Die Gästeliste ist der wichtigste Indikator für sozialen Status in der Club-Kultur: Wieso man nachts den Veranstalter lieber nicht angetrunken auf dem Handy belästigen sollte und wo man sich an den kommenden Tagen am besten herumtreiben kann.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart – Zum Einstieg ein Exkurs über die Mechanismen der Ausgehkultur. Der soziale Status eines Clubgängers bemisst sich an der Anzahl der Gästelistenplätze, die er ohne große Mühe klarmachen kann. Ein Platz auf der Gästeliste, in Expertenkreisen GL abgekürzt, berechtigt zum selbstbewussten Umschiffen der Schlange vor der Himmelspforte der Nacht. Ein Gästelistenplatz ohne Begleitung kommt dabei aber einem Anfängerfehler gleich. Ein Mindestmaß an Schicklichkeit vor allem der Begleitung gegenüber ist die Forderung nach einem weiteren Plätzchen auf der Liste, im Expertensprech GL +1 genannt, gerne per Mail oder SMS rechtzeitig angefragt.

 

Was Veranstalter hassen wie der Teufel das Weihwasser, sind GL-Anfragen, die nachts, am besten in nicht mehr ganz nüchternem Zustand, per Handy formuliert werden. Ein „Hallo mein lieber XYZ, stehe gerade mit meiner 18-köpfigen Großfamilie vor dem Club und begehre Einlass“, ist zu Recht verpönt. Wer mit Clubbetreibern und Veranstaltern nachhaltig zusammenarbeiten möchte, verschickt die GL-Anfrage rechtzeitig und wird dann eines Tages mit der Kategorie „GL + X“ belohnt, was einem Vielfliegerstatus bei der Lufthansa gleichkommt. Das X steht dabei für eine beliebige Anzahl hungriger Mäuler, die der Profi-Clubber an der Schlange vorbeischmuggeln darf. Endgültig im GL-Olymp angekommen ist man indes, wenn man erst gar keine Gästeliste im Vorhinein anfragen muss, sondern vom Türsteher devot an den Wartenden vorbeigewinkt wird. Dieser Status wird von Experten als „Brody“ bezeichnet, benannt nach einer legendären Stuttgarter Nachteule. So viel zum kleinen Ausgeh-Knigge für heute.

Elektronisches Menü am Hirschbuckel

Der Weg ins Wochenende führt am Mittwochabend über das Café Galao. Hier haben Kafka Tamura aus Southampton IndiePop im Gepäck. Am Donnerstag lohnt ein Abstecher in die Sandwelt nach Ludwigsburg. Hier zeigt das verehrungswürdige Geschwister-Duo Max und Laura Braun, dass Folk nicht bräsig sein muss. Für den Freitag- und den Samstagabend sei auf das Etablissement Junior am Hirschbuckel hingewiesen, das an beiden Abenden als Ausweichspielstätte für die Beatbox im Keller des Schocken firmiert. Das Menü ist elektronisch. Eine Reise wert ist am Freitagabend auch die Suite 212. Hier legt der Stadtkind-Autor Martin Elbert alias Ram auf. Am Samstag findet schließlich die neue Partyreihe Stu York in der Schräglage statt, bei der den beiden Hip-Hop-Hochburgen New York und Stuttgart gehuldigt wird.