Für Autos soll das Wohngebiet hinter der Lam mkreuzung voll erschlossen bleiben. Das Votum bei einer Bürgerversammlung war eindeutig.

Gerlingen - B ei der Bürgerversammlung am Mittwochabend zur Neugestaltung der Ditzinger Straße blies der Gerlinger Stadtverwaltung der Wind ordentlich ins Gesicht. Es fand sich kein Bürger, der einen Beschluss des Technischen Ausschusses des Gemeinderats (TA) vom Mai guthieß. Danach hätte die Jakobstraße nicht an den geplanten neuen Minikreisel beim Träubleareal angeschlossen werden sollen – das Wohngebiet Gerteisen wäre damit von der direkten Zu- und Ausfahrt abgehängt und der Verkehr müsste sich künftig durch schmale Straßen seine Wege suchen.

 

Nun sollen die Bedenken, so Bürgermeister Georg Brenner, in die weitere Planung einfließen. Es gebe aber noch zwei Genehmigungsbehörden, warnt Brenner.

Bisher mündet die Jakobstraße zwischen der Gaststätte Gusto, dem vormaligen Lamm, und dem alten Schulhaus direkt auf die Kreuzung Hauptstraße/Leonberger Straße/Ditzinger Straße. Die Ein- und Ausfahrt ist möglich, wegen des hohen Verkehrsaufkommens aber bisweilen mühsam. Deswegen war die Frage, ob die Jakobstraße an den neuen Kreisel angeschlossen oder davon abgehängt werden solle. Bei der Neuplanung der Ditzinger Straße von diesem Minikreisel bis zur Ortseinfahrt hängt alles irgendwie miteinander zusammen: der neue Minikreisel mit der Einfahrt ins Gebiet zwischen Gerteisen- und Ditzinger Straße, der neue Radstreifen an der Ditzinger Straße mit der angestrebten Temporeduzierung. Deshalb wurde bei der Versammlung auch das Gesamtvorhaben Abschnitt für Abschnitt erläutert.

Platz für Fußgänger oder Einfahrt ins Wohngebiet?

Auf das stärkste Interesse der 150 Besucher stieß die Gestaltung des Minikreisels – und eben der damit verbundene Anschluss oder Nichtanschluss der Jakobstraße. Der Planer Enrico Purschke vom Ingenieurbüro Karajan stellte die Pläne dar. Beim Abhängen der Jakobstraße, wie vom TA im Mai schon gutgeheißen, gewinne man einen kleinen Platz, habe eine großzügige Fußgängerführung und vier Stellplätze. Negativ sei die wegfallende Zu- und Ausfahrt zum Wohngebiet. Die genannten Fahrzeugzahlen, in der Spitzenstunde 46 Autos rein und 24 hinaus, kommentierten die Besucher mit Grummeln oder Lachen.

Darauf antwortete Brenner: „Wir haben vernommen, dass Sie Diskussionsbedarf haben.“ Die Bürgerinformation werde veranstaltet, „damit Sie uns Ihre Hinweise mitgeben können, wir erwarten Vorschläge von Ihnen“. Von der endgültigen Planung sei man noch weit entfernt. „Wir beraten die Alternativen im Gemeinderat und müssen uns abstimmen mit dem Regierungspräsidium und Verkehrsbehörden.“

Auch eine Gärtnerei ist betroffen

Alle Redner sprachen sich dafür aus, die Jakobstraße offen zu lassen – damit hänge auch die direkte Zufahrtsmöglichkeit zur Gärtnerei Gmeiner ab. Diese brauche die Zufahrt für einen LKW, was beim Abhängen der Jakobstraße unmöglich sei. „Die Bürger haben uns um Hilfe gebeten“, sagte Joachim Thomas von der SPD und fragte, ob auch ein Kreisverkehr mit angeschlossener Jakobstraße genehmigt werden könne. Diese Variante habe man dem Regierungspräsidium nicht vorgelegt, räumte der Planer ein – das sei eine kommunalpolitische Frage. Wenn die Jakob-straße abgehängt werde, sagte Marion Glatthorn, verliere die Gärtnerei ihre Existenzgrundlage. Andere verwiesen auf Schulkinder oder darauf, dass viele Straßen nur einseitig befahrbar seien, weil die andere Seite zugeparkt sei. Und viele haben eben Angst, dass die Verkehrssituation noch schlimmer wird, wenn die Jakobstraße nicht an den Minikreisel angeschlossen wird.

„Wir haben das allgemeine Meinungsbild wahrgenommen“, fasste Brenner zusammen, er werde sich „dem nicht verwehren“. Er nehme als Auftrag mit, die Jakob-straße an den Minikreisel anzubinden und eine Lösung zu suchen für die Situation zwischen Gaststätte und altem Schulhaus. Da waren dann die weiteren Planungen für die Ditzinger Straße, mit Radstreifen, neuen Gehwegen und Tempo 40 als Ziel, sowie der Neugestaltung des Kreisels Hofwiesenstraße, nicht mehr so wichtig.