Vom Klopapier, über Stifte bis zur Leiter hat ein Hausmeister bei der Stadtverwaltung Stuttgart so ziemlich alles gestohlen. Nun ist ihm die Polizei auf die Schliche gekommen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Stadt muss Inventur machen, und wahrscheinlich ihre Einkaufsliste für Büro-und Putzmaterial erheblich zusammenstreichen. Denn sie hat Unmengen von Klobürsten, Handtüchern, Reinigungsmitteln, Druckerpapier, aber auch Leitern, Besen, Aluboxen und Mülleimer zurückbekommen. Diese und anderer Gegenstände hatte ein ehemaliger Hausmeister der Stadtverwaltung während seiner Dienstzeit mitgehen lassen.

 

Hätte der Dieb alles verkauft, was er im Lauf der Zeit gestohlen hatte, er wäre wohlhabend geworden. Über 25 Jahre hinweg schleppte der städtische Mitarbeiter nahezu alles, was nicht niet- und nagelfest war, aus Lagern und Büros heraus. Der Wert der Beute sei schwer zu schätzen, sagt Markus Vogt, der Sprecher der Stadt. Die Polizei wagt eine Schätzung, es sei wohl ein sechsstelliger Betrag, bis zu 250 000 Euro könnten es sein. Eine Bestandsaufnahme dieser Tage werde es zeigen, so Vogt. Der tatsächliche Schaden der Stadt werde aber schon allein deswegen etwas geringer ausfallen, weil unter dem Diebesgut auch Putzmaschinen aus dem Besitz externer Firmen waren.

Das Material stellte die Polizei am Mittwoch vergangener Woche in der Wohnung des 69-Jährigen im Landkreis Ludwigsburg sicher. Der Mann hatte 25 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung bei der Stadt als Hausmeister gearbeitet. Die Ermittler waren einem anonymen Hinweis nachgegangen, der sie auf die Spur des Verdächtigen gebracht hatte. Die Beute war in der Wohnung, auf dem Dachboden, im Keller und in einer Gartenlaube gelagert.

"Wir haben keine Erklärung"

Der Hausmeister sei vor mehr als zehn Jahren bereits verdächtigt worden, als „mal ein Mülleimer, mal ein Locher“ gefehlt habe, berichtet der Sprecher der Stadt. Daraufhin sei ein Werkraum im Keller durchsucht worden. Da keine Anzeige und somit erst recht kein Durchsuchungsbefehl vorlag, wurde weder die Dienstwohnung des Hausmeisters in der Schmalen Straße noch seine Privatwohnung durchsucht.

„Wir haben keine Erklärung, wie das passieren konnte – und es darf auch nicht passieren“, sagt Markus Vogt. Wie der Verdächtige es geschafft hat, die Waren im Lauf der Jahre zu entwenden, zu deren Abtransport die Polizei drei Lastwagen benötigte, ist ein Rätsel. Man könne es sich nur so erklären, dass er „immer wieder kleine, unauffällige Mengen“ eingesteckt habe, so Vogt. Der Hausmeister habe die Diebstähle inzwischen eingeräumt, meldet die Polizei – aber kein Motiv genannt.

Für das Material sind nun zwei Kellerräume in der Stadtverwaltung freigeräumt worden. „Wir werden prüfen, was man noch brauchen kann“, sagt Markus Vogt. Auf seine Kollegen wartet dabei eine Menge Arbeit: Allein das Gewicht des Diebesguts beträgt 25 Tonnen.