In manchen Club kommt nur, wer Individuelles zu berichten weiß. Beim Konzert im Ribingurumu an der Theodor-Heuss-Straße reicht zum Glück nur eine Spende für Musiker.

Stuttgart - Kürzlich standen wir in einer Schlange vor einem Club in Berlin. Es war kalt. Wahnsinnig kalt und die Schlange war lang. Ja, wahnsinnig lang. Was tut man nicht alles als Party-Tourist in der Hauptstadt samstagmorgens um halb vier? Wir warteten geduldig und gut vorbereitet: die Schuhe poliert, die Kleidung großstädtisch, das Hochdeutsch akzentfrei. Am Eingang angekommen, blicken wir mit strahlendstem Lächeln in Richtung Türsteher. Große, junge Männer, die Muskeln bosstransformiert, freundlich zurücklächelnd. Wir sind sicher: Läuft bei uns.

 

Doch dann öffnet sich die Tür einen Spalt. Heraus tritt eine Dame, etwa Mitte Fünfzig, langes graues Haar, Kuscheltiere auf dem Arm. „Sagt irgendetwas Individuelles!“ schreit sie uns entgegen. Sie ist es also, die es von unserer Hauptstadttauglichkeit zu überzeugen gilt, nicht die schweren Jungs rechts und links von ihr. Pause. Sie blickt uns böse an, während sie weiter zärtlich ihre Kuscheltiere streichelt. „Sagt irgendetwas Individuelles!“ ruft die Dame noch einmal mit Nachdruck und gleich fünf mal hintereinander. „Hurz!“ schreit meine Begleitung verzweifelt. Die Kuscheltier-Lady hört auf zu Streicheln und legt den Kopf schräg. Bestanden? Sie fragt: „Welcher DJ legt heute Abend auf?“ Herausforderung angenommen. „Haftbefehl?“ Die Tür fällt ins Schloss. Fand sie nicht lustig, die knallharte Frau mit den Stofftieren im Arm.

Weniger Ärger sollte der Besuch des Ribingurumu machen. Die Bar an der Theodor-Heuss-Straße ist für die entspannte Atmosphäre bekannt. Im Gegensatz zu anderen Etablissements in der Umgebung ist Abhängen statt Abtanzen angesagt. Außerdem: keine Türsteher, kein Eintritt, kein Friedhof der Kuscheltiere. Ein Glück. Und ein noch viel größeres Glück, dass der lässige Laden in regelmäßigen Abständen Musiker in die Bar holt. Statt Eintritt zu bezahlen, heißt es spenden. Dann heißt die Veranstaltung, wie könnte es anders sein, „WeSingurumu“. Am Donnerstag ist der Gitarrist und Sänger Noah Kwaku der musikalische Gast im Ribi – so die Abkürzung der Chef-Abhänger, denn nach drei Bier kann kein Mensch mehr den Namen aussprechen. Der Stuttgarter ist grade dabei voll durchzustarten, spielt zusammen mit seinem Bandkollegen Nemelka auf dem Techno-Fest Semf am kommenden Samstag und im nächsten Jahr sogar im deutschen Pavillon auf der Expo in Mailand. Läuft.