Der Stadtwerke-Chef legt die Bilanz des Jahres 2016 vor. Ohne die defizitäre Bad- und Verkehrssparte beträgt der Gewinn 2,7 Millionen Euro. Doch Gerd Hertle will viel Geld in die Erneuerung des Fernwärmenetzes stecken.

Böblingen - Bis Ende September haben die Böblinger Stadtwerke noch einmal Zeit bekommen, ihre Preiskalkulation bei der Fernwärme gegenüber der Kartellbehörde offenzulegen. Das jedenfalls ist der Kenntnisstand von Ulrich Priebe von der Interessengemeinschaft Fernwärme in Böblingen (IGF-BB). Eigentlich habe das Kartellamt bereits vor drei Monaten alles auf dem Tisch haben wollen, um das Finanzgebaren der Stadtwerke zu durchleuchten, sagt Ulrich Priebe. Die Beteiligten in dem Verfahren äußern sich dazu nicht näher. Der Stadtwerke-Chef Gerd Hertle ließ in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses lediglich verlauten: „Die Recherche ist sehr zeitintensiv.“ Um die angeforderten Unterlagen zu liefern, „sind wir inzwischen auch sonntags da“. Das Kartellamt verlangt Einsicht in die Akten bis zum Jahr 2010 zurück.

 

Investitionsstau bei der Netzsanierung

Auf das Fernwärmegeschäft an sich ging Hertle in der Ausschusssitzung während der Präsentation des Jahresabschlusses ebenfalls nicht näher ein. Er betonte besonders: „Die Gesellschaft ist seit dem Jahr 2013 in der Aufbauphase.“ Die Stadtwerke waren bis Ende 2012 in städtischer Hand gewesen. Bei der Neugründung im Jahr 2013 kam der Energieversorger EnBW mit 49 Prozent Geschäftsanteilen mit ins Boot, die Stadt hält 51 Prozent. Damals waren keine Rückstellungen vorhanden, um die nötigen Investitionen ins Fernwärmenetz zu leisten. Hertle bezifferte vor einiger Zeit die erforderlichen Ausgaben für die Erneuerung in den nächsten zehn bis 20 Jahren auf rund 50 Millionen Euro.

Wie die Pressestelle der Stadtwerke mitteilt, wurden im vergangenen Jahr in die Anlagen und Netze der Wärmeversorgung sechs Millionen Euro gesteckt. Über weitere Planungen hüllen sich die Stadtwerke in Schweigen: „Weil diese Planzahlen durch Wettbewerber zum Nachteil der Stadtwerke verwendet werden könnten, können wir keine Details an die Öffentlichkeit geben“, heißt es.

710 000 Euro Gewinn

Immerhin gibt die öffentlich gemachte Jahresbilanz 2016 doch einiges her. Durch die Preisanhebungen sind bei der Fernwärme rund zehn Millionen Euro eingenommen worden – rund 1,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Für den Wärmekauf gaben die Stadtwerke 2,5 Millionen Euro aus. Über sämtliche Sparten hinweg (Gas, Wasser, Strom, Wärme, Badebetrieb, Parkhäuser) weisen die Stadtwerke einen Gewinn von 710 000 Euro aus. Ohne die defizitäre Bad- und Verkehrssparte beträgt der Gewinn 2,7 Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Gesamtumsatz bei 29,2 Millionen Euro. Die umsatzstärkste Sparte war mit 40,1 Prozent die Fernwärme.