Die Gegend rund um die Stuttgarter Hospitalkirche ist unter stetiger Beteiligung der Bürger umgestaltet worden. Aus Sicht der Stadt hat sich es sich gelohnt, die Menschen einzubinden.

Stuttgart - Die erste städtische Sanierung mit Bürgerbeteiligung trägt sichtbare Früchte. Mit diesen Worten präsentiert der Verein Forum Hospitalviertel die Ergebnisse eines jahrelangen Prozesses, an dessen Ende unter anderem der neu gestaltete Hospitalplatz steht.

 

„Ich bin stolz, dass wir hier einen richtigen Platz samt Fußgängerzone haben“, sagt Pfarrer Eberhard Schwarz, der Vorsitzende der Quartiersinitiative. Ursprünglich sollte der Verkehr nur beruhigt werden oder ein Shared Space ähnlich der Tübinger Straße entstehen, so Schwarz. Dass nun tatsächlich ein autofreier Platz entstanden ist, sei der Verdienst der Bürgerbeteiligung.

Zwei Vorhaben stehen noch aus

Während an der Gymnasiumstraße am Hospitalhof noch gegraben wird, ist der Platz selbst bereits fertig. Die Fläche rund um die Hospitalkirche gehört zum Sanierungsgebiet Stuttgart 26. Die Arbeiten im Viertel sind Teil der Stadterneuerung. „Der Abschnitt der privaten Gebäudeumbauten geht langsam zu Ende“, berichtet Astrid Schmelzer. Sie ist die zuständige Projektleiterin beim Stadtplanungsamt. „Zwei Vorhaben stehen aber noch aus“, berichtet sie. Der Vorplatz der Synagoge an der Hospitalstraße soll erneuert werden. „Zudem wollen wir die Ecke Leuschner- und Fritz-Elsas-Straße aufwerten.“ Dort soll eine Art Denkmal entstehen. „An diesem Ort hat im Jahr 1849 eine Abordnung des Frankfurter Parlaments vergeblich versucht, in Württemberg eine Demokratie einführen“, so Schmelzer.

Dass die Sanierung des Hospitalviertels unter ständiger Einbindung der Bürger und Anlieger abgelaufen ist, wird klar, wenn man sich die vielen Details ansieht, die den Menschen den Alltag leichter und angenehmer machen sollen. In der Umgebung gibt es zahlreiche Einrichtungen für blinde und körperlich behinderte Menschen. „Diese beiden Gruppen haben allerdings völlig unterschiedliche Anforderungen an ihre Umgebung“, berichtet Schmelzer. Während die Blinden klare Kanten, etwa am Übergang von Straße zu Gehweg brauchen, um sich ihren Weg mit dem Stock zu ertasten, kann eine Stufe von wenigen Zentimetern Höhe für einen Rollstuhlfahrer bereits zu einem echten Hindernis werden.

Wege von Blinden und Behinderten getrennt

„Aus diesem Grund haben wir versucht, die Wege dieser Personen auf dem Platz und den umliegenden Straßen zu trennen“, berichtet die Projektleiterin. Die neuen Bordsteine sind daher an der einen Stelle abgeflacht und an einer anderen kantig und klar zu ertasten. „All das war nur in der Zusammenarbeit des Forums Hospitalviertel, der Stadt, der Bürgerstiftung und den verschiedenen Arbeitsgruppen möglich, die sich immer wieder getroffen haben“, erklärt Schwarz. Insgesamt seien mit Sicherheit mehrere Hundert Menschen beteiligt gewesen.

Die Sanierung des Hospitalplatzes hat am Ende 3,4 Millionen Euro gekostet – 2,1 Millionen waren ursprünglich einmal veranschlagt. „Die Mehrkosten sind in erster Linie auf die gestiegenen Kosten im Tiefbau zurückzuführen“, so Projektleiterin Schmelzer. Trotz der Kostensteigerung hat sich die Bürgerbeteiligung auch aus Sicht der Stadt gelohnt. „Wir haben eine bessere Lösung für alle erreicht“, sind sich Schmelzer und der Pfarrer einig.

Das Erreichte soll nun am Donnerstag, 23. Juli, mit einem Einweihungsfest in der neuen Fußgängerzone zwischen Hospitalplatz, Gymnasiumstraße und Hohe Straße der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das Fest soll um 15 Uhr beginnen.