Seit 1. April leitet Astrid Sundermann die Stadtteilbibliothek. Ihr ist die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten wichtig.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)
Weilimdorf – - Nach rund 40 Jahren Tätigkeit in der Weilimdorfer Stadtteilbibliothek ist die bisherige Leiterin Gisela Knäpple im Frühjahr in den Ruhestand gegangen. Die 36-jährige Nachfolgerin Astrid Sundermann ist im Südschwarzwald aufgewachsen und hat in Stuttgart Bibliothekswesen studiert. Nach der Mitarbeit in der Bibliothek des statistischen Landesamts arbeitete sie in der Zweigstelle der Stadtbibliothek im Klinikum Stuttgart. Zuletzt war Sundermann stellvertretende Leiterin in der Stadtteilbibliothek Stuttgart-Ost.
Frau Sundermann, was reizt Sie an der Arbeit in einer Bibliothek?
Ich habe immer schon gerne und viel gelesen. Aber mindestens genauso wichtig ist mir, mit anderen darüber zu sprechen, also das Teilen der Leseleidenschaft.
Möchten Sie in Weilimdorf neue Akzente oder Schwerpunkte setzen?
Man muss im Stadtbezirk gucken, wer da ist und was gebraucht wird. Hier leben viele junge Familien. Meine Vorgängerin Frau Knäpple hat den Standort als Familien- und Nachbarschaftsbibliothek aufgebaut, das möchte ich fortführen. Es wäre schließlich falsch, an der Hauptzielgruppe vorbei etwas ganz Neues zu machen. Zumal wir in Weilimdorf mit rund 300 000 Ausleihen pro Jahr die ausleihstärkste Zweigstelle in ganz Stuttgart haben. Da hat Frau Knäpple schon alles richtig gemacht. Trotzdem möchte ich mich auch nach neuen Kooperationspartnern oder Angebotsformaten umschauen. Im Moment stelle ich mich bei anderen Einrichtungen hier vor Ort vor.
Die Ausbreitung neuer Medien macht sich auch in den Bibliotheken bemerkbar. Wie schlägt sich das in Ihrer Zweigstelle nieder?
Von den etwa 45 000 Medieneinheiten, die wir führen, nehmen immer noch die Bücher den Großteil ein. Aber natürlich führen wir auch CDs und DVDs, die besonders bei Kindern viel nachgefragt werden. E-Books können unsere Leser ebenfalls über die Onleihe beziehen, allerdings wird das über die Zentrale verwaltet.
Schmerzt Sie dieser Wandel?
Letzten Endes kommt es nicht darauf an, in was für einem Format eine Geschichte oder eine Information rüberkommt, sondern am wichtigsten ist, dass sie gut ist. Hauptsache, es ist ein grundsätzliches Interesse da. Bei Kindern ist uns aber wichtig, dass sie die Grundtechnik des Lesens beherrschen. Wir beginnen schon bei zweijährigen Kindern mit der Leseförderung. Wenn man einmal gut Lesen kann, dann kann jeder für sich den Königsweg finden, auf welchem Weg man eine Geschichte gerne erzählt hätte. Ich denke, mit den E-Books ist eine neue Mediensparte hinzugekommen, physische Bücher werden aber trotzdem parallel weiter bestehen.
Nutzen Sie selbst auch E-Books?
Privat habe ich es noch nicht versucht, aber für meine Mutter habe ich schon eines eingerichtet. Ich kann schon erkennen, dass ein E-Book für Vielleser oder für Urlauber klar im Vorteil ist. Mir persönlich macht ein richtiges Buch einfach Spaß, ich denke aber, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich mir auch eines zulege. Die Überlegung ist eher, welches es sein soll. Insgesamt denke ich nicht, dass E-Books die Bücher ganz ablösen werden, sondern dass viele Leute beides konsumieren werden. Die Lieblingsbücher kommen ins Regal, die „Verbrauchsliteratur“, die man nur einmal liest, auf den E-Reader.
Ein weiteres Standbein der Stadtteilbibliothek sind Veranstaltungen.
Richtig. Dabei geht es auch gar nicht nur um reine Literatur, sondern um ein bunt gemischtes Themenspektrum. Wir sehen in unserem Sachbuchbereich, welche Themen unsere Besucher interessieren und bieten dazu Veranstaltungen an, zum Teil auch in Kooperation mit der Volkshochschule oder natürlich mit dem Kulturkreis Weilimdorf, in dessen Vorstand ja Frau Knäpple ist. Sie wird also auch weiterhin hier aktiv sein.
Werden Sie weiterhin mit Kindergärten und Schulen kooperieren?
Ja natürlich. Die Resonanz ist immer sehr gut. Bisher haben wir vor allem mit Grundschulen und Kindergärten zusammengearbeitet. Wenn die Ganztagesschulen kommen, dann haben wir auch die Klassenstufen dazwischen auf der Agenda. Wir wollen zusammen mit den weiterführenden Schulen schauen, was für gemeinsame Aktivitäten sinnvoll sein könnten.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Weilimdorfer Stadtteilbibliothek?
Ich hoffe, dass wir die gute Qualität halten können. Ansonsten wünsche ich mir die eine oder andere bauliche Veränderung. Die Wände könnten einen neuen Anstrich gebrauchen und auch die Toiletten müsste man mal sanieren. Toll wäre, wenn wir für unsere Veranstaltungen einen eigenen Raum haben könnten.
Wie wird Ihre Sommerlektüre aussehen?
Ich möchte mal in David Safirs neues Buch „28 Tage“ reinlesen, das ja ganz anders als seine bisherigen Bücher sein soll. Und sonst den ein oder anderen Krimi. Für die habe ich einen Faible.