Zehn Bienenvölker leben im Garten von Gabriele Kübler mitten in Waiblingen. Die Hobbyimkerin ist ein Fan der Stadtimkerei: Der feste Standort erspart ihr die mühsame Schlepperei und der Umwelt Abgase.

Waiblingen - Wenn Gabriele Kübler ihre Bienenvölker im Garten besucht und dort den Geruch von reifen Bananen wahrnimmt, dann dreht sie lieber noch einmal um und streift ihren Imkeranzug über. Eigentlich seien ihre fleißigen Buckfast-Bienen sanftmütig, sagt die 51-jährige Waiblingerin, „da kann man mit einem Gsälzbrot neben dem Kasten sitzen“. Aber sobald dieser typische Duft in der Luft liege, sei das ein Zeichen, dass die Tiere stechlustig sind.

 

Seit zwei Jahren hält Gabriele Kübler Bienenvölker mitten in Waiblingen – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Arbeitsamt und dem Staufer-Schulzentrum. Der Küblersche Garten in der Heinrich-Küderli-Straße bietet gemeinsam mit einer Dachterrasse genug Platz für bis zu zehn Völker, die „Waiblinger Stadthonig“ produzieren.

„Urban beekeeping“ will mehr Natur in die Stadt bringen

Die Stadtimkerei, auch als „Urban beekeeping“ bekannt, ist eine recht junge Bewegung, die mehr Natur und damit auch Bienen zurück in die Stadt bringen will (siehe „Biene als Botschafterin“). In Großstädten wie New York, Sydney, London oder Berlin hat die Idee viele Fans, gerade unter den Freizeitimkern, und auch Gabriele Kübler war begeistert, als sie davon gelesen hat. Bienen haben die Waiblingerin schon als Kind fasziniert. Später hat sie Bienenhaltern in ihrem Bekanntenkreis geholfen. Und sie hat viele, viele Bücher gelesen. „Ich habe mir zuerst die Theorie angeeignet. Es wird ja oft suggeriert, dass die Bienenhaltung total einfach ist – aber man zahlt viel Lehrgeld.“

Dass ihre Bienenvölker das ganze Jahr an einem Standort in der Stadt bleiben, hat aus Gabriele Küblers Sicht mehrere Vorteile: Die Stöcke werden nicht von Ort zu Ort gefahren, so dass keine Abgase erzeugt und kein Benzin verbraucht wird. Zudem bleibt der 51-Jährigen, die mit Rückenproblemen zu kämpfen hat, viel Schlepperei erspart. Ein Kasten mit Bienen wiegt zwischen 20 und 30 Kilogramm.

Und was halten die Bienen von ihrem Wohnort in der Innenstadt? Sie fühlten sich wohl, sagt Gabriele Kübler: „Ich sehe, dass sich die Völker im Frühjahr viel schneller vergrößern, weil es in der Stadt etwa zwei bis drei Grad wärmer ist und die Pflanzen früher blühen.“ Das Nahrungsangebot sei gut. „Bienen haben einen Flugradius von drei Kilometern und hier gibt es von März bis in den Herbst Pollen und Nektar.“ Vergissmeinnicht aus Nachbars Garten, Lavendel von der Straßenbegrünung, und dann wären da noch die Ahorn-, Linden- oder Kastanienbäume, die beim Waiblinger Bahnhof und auf dem Friedhof stehen. „Stadthonig ist ein Mischmasch aus allem. Ich finde, es gibt nichts Besseres.“

Die Bienen haben einen eingebauten Filter

Außerhalb der Stadt hätten es Bienen wegen der vielen Monokulturen oft schwer, sagt Gabriele Kübler und nennt einen weiteren Punkt, der den Stadtbienen hilft: „Hier gibt es keine Pestizide.“ Jedes Jahr lässt die Hobbyimkerin ihren Honig bei der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim auf Schadstoffe überprüfen – Fehlanzeige. Auch beim Thema Abgase müssen sich Stadthonig-Esser keine Sorgen machen, versichert Kübler: „Der Nektar sitzt sehr tief in der Pflanze und Bienen habe eine geniale Einrichtung, einen Filter, eingebaut. Der Honig kommt gereinigt im Stock an, sonst würde ja die Brut vergiftet.“

Ihren Honig erntet Gabriele Kübler zwei Mal im Jahr – meist im Mai und im Juli. Der Frühlingshonig, in dem mehr Obstblütennektar steckt, schmeckt mild, der Sommerhonig aromatischer. „Honig ist wie Wein, man kann sagen, welcher es ist“, sagt Gabriele Kübler. In diesem Jahr stecke viel Ahorn, Linde und Kastanie drin. Das aktuelle Bienenjahr bezeichnet die Hobbyimkerin als ein mäßiges. „Es hat toll angefangen, weil es früh warm war, aber dann sind die Temperaturen in den Keller gegangen und die Bienen haben fast den ganzen Honig für sich gebraucht."

Ihren Stadthonig haben die Küblers anfangs allein verzehrt, nun geben sie auch anderen etwas davon ab. Die Kunden klingeln einfach an der Tür, oder sie decken sich auf dem Waiblinger Wochenmarkt ein. „50 Prozent der Leute wollen unseren Honig verschenken“, erzählt Gabriele Kübler, deren Honig auch auf amerikanischen Frühstückstischen steht. Im Mehrwegglas, versteht sich, versehen mit einem Etikett, das die Tochter gezeichnet hat. Es zeigt, unverkennbar dank des Hochwachtturms, die Silhouette der Stadt Waiblingen.