für andere Bauprojekte in der Stadt werden könnte.