Im Februar rücken die Bagger an, um anstelle der Rathausgarage Platz für einen Neubau mit Läden, Gastronomie, Büros und einer Kita zu schaffen. Der Verkehr wird über die Stein- und Nadlerstraße abgewickelt.

Stuttgart - Die öko-soziale Mehrheit hat im Wirtschaftsausschuss eine Wiederauferstehung gefeiert, die in den Etatberatungen etablierte schwarz-grüne Koalition macht Pause. Mit neun Stimmen von Grünen, SPD sowie SÖS-Linke-Plus ist der Abbruch der Rathausgarage an der Eichstraße und der sechsstöckige Neubau beschlossen worden. Zwei unterirdische Garagengeschosse, zwei Läden und ein Restaurant samt Außengastronomie im Erdgeschoss, drei Büroetagen für die Stadtkämmerei sowie eine Betriebskindertagesstätte mit drei Gruppen und Flächen für die kommunalen Server – so sieht das Raumprogramm des Neubaus vor.

 

Von 10. Januar an darf im städtischen Parkhaus, das auf zwei unterirdischen und drei oberirdischen Etagen 279 Autos Platz bietet, nicht mehr geparkt werden. Im August 2018 soll der Neubau fertig und eine der hässlichsten Ecken der Stadt ansprechend gestaltet sein. Weniger der Preisanstieg um 2,7 auf 42,5 Millionen Euro nährt den erbitterten Widerstand von CDU, Freien Wählern, AfD und FDP, sondern der Wegfall von rund 150 Stellplätzen im Herzen der Stadt. Sie befürchten negative Auswirkungen auf die Gastronomie und den Einzelhandel, wenn man nicht mehr vor der Tür parken kann.

Der Neubau hat erhebliche Auswirkungen auf das Umfeld

Für die Grünen ist diese Kritik nicht nachvollziehbar; es gebe in der Umgebung ausreichend freie Plätze in Parkhäusern. Davon hat die Stadtverwaltung nun Dutzende für den Eigenbedarf angemietet. Das Thema ist im Grundsatz bereits bei den Haushaltsberatungen vor zwei Jahren beschlossen worden, als man dafür mit knapper Mehrheit von einer Stimme (und zwar der von OB Fritz Kuhn) fast 40 Millionen Euro reserviert hat. Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) wies am Freitag darauf hin, dass sowohl die Rathausgarage sanierungsbedürftig sei als auch das Gebäude, in dem sich heute die Kämmerei befindet (Kosten allein dafür 25 Millionen Euro). Das Projekt rechne sich also – trotz der geringeren Parkgebühreinnahmen.

Der Neubau hat für die Dauer von eindreiviertel Jahren erhebliche Auswirkungen auf das Umfeld. Im Februar 2016 soll mit dem Abbruch des Gebäudes begonnen werden. Wenn von Mai an die Baugrube ausgehoben wird, ist die um das Parkhaus herumführende Eichstraße nur noch für Fußgänger passierbar. Damit dieser Bereich (und der Rathausinnenhof) überhaupt noch mit Fahrzeugen angefahren werden kann, beseitigt die Stadt die Barriere zwischen der zum Rathaus führenden Steinstraße und der in Richtung Eber-hardstraße und B27 führenden Nadlerstraße. Das findet der Besitzer des italienischen Restaurants Pane e Vino gar nicht lustig, muss er doch für die Bauzeit auf seine beliebte Außengastronomie verzichten, da dort die Autos um die Ecke biegen. Offiziell weiß er davon auch noch gar nichts.

Die zwei unterirdischen Garagen haben 137 Stellplätze, es können dort auch bis zu zwölf Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. In den Fahrbereichen beträgt die lichte Höhe 2,10 Meter. Dort wo geparkt wird, ist die Decke durch Installationen aber so niedrig, dass „in weiten Teilen“ nur vorwärts eingeparkt werden kann. Die Ein- und Ausfahrt erfolgt künftig nicht mehr über die Eichstraße und den Töpferplatz, sondern über die Nadlerstraße, ein Umfahren des Gebäudes entfällt. Die zusätzliche Investition von 210 000 Euro für ein Parkleitsystem scheint gut angelegt, denn wer – wie heute üblich – die rote Besetzt-Ampel missachtet und in die Nadlerstraße einfährt, befindet sich in der Einfahrspur und hat keine Möglichkeit mehr zu wenden.