Öffentliche Räume treten immer mehr in Konkurrenz mit klassischen Sportstätten. Der Stuttgarter Sportkreis startet daher das Projekt Sportpool in Cannstatt.

Stuttgart - Welche Zukunft haben Sportvereine? Welche Herausforderungen stellen der demografische Wandel, neue Sportarten und der Trend zur Individualisierung an die Vereine? Zum 24. Mal trafen sich die Vertreter der Stuttgarter Sportvereine, der Stadtverwaltung und der Politik zum Stadtforum Sport zu einem Austausch zu diesen aktuellen Entwicklungen. Organisiert wird die Veranstaltung vom Sportkreis Stuttgart und dem Amt für Sport und Bewegung.

 

„Wir können nicht länger nur im Vereinsheim sitzen und warten, bis die Menschen kommen“, sagt Sportbürgermeister Martin Schairer (CDU). Man müsse neue Wege gehen, um den Anschluss nicht zu verlieren, ohne gleich jedem Trend hinterherzurennen. Digitalisierung ist eine Stellschraube, an der Vereine drehen können. Die ältere Generation sperrt sich oft noch gegen Veränderungen. „Aber zumindest um eine gepflegte Homepage kommt man nicht mehr herum“, sagte der Sportkreisvorsitzende Fred-Jürgen Stradinger. Die 295 Vereine in Stuttgart mit rund 180 000 Mitgliedern müssten sich immer neuen Aufgaben wie Integration von Geflüchteten, Inklusion und dem Fakt stellen, dass die Räume für Sport vielfältiger werden und in Konkurrenz treten mit der klassischen Vereinssportanlage.

Fußballfeld wird zum Mehrgenerationenplatz

Diesen Trend bestätigt auch eine Untersuchung von Gerhard Steinebach, Forschungsprofessor Stadtplanung der Universität Kaiserslautern, unter dem Titel „Sport- und Bewegungsräume in der Stadt.“ Neben Gesprächen mit Experten wertete Steinebach eine Erhebung mit 7000 Befragten aus und kam zum Ergebnis, dass nur sechs Prozent die klassischen Sportstätten für ihre Aktivitäten nutzen – 78 Prozent jedoch die öffentlichen Flächen für Radfahren, Joggen oder Fitness wählen. „Klassische Sportstätten und sogenannte Ermöglichungsräume müssen verknüpft werden“, sagt Steinebach. Wie man das umsetzen kann, zeigt das Beispiel des rhein-hessischen Clubs Tus Sörgenloch. Der hatte ein altes Fußballfeld in einen Mehrgenerationenplatz umgestaltet, der allen Altersgruppen die Ausübung sportlicher Aktivitäten ermöglicht. Daraus entstand ein attraktives Freizeitgelände. Jetzt kann man dort unter anderem auch BMX fahren oder skaten, Boule spielen oder Roller fahren.

Neue Wege in Sachen Mitgliederentwicklung geht der Sportkreis Stuttgart. Das Projekt „Sportpool – ein kooperatives Mitgliedschaftsmodell für Vereine“ wird demnächst an den Start gehen. Clubs schließen sich dabei zu einem Verbund zusammen und öffnen Teile des regulären Übungsbetriebs für Interessierte. Diese Angebote veröffentlicht der Sportkreis dann auf der Homepage. Die Menschen werden zeitlich befristet Mitglied in diesem Verbund und können die Angebote im Sportpool nutzen. Dafür zahlen sie eine monatliche Gebühr, die Mitgliedschaft ist monatlich kündbar. Als Pilot wurde der Stadtbezirk Bad Cannstatt ausgewählt.