Das Innere der evangelischen Stadtkirche wird umfassend saniert. Fast eine Million Euro kostet die Maßnahmen. Die Kirche muss den Großteil der Kosten selbst aufbringen.

Vaihingen - Bohrer dröhnen, Vorschlaghämmer krachen gegen Wände; das Gerüst, das nahezu die gesamte Stadtkirche in Stuttgart-Vaihingen ausfüllt, ist nicht zu übersehen. Momentan ist der Raum alles andere als ein Ort der stillen Andacht. „Gründe für die Sanierung gibt es viele“, erklärt Gottfried Askani, der Pfarrer und Vorsitzende des Bauausschusses der Gemeinde. Da sei natürlich das Alter der Kirche. Teilweise ist das Gebäude im 13. Jahrhundert entstanden, also im Zeitalter der Gotik. Zum letzten Mal restauriert wurde das Gotteshaus im Jahr 1972.

 

„Die Kirche wird insgesamt umgestaltet“, sagt Askani. Unter anderem werde die Brüstung erneuert. „Insgesamt soll es in der Kirche heller werden“, sagt der Pfarrer. „Dafür verwenden wir entsprechende Materialien und Farben.“ Die Wände seien in den vergangenen Jahren immer grauer geworden. Askani: „Das liegt vor allem an der Feuchtigkeit im Inneren.“ Von der restaurierten Kirche erhofft der Pfarrer sich, dass die neue Farbe und der Wandputz ein Raumgefühl entstehen lassen, das „einem den Weg nach oben weist“. Dies sei ein zentraler Punkt der gotischen Bauweise gewesen.

Unter der Decke ist es wie in einer Sauna

Wer in der Kirche einige Treppen nach oben steigt, gelangt auf die Empore. Dort sitzen sonst die Gottesdienstbesucher. Momentan ist dort eine Baustelle. Das Gerüst ist dicht unter der Decke montiert. Die Handwerker können nicht aufrecht gehen. Sie müssen sich geduckt vorwärts bewegen. „Das passt ja, dass man ausgerechnet in der Kirche so laufen muss – als hätte man etwas Böses getan und müsse nun Buße tun vor dem Herrn“, sagt Askani und lacht.

Eine Herausforderung für die Arbeiter ist die große Hitze unter der Decke. „Das ist so warm hier, da braucht man keine Sauna mehr“, sagt ein Handwerker. Während des Rundgangs erzählt Askani, dass früher wegen der Wärme auf dem Dachboden der Kirche sogar Hopfen gelagert wurde. „Die hohe Luftfeuchtigkeit und die geringe Durchlüftung sorgen dafür, dass es hier so unerträglich heiß ist.“

Auch die Orgel wird saniert

Neben den Maler- und Verputzarbeiten stehen noch weitere Arbeiten an. Unter der Leitung des Architekturbüros Schleicher, Heinemeyer und Beck mit Sitz an der Breitwiesenstraße im Synergiepark werden auch die Beleuchtung und die Lautsprecher auf den neuesten Stand gebracht. „Das neue System ist qualitativ nicht mit dem alten vergleichbar; das ist ein ganz anderes Niveau“, sagt Askani. Von außen ist die Kirche nie sonderlich verändert worden. Der Innenraum dagegen sah früher anders aus. „Die Kirche muss ihre Geschichte unbedingt behalten“, sagt der Pfarrer.

Drinnen wird derweil der alte Rauputz durch einen glatten Putz ersetzt, der die Feuchtigkeit besser nach außen durchlassen soll. „Das ist wichtig“, sagt der Pfarrer und zeigt auf einzelne Risse in den Wänden und Decken. Diese würden aufwendig bearbeitet und repariert. „Die Schäden sind auf kleinere, für uns nicht spürbare Erdbeben zurückzuführen.“ Die Restaurierung der Stadtkirche kostet rund 730 000 Euro. Dies ist aber nicht alles: Auch die Orgel wird erneuert. Dafür sind noch einmal 170 000 Euro fällig. Zusammen sind es also rund eine Million Euro, damit die Stadtkirche innen wieder zum Hingucker wird. Das Geld muss nach den Worten von Askani großenteils die Gemeinde aufbringen. Spenden machten nur einen geringen Anteil aus.