Das letzte verbliebene Grundstück für ein Hochhaus im Europaviertel steht kurz vor dem Verkauf. Auf der Fläche könnte ein weiteres Hotel entstehen. Die Bieter sind keine Unbekannten.

Stuttgart - Das Immobilienkarussell im Europaviertel dreht sich weiter. Zwischen dem Einkaufszentrum Milaneo, der Heilbronner Straße und den Gebäuden der Landesbank direkt hinter dem Hauptbahnhof darf laut Bebauungsplan ein weiteres Hochhaus à la Cloud No 7 entstehen. Der Verkauf des Grundstücks durch die Deutsche Bahn steht offenbar kurz bevor. Die Bieter sind keine Unbekannten.

 

Derzeit graben die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) auf den Baufeldern vier und fünf des A1-Areals noch Tunnel für die Stadtbahn. Damit wollen die SSB nach eigenen Angaben Mitte bis Ende 2017 fertig sein. Die Flächen sind Eigentum der Deutschen Bahn (DB), die ihre Liegenschaften eigentlich im Internet bewirbt. Doch unter dem Link für Baufeld fünf, das Hochhausgrundstück, ist aktuell kein Inserat mehr zu finden. Kenner des Immobilienmarkts deuten das so: „Die Bahn hat eine gewisse Anzahl an Angeboten erhalten und sucht sich nun den meistbietenden Käufer aus.“

Stadt: Hotel ist ausnahmsweise zulässig

Einer der Kaufinteressenten ist Tobias Fischer, der bereits als Bauherr des Luxushochhauses Cloud No 7 in direkter Nachbarschaft aktiv ist. „Wir bewerben uns um das Grundstück“, bestätigt Fischer. „Denkbar wären ein Hotel oder Büros.“

Ersteres ist auf dem Areal zwar gar nicht vorgesehen. Trotzdem sei ein Hotel aber „ausnahmsweise zulässig“, erklärt der Sprecher der Stadt, Sven Matis. „Gründe, die gegen die Erteilung einer Ausnahme sprechen, sieht das Baurechtsamt im Moment nicht“, so Matis weiter. Laut Bebauungsplan ist das Europaviertel „als Schwerpunkt für Handel, Dienstleistungen und Kultur im Sinne einer urbanen Nutzungsmischung“ geplant. Eine Ausnahme ist nur genehmigungsfähig, wenn es die Ziele des B-Plans nicht gefährdet. Aktuell sind bereits vier Hotels auf dem Gelände geplant oder bereits in Betrieb.

Auch eine Firma aus Mannheim ist im Rennen

Sollte der Plan von Tobias Fischer, dem Vorstandsvorsitzenden der Schwäbischen Wohnungs AG, aufgehen, könnte bald ein erheblicher Teil der Phalanx entlang der Heilbronner Straße in seiner Hand sein. Neben dem Cloud No 7 und dem Grundstück für das Hochhaus auf Baufeld fünf will sich Fischer ebenfalls um das danebenliegende Baufeld vier bewerben. Das hatte der Unternehmer beim Richtfest seines Luxusturms im Mai verkündet. Als mögliche Nutzung wird an dieser Stelle über ein Messe- und Kongresszentrum diskutiert. Eine Idee, für die Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) und Stuttgarts Tourismuschef Armin Dellnitz parallel auffallend deutlich ihre Unterstützung signalisiert haben.

Als weiterer Bewerber für das Hochhausgrundstück direkt neben dem Milaneo ist nach Informationen der Stuttgarter Zeitung zudem die Firma Fay Projects GmbH aus Mannheim im Rennen. Fay ist genau wie Fischer bereits im Europaviertel aktiv. Die Gesellschaft hat erst vor Kurzem mit dem lange angekündigten Bau des Bürogebäudes Europa Plaza direkt neben der Stadtbibliothek begonnen. Man prüfe den Erwerb des Grundstücks, bestätigt der Fay-Geschäftsführer Ralph Esser. Grundsätzlich könne man sich auf diesem Baufeld verschiedene Dinge vorstellen. „Sollten wir den Zuschlag erhalten, würden wir aber wahrscheinlich eher eine gewerbliche Nutzung anstreben“, so Esser weiter.

Die Bahn als Verkäufer der Grundstücke erklärt, Bewerber seien aufgefordert gewesen, bis zum 31. Juli ihre Gebote für das Baufeld fünf abzugeben. „Entscheidungskriterium ist das für den Eigentümer wirtschaftlichste Kaufangebot“, sagt ein Bahn-Sprecher. Die Entscheidung, wer auf dem Hochhausgrundstück bauen darf, sei jedoch noch nicht gefallen. Und weiter: „Der Verkaufsstart für Baufeld vier ist für das Jahr 2017 vorgesehen.“

Zusätzlich zu den Bauaktivitäten im Europaviertel gibt es eine Einrichtung auf dem Areal, die in der Nachbarschaft erweitern will. Die Sparkassenakademie will an der Wolframstraße gegenüber vom Milaneo ein Gästehaus für rund 100 Mitarbeiter bauen. „Wir haben nach eineinhalb Jahren festgestellt, dass die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten sehr hoch ist“, sagt der Pressesprecher des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, Stephan Schorn. Aus diesem Grund habe man sich zu diesem Schritt entschlossen. Die genaue Adresse will Schorn noch nicht preisgeben. „Es stehen noch Gespräche mit der Stadt aus“, sagt er.