Warum es der Karriere nützen kann, als Internethelfer in der Stadtbücherei zu arbeiten.

Stuttgart-Vaihingen - Einmal ging es sogar ums Tanzen. Ein Nutzer des Lernstudios der Stadtteilbücherei Vaihingen, begeisterter Salsatänzer, hatte auf der Internetplattform Youtube ein Video entdeckt – wusste aber nicht, wie er es herunterladen konnte. Da musste Claudia Chudoba, Internethelferin im Lernstudio der Bücherei, etwas tüfteln. Letztendlich konnte sie helfen – „ich wusste, dass es möglich sein musste, aber ich mache das zuhause auch nicht täglich“, sagt sie.

 

Seit einem Jahr kommt die 54-jährige Möhringerin zweimal im Monat dienstags ins Lernstudio. Drei Stunden arbeitet sie dann ehrenamtlich als Internethelferin – meistens geht es um eher weniger kniffelige Themen: Wie schreibt man eine Mail? Wie verschickt man ein Foto als Anhang? Das hat etwa Ursula Günther aus Dürrlewang von Chudoba gelernt. „Sie erklären gut“, bedankt sich Günther. „Und Sie machen das alles auch noch umsonst.“

Andere für den Computer zu begeistern macht Chudoba Spaß

Durch einen Zeitungsartikel war Chudoba aufmerksam geworden, dass die Stadtteilbücherei Freiwillige sucht. Die Möhringerin hatte Elektrotechnik studiert, zehn Jahre gearbeitet, dann Kinder bekommen. Um Zeit für ihre Familie zu haben und dennoch arbeiten zu können, bildete sie sich weiter und machte sich als technische Redakteurin selbstständig. Mit dem Computer kann die 54-Jährige also umgehen – derzeit noch besser als ihre Kinder. Andere für den Computer zu begeistern, das macht Chudoba Spaß. „Man bekommt positive Rückmeldungen und es freut mich, zu sehen, wie aufgeschlossen auch ältere Menschen sind.“

Doch im nächsten Jahr wird Claudia Chudoba ihre Stelle als Internethelferin aufgeben. Der Grund: Bereits im Sommer hat die Möhringerin halbtags eine Stelle als technische Redakteurin angenommen. Jetzt möchte sie aufstocken. „Dann reicht die Zeit leider nicht mehr fürs Ehrenamt.“

In ihrem Lebenslauf hatte sie ihr Engagement als Internethelferin erwähnt. „Im Bewerbungsgespräch war das dann ein Thema“, sagt sie. Es sei nicht das entscheidende Kriterium gewesen, eine Rolle habe es aber sicherlich gespielt, sagt Chudoba.

Die Aufgabe gibt den Ehreamtlichen viel zurück

Dass Internethelfer aufhören, weil sie eine neue Stelle antreten, das hat Christa Willers, Leiterin der Vaihinger Stadtteilbibliothek, bereits mehrfach erlebt. Einmal habe es einem gar geholfen, so aus der Arbeitslosigkeit wieder eine Stelle zu bekommen. „Robert Heinzel (Name von der Redaktion geändert) kam jeden Tag zu uns ins Lernstudio. Er fiel uns durch sein unglaubliches Computerwissen auf“, sagt Hasret Memis, Leiterin des Bereichs Multimedia in der Stadtteilbibliothek. Man habe ihn angesprochen, ob er dieses Wissen nicht als Internethelfer zur Verfügung stellen wolle. Heinzel wollte, und kam mehrere Monate lang regelmäßig als Ehrenamtlicher in der Stadtbücherei. „Bis er eines Tages sagte, dass er jetzt leider keine Zeit mehr habe, denn er habe Arbeit gefunden“, sagt Memis. „Ich denke, die Aufgabe hilft, eine andere Ausstrahlung zu bekommen“, vermutet Christa Willers.

Die Stadtbücherei brauche Menschen, die sich im Lernstudio engagieren, sagt die Büchereileiterin. Aber im Gegenzug gebe die Aufgabe auch viel zurück. „Dienstag war Frank-Tag“, sagt Willers und erinnert sich an die Zeit zwischen 2008 und 2011. Sie denkt an einen Internethilfer, der vor kurzem gestorben ist. Er war gelernter Bibliothekar, konnte aber wegen einer schweren Krankheit bereits mit Ende 30 nicht mehr arbeiten und war Frührentner. „Als wir das Lernstudio hier in der Vaihinger Stadtteilbibliothek eingeweiht haben, habe ich zu ihm gesagt: Mensch Frank, das könnte dein Pult sein.“ Und der todkranke junge Mann sagte zu, einmal die Woche zu kommen. „Zwei Jahre lang war er immer dienstags da, nie hat er seine Schicht verschoben“, sagt Willers. Sie ist überzeugt, dass dieser fixe Termin dem Kranken Halt gegeben habe.

Die Stadtbücherei Vaihingen sucht Freiwillige, die sich als Internethelfer engagieren wollen. Interessenten können sich unter den Telefonnummern 216 48 51 oder 216 48 81 melden.