Größe sei kein Erfolgsgarant, sagt der Geschäftsführer der vergleichsweise kleinen Ditzinger Stadtwerke. Entscheidend sei der persönliche Kontakt zum Kunden, ist Frank Feil überzeugt.

Ditzingen - Was müssen kommunale Stadtwerke haben, um erfolgreich zu sein? Größe, hieß in der Vergangenheit meist die Antwort, lautet sie bisweilen auch heute noch. Frank Feil sieht das anders. Der Geschäftsführer der vergleichsweise kleinen Ditzinger Stadtwerke muss das so sehen, schließlich ist er verantwortlich für die gut fünf Jahre alte städtische Tochter, die 2015 erstmals schwarze Zahlen schrieb. Er sagt: „Die Größe ist kein Garant mehr für wirtschaftlichen Erfolg.“

 

Die Digitalisierung wie die Fragmentierung auf dem Energiemarkt kommen dem Geschäftsführer dabei gelegen. „Die Geschäftsprozesse in der Energiewirtschaft sind sehr komplex“, sagt Feil. Vieles, was im Hintergrund läuft, geht nicht mehr ohne Spezialisten. Weil sich kleine oder auch mittelgroße Stadtwerke, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, diese aber nicht im benötigten Umfang leisten kann, kooperieren die Stadtwerke mit drei Anbietern: Datenmanagement, die Kalkulation der Netzentgelte und die Bereitschaftsdienste für das Gasnetz seien die delegierten Aufgaben, sagt Feil.

Präsenz trotz Digitalisierung

Mehr Kooperationspartner sollten es bei dem jetzigen Aufgabenspektrum nicht sein, sagt Feil. „Mann muss sie auch steuern können.“ Die Kooperation mit Externen bedeute nicht, keine Experten für jene Themen im Haus zu haben, schränkt der Geschäftsführer ein, aber sie hätten auch noch andere Aufgaben. Kleine Stadtwerke wie die Ditzinger können sich diesen Apparat gar nicht leisten. Aber für den Energieeinkauf an der Börse etwa sei die intensive Begleitung des Themas notwendig. Entscheidend sei für ihn, mit eigenen Mitarbeitern dort präsent zu sein, wo der Kunde Kontakt zu den Stadtwerken habe. „Alles, was vor dem Tresen geschieht, müssen die Stadtwerke machen“, sagt Feil. Die Energielieferverträge müssen sie selbst abschließen, auch die Installation des Hausanschlusses koordinieren. Was aber im Hintergrund von Spezialisten ausgeführt wird, oder gar – im Rahmen der Digitalisierung – von Computern erledigt wird, sei unerheblich. Entscheidend sei der persönliche Kontakt, ist er überzeugt.

Den könne man auch gewährleisten, wenn die Stadtwerke weiter wachsen – und das müssten sie, sagt Feil. Die 2700 Gas- und Stromkunden seien bei Weitem nicht ausreichend, mindestens doppelt so viele seien notwendig. Allerdings kann er dafür nicht einfach den Umkreis erweitern, um für die Stadtwerke zu werben. „Die Strahlkraft ist begrenzt“, schränkt der Geschäftsführer ein. Mehr als 90 Prozent der Kunden kämen aus dem Stammgebiet – und das besteht im Wesentlichen aus Ditzingen. Weil der Kreis der Kunden also eher klein ist, sei es umso wichtiger, flexible, passgenaue Angebote machen zu können. „Das können junge Start-ups besser als große, etablierte Platzhirsche“, ist Feil überzeugt.

Diskussion über den richtigen Weg

Sich als Grundversorger im Ort zu etablieren, sei das eine. Sich neue Themenfelder zu erschließen, das andere. Wie progressiv soll man sie angehen? In der Frage der E-Mobilität etwa sei bundesweit viel ungeklärt – zu viel, um erfolgreich als Stadtwerke einzusteigen. Manchem Aufsichtsrat der Gesellschaft war das gleichwohl in der Vergangenheit zu vorsichtig. Die Diskussion darüber ist allerdings beendet – wenigstens für den Moment.