Die SPD-Stadträte haben sich auf dem Areal des Bürgerhospitals umgesehen. Der Bezirksrat Nord spricht sich unter anderem für ein durchmischtes Wohngebiet und ein Bürgerhaus aus.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Was der Bezirksbeirat Nord sich für das Gelände des Bürgerhospitals wünscht, ist oft besprochen worden: ein neues, gut durchmischtes Wohngebiet und eine gemeinsame Entwicklung der Fläche mit dem Betriebshof der Abfallwirtschaft, denn dort soll ein Bürgerhaus entstehen.

 

Eine Frage der Verhandlung mit dem Denkmalschutz

Nun hat sich die SPD-Gemeinderatsfraktion bei einem Rundgang das Gelände angesehen und überlegt, welche Ideen dort umgesetzt werden könnten. Bau 2, das Hauptgebäude, ist sogar denkmalgeschützt: Es stammt aus den 1950er-Jahren, wie die Stadträtin und Architektin Suse Kletzin erklärte. Entworfen worden war es von dem Architekten Hans Herkommer und seinem Sohn Jörg. Herkommer lebte eine Zeit lang in der Weißenhofsiedlung am Killesberg, und hat, so vermutet Kletzin, „dort einige Ideen von Le Corbusier aus den 20er Jahren mitgenommen“. Das Hauptgebäude weist viele typische Elemente auf, beispielsweise die verglasten Wände zwischen Säulen im Eingangsbereich, die mehrteiligen Fenster, und die Fliesen an der Fassade. Bei einer Entwicklung des Geländes dürfte das Gebäude nicht abgerissen werden. „Man müsste mit dem Denkmalschutz verhandeln, was verändert werden dürfte, wenn das Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden soll“, so Kletzin. Denn auch die Raumaufteilung im Inneren steht unter Denkmalschutz, so das große Treppenhaus und ein langer Flur, von dem die einzelnen Patientenzimmer abgehen.

Zwei weitere historische Gebäude hat Kletzin auf dem Gelände ausfindig gemacht. Diese sind zwar nicht denkmalgeschützt, könnten aber als „historische Identität“ erhalten werden, so Kletzin, die auch Betreuungsstadträtin für Stuttgart-Nord ist.

Das Bürgerhospital-Gelände wäre ein schönes Wohngebiet

Die Stadträte waren sich einig, dass das Bürgerhospital-Gelände ein schönes Wohngebiet ergeben könnte: wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, liegt es ruhig und mit dem Blick auf die Weinberge. „Das ist ein Filetstück“, sagte Judith Vowinkel.

Auf dem Gelände befinden sich neben dem Hochhaus noch weitere Gebäude mit Personalwohnungen. Diese stellt das Klinikum wohl aber auch nach dem Wegzug des Bürgerhospitals weiterhin für Mitarbeiter zur Verfügung, solange es keinen Ersatz gibt. Das würde die Entwicklung des gesamten Areals aus einem Guss erschweren. Darum, so Suse Kletzin, müsste man sich auch die Abfolge der Arbeiten überlegen. Das Technikgebäude direkt hinter dem Hauptgebäude würde nach dem Auszug als erstes leerstehen, darum böte es sich an, in diesem Bereich anzufangen. Am vergangenen Wochenende haben weitere Abteilungen des Bürgerhospitals das Gelände verlassen. Im Dezember soll die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie als letzte ausziehen.