Wenn Wasenbesucher zu Elektrohasen werden und Lederhosen draußen bleiben müssen. Ein paar letzte Volksfest-Geschichten.

Stuttgart - Wir müssen noch einmal über den Wasen sprechen. Das große Volksfest, an dem sich in jedem Jahr die Geister scheiden. Mancher wirft für zweieinhalb Wochen sämtliche sonst so stilsicheren musikalischen Präferenzen über Bord und tanzt grölend auf Bierbänken. Manch anderer bekommt allein beim Anblick der Sonderlinie U 11 Herzrhythmusstörungen. Unter meinen Freunden befinden sich beide Lager.

 

Auch was die Kompatibilität der Wasenbesucher mit dem Nachtleben in Stuttgarts Mitte angeht, ist man sich uneins. Ein Freund von mir schwärmt vom vergangenen Jahr, als eine Horde Wasenbesucher einen Elektroclub stürmte: Weiter können Welten nicht voneinander entfernt sein . In euphorisierter Partyfreude jedoch lagen sich schon bald Lederhosenträger und Elektrohasen auf der Tanzfläche in den Armen – das Gesicht mit Glitzerfarben bemalt und glückselig. Geschichten, wie sie manchmal nur die Nacht schreibt.

Andere Clubbetreiber allerdings möchten kein Risiko eingehen und kleben zur Wasenzeit Schilder an die Scheiben, die Dirndl und Lederhosen den Eintritt untersagen. Ihr müsst leider draußen bleiben! Wie rigoros dieses Verbot durchgesetzt wird, haben wir am Freitag selbst erlebt. In einer Kneipe betreten zwei Herren in Lederhose das Lokal. Kaum angekommen, springt der Wirt hinter der Bar hervor: „Ihr habt das Schild nicht gesehen, oder?“ Nein, aber: „Du kennst uns doch!“ Das interessiert den Wirt wenig, er bittet die Gäste sich umzuziehen und dann: „Bediene ich euch sehr gerne!“ Die anschließende Gewaltandrohung von Seiten der Lederhosen erschreckt uns – der Wirt jedoch lacht. Er trainiere sechs mal die Woche mindestens acht Kampfsportarten erklärt er uns später. Das ist sportlich und wir müssen uns fortan keine Sorgen mehr machen, dass der Mann, der uns die Drinks bringt, K.o. geht.