In Stuttgart ist die Forderung nach einem neuen Veranstaltungsort in zentraler Lage laut geworden. Ein neues Tagungszentrum könnte bereits in einigen Jahren entstehen – der Bedarf jedenfalls ist groß.

Stuttgart - Die Idee für den Bau eines neuen Kongresszentrums in der Stadtmitte nimmt konkretere  Formen an. Ein potenzieller Investor steht schon bereit, eine Marktanalyse hat den Bedarf nach neuen Tagungsflächen klar ergeben. Zudem hat der Erste Bürgermeister, Michael Föll, eine zeitliche Vorgabe gesetzt.

 

In Stuttgart herrscht ein Mangel an Kongressstätten. Eine Analyse belegt, dass in der Stadt Veranstaltungsorte für Tagungen mit bis zu 1500 Teilnehmern fehlen. Die Untersuchung wurde am Freitag im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates vorgestellt. Die Autoren kommen zu dem Fazit, dass im besten Fall auf einem Grundstück in der Innenstadt in der Nähe des Bahnhofs neu gebaut werden sollte. Denn baue die Stadt ihre Kapazitäten im Kongressbereich nicht aus, drohe sie im Wettbewerb abgehängt zu werden.

Finanzbürgermeister: Chance heute nutzen

Michael Föll (CDU) macht kein Geheimnis daraus, dass er den Bau eines neuen Kongresszentrums für eine gute Idee hält. „Die Chance müssen wir jetzt nutzen und nicht in zehn Jahren“, sagt Föll und fügt an: „Wir müssen uns entscheiden, ob wir das große Potenzial der Stadt als Tagungsstandort ausnutzen oder ob wir die Chancen auf dieses Geschäft anderen Städten überlassen.“

Deutschland liegt im weltweiten Tagungsgeschäft in Sachen Beliebtheit auf Rang eins vor den USA und Spanien. Stuttgart belegt unter den nationalen Standorten Rang sieben. Das berichtete Stuttgarts Tourismuschef Armin Dellnitz am Freitag im Ausschuss. „Die Stadt hat ein sehr großes Potenzial“, erklärt Dellnitz. „Es fehlt aber schon heute an Räumlichkeiten.“

Eines der Ergebnisse der Studie: Stuttgart konkurriert national mit Städten wie Düsseldorf, Hannover und Frankfurt. In diesem Vergleich wird der Landeshauptstadt ein „überdurchschnittliches Potenzial“ attestiert. Die Gründe sind neben der Lage der Stadt das Image als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. Gleichzeitig erkennen die Autoren der Untersuchung in der Stadt aber eine „unterdurchschnittliche Veranstaltungsinfrastruktur“ im Vergleich mit den Wettbewerbern. „Wenn wir da nichts tun, werden wir abgehängt“, erklärt Dellnitz auf Anfrage der StZ. Zudem betont der Tourismuschef: „Wir haben den Autoren weder Input gegeben noch unsere Meinungen und Wünsche eingebracht.“

Investor steht bereit

Als eine der größten Hürden beim Bau eines neuen Tagungs- und Kongresszentrums galt bisher immer, dass sich für ein solches Projekt nur schwer Investoren und Bauherren finden lassen. Doch für einen großen Tagungsstandort in der Innenstadt steht ein stadtbekannter Investor schon bereit. Auf der Pressekonferenz zum Richtfest des Luxuswohnturms Cloud No. 7 im Europaviertel sagte Bauherr Tobias Fischer vor Journalisten: „Ich werde mich um ein Grundstück und für den Bau einer großen Convetion Hall bewerben.“

Mit Blick auf die aktuelle Lage des Veranstaltungsstandorts Stuttgart kommt die Marktanalyse zu folgendem Schluss: Schon heute gibt es eine große Nachfrage, die mit den vorhandenen Räumlichkeiten nicht befriedigt werden kann. Die Autoren sprechen von einem Engpass. Daher gelte es, die Angebote im innerstädtischen Bereich zu verstärken und auszubauen, da die Nachfrage, Kongresse in Stuttgart abzuhalten, in Zukunft weiter steigen werde.

Doch nach aktuellem Stand werden die Tagungsorte in der Stadt in den kommenden Jahren eher weniger als mehr. Das Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle (KKL) ist der wichtigste Veranstaltungsort der Stadt und muss rasch saniert werden. Eine einjährige Schließung vom Sommer 2019 an ist bereits angekündigt.

Die möglichen Standorte

Der Erste Bürgermeister Michael Föll hatte jüngst auf StZ-Anfrage bereits drei mögliche Baugrundstücke für ein neues Kongresszentrum genannt. Als taugliche Bauplätze gelten die Baufelder vier und fünf des Europaviertels entlang der Heilbronner Straße zwischen Einkaufszentrum Milaneo und den Bauten der LBBW, die Fläche zwischen der alten Bahndirektion an der Heilbronner Straße und der Jägerstraße sowie die heutige Gleisfläche hinter dem Bonatzbau im Anschluss an den geplanten Straßburger Platz. Mit der Vorgabe, neue Tagungsflächen innerhalb von zehn Jahren zu schaffen, muss die Wahl aber fast zwangsläufig auf die Grundstücke im Europaviertel fallen. Die Gemeinderäte aller Fraktionen mit Ausnahme von SÖS-Linke-Plus signalisierten am Freitag ihre Unterstützung.