In vielen Stadtteilen treibt das Thema Müll die Menschen um. Jetzt gibt es auch vom Feuersee, der Innenstadt und dem Max-Eyth-See Klagen. Das Grillen ist dort laut neuer Grünflächenverordnung nur an ausgeschilderten Grillstellen erlaubt. Das interessiert aber kaum jemanden.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - So war das sicher nicht gedacht: Nach der Neugestaltung des Südufers am Feuersee sollte dort eigentlich ein Platz zum Flanieren entstehen. Das Projekt überzeugte bereits im Vorfeld und erfuhr von Anfang an auch großes Interesse bei den Bürgern. Das Ergebnis, das beweisen die oft vollen Treppenstufen, kommt gut an. Doch wie sich einige Bürger am Feuersee verhalten, schmeckt einigen in der Netzgemeinde überhaupt nicht. In sozialen Netzwerken machen Bilder die Runde, die reichlich Müll von Gelagen dort zeigen. Leere Flaschen, Verpackungen, Essensreste oder Einweggrills auf den nagelneuen Treppenstufen ärgern viele Stuttgarter. „Feiern ist ja schön und gut, aber danach sollte man seinen Müll wieder mitnehmen“, schreibt etwa ein Nutzer. „Benehmt ihr euch daheim genauso?“, fragt ein anderer. Der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) sieht die Zustände dort dennoch weiterhin „ als unproblematisch“ an.

 

Dass sich in der Innenstadt der Müll gerne stapelt, ist nicht wirklich neu. Erst diese Woche erreichte unsere Zeitung wieder eine Leserzuschrift, die zeigt, dass die AWS dort nach wie vor nicht immer mit der Entsorgung des Unrats nachkommt: Auf den Bildern sind völlig überfüllte Müllbehälter zu sehen. Die Bilder wurden allerdings während diverser Festlichkeiten geschossen, die Ausnahmesituationen darstellen könnten.

Auch Max-Eyth-See ist vermüllt

Anders stellt es sich am Max-Eyth-See dar, wo die Vermüllung offenbar zur Regel geworden ist. Häufig fragt sich Sabine S., warum sie ihren Labrador Neele noch anleinen soll, wenn sich dort ohnehin niemand an die Regeln hält. Denn seitdem die Sonne ab und zu scheint, treiben dort vor allem Grillsünder ihr Unwesen. Sabine S. hat das mit Fotos dokumentiert, die für sich sprechen: An den Grillstellen ist es vermüllt, vielerorts liegen Kohle- und Grillgutreste, leere Wodkaflaschen und andere Überreste von Grillgelagen rum. „Es sieht an jedem Baum so aus“, sagt die 48-jährige Kauffrau. Sie will ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen, weil sie befürchtet, dass manche ihr Engagement als spießig betrachten könnten.

Dabei hat es mit Spießigkeit wenig zu tun, was Sabine S. bemängelt. Denn abseits der ausgewiesenen Grillstellen am Max-Eyth-See ist das Grillen laut der seit 2015 geltenden Grünflächenverordnung der Stadt komplett verboten, Verstöße müssten eigentlich als Ordnungswidrigkeiten geahndet werden. Die Stadt hat das Problem zwar erkannt – sieht aber keinen Grund, mit größeren Kontrollen aktiv zu werden. „Sicherlich wird es schwierig werden, in manchen Grünanlagen die neue Regelung durchzusetzen. Insbesondere in der Grünanlage Max-Eyth-See“, sagt Jana Braun, eine Sprecherin der Stadt. Ähnlich stellten sich auch die Probleme an der Tapachanlage in Stuttgart-Rot dar. Auf Kontrollen durch das Ordnungsamt will die Stadt aber zunächst verzichten.

Müllsünder werden selten erwischt

Das hat auch pragmatische Gründe. Denn Müllsünder ließen sich selten auf frischer Tat ertappen. „Gelingt das doch, werden die Verursacher angesprochen und angehalten, die Verunreinigung zu beseitigen“, sagt Braun. Leider sei es aber oft so, dass sich ein Verursacher nicht mehr ermitteln lasse. „Dann werden die Hinterlassenschaften auf Hinweise durchsucht, die auf einen möglichen Verursacher hindeuten. Lässt sich daraus die Urheberschaft der Verunreinigung eindeutig nachweisen, wird dies zur Anzeige gebracht“, so Braun weiter. Da das meistens nicht der Fall ist, setzt man auch beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt zunächst weiterhin auf die Vernunft der Bürger. „Wir gehen prinzipiell davon aus, dass die Leute ihr Leergut und ihre gebrauchten Dinge wieder mitnehmen“, sagt ein Mitarbeiter des Amtes und ergänzt: „Für die weniger Verantwortungsbewussten haben wir dort extra einen großen Müllcontainer aufgestellt.“

„Stadt tut zu wenig“

Wie Sabine S. beobachtet hat, interessiert der Container viele Leute reichlich wenig. Ebenso würden die vorhandenen Mülleimer oft ignoriert. „Die sind ohnehin immer bis oben hin voll“, bemängelt die Bürgerin. Sie findet, die Stadt tut hier deutlich zu wenig.

CDU sagt Müll den Kampf an

Jährlich kommen in städtischen Abfalleimern rund 1600 Tonnen Müll zusammen. Da trotzdem noch viel daneben landet, will die CDU-Gemeinderatsfraktion der Vermüllung den Kampf ansagen. Sie hat in letzter Zeit mehrere Anträge zum Thema an die Stadtverwaltung gestellt.

Vor allem am großen Müllaufkommen im Schlossgarten stört sich die CDU. Sie will daher klären, wie andere Kommunen mit der Müllproblematik umgehen. Die CDU hofft darauf, dann vielleicht einen praktikablen Lösungsansatz für den Feuersee und andere Orte in der Landeshauptstadt zu finden.