Die Straßen rund ums Einkaufszentrum im Gerberviertel werden erneuert. Die Bauarbeiten sollen im Februar beginnen. Nebenbei werden Autofahrer ausgebremst und Parkplätze abgeschafft.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Wohlwollen war nicht zu erwarten. Die Pläne für das neue Einkaufszentrum Gerber im Zentrum des namensgebenden Gerberviertels „haben wir immer abgelehnt“, sagte Manuel Krauß für die SPD im Bezirksbeirat Mitte. „Alle unsere Befürchtungen haben sich bestätigt“, ergänzte der Grüne Martin Ruoff. „Wir haben Belastungen für die Anwohner, und über den Mehrwert kann man streiten.“ Mit letzterem sind die Großmieter im Gerber gemeint: Edeka, Aldi, der DM-Markt, mit ersterem der Lieferverkehr. Rund 75 Transporter täglich – vom Lastzug bis zum Lieferwagen – werden künftig das Einkaufszentrum anfahren.

 

Weil es bei der jüngsten Beratung längst nicht mehr um den Grundsatz ging, sondern nur um die Straßenführung, haben die Lokalpolitiker den aktuellen Plänen trotzdem zugestimmt, wenn auch bei fünf Enthaltungen, zwei Gegenstimmen und mit einer Maßgabe: Die Stadt möge prüfen, ob den Einzelhändlern vorgeschrieben werden kann, dass nach 10 Uhr vormittags nicht mehr angeliefert werden darf. Bisher ist Lieferverkehr während der gesamten Öffnungszeit bis 22 Uhr vorgesehen. Laut dem Bürgermeister Werner Wölfle wird eine Beschränkung voraussichtlich nicht möglich sein. Die Zeitgrenze von 10 Uhr gilt für Fußgängerzonen, aber eben nur für Fußgängerzonen. Nicht nur für das Gerber, für sämtliche Einzelhändler im Quartier „muss eine Anlieferung möglich bleiben“, sagte David Hüber vom Tiefbauamt. Wölfle leitete die Sitzung, weil sowohl die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, als auch ihr Stellvertreter Stephan Quadt krank waren.

Die Beschränkungen für den Autoverkehr gefielen

Abgesehen vom Mehrverkehr gefielen die Pläne für die Straßen rund ums Einkaufszentrum im Bezirksbeirat. Sie enthalten mehr oder minder alles, was die Lokalpolitiker der Stadtmitte regelmäßig fordern – im Wesentlichen Beschränkungen für den Autoverkehr. Die Bauarbeiten sollen im Februar beginnen und im August enden. Die Kosten sind auf 2,3 Millionen Euro kalkuliert, von denen der Investor des Gerber eine Million bezahlt.

Auf den Straßen rund ums Gerber soll es keine öffentlichen Parkplätze mehr geben. Lediglich ein Taxistand und einige Behindertenparkplätze sind vorgesehen. Entlang der Marien- und der Tübinger Straße sollen insgesamt zehn neue Bäume gepflanzt werden. Die Gehwege werden verbreitert, abgesenkt und neu belegt. Für Kreuzungen sind Pflastersteine vorgesehen. Die Sophienstraße wird Einbahnstraße, so dass die Autos gleichsam im Ringverkehr das Einkaufszentrum umfahren. Der sogenannte Shared Space – der inzwischen in der Amtssprache zur Mischverkehrsfläche umgetauft wurde – wird entlang der Tübinger Straße in Richtung Paulinenbrücke ausgedehnt, samt des Parkverbots und der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Stundenkilometer.

Die Kundschaft soll vorwiegend über die Paulinenbrücke ins Parkhaus mit 650 Plätzen fahren. Für den Lieferverkehr gibt es einen Innenhof samt einem Rolltor, das per Mobiltelefon schon aus der Ferne geöffnet werden kann. Großlieferungen per Lastwagen sollen bis 9 Uhr beendet sein. Ungeachtet solcher Bemühungen um den Schutz der Anwohner missfielen die Pläne nicht nur dem Bezirksbeirat, sondern auch dem Gemeinderat. Dessen technischer Ausschuss hat den Beschluss über sie gestern früh vertagt – bereits zum zweiten Mal.