Die Eröffnung des neuen Kundencenters der Stuttgarter Stadtwerke am Tagblattturm ist auf reges Interesse gestoßen. Zahlreiche Interessierte informierten sich über den neuen Stromanbieter.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Das schreiende Grün der Werbetafeln ist nicht zu übersehen. „Mama, schnell, hol neuen Strom“ ist in großer Kinderhandschrift zu lesen. Und wer von den Passanten an der Eberhard-straße an dem neuen Kundencenter der Stadtwerke Stuttgart (SWS) vorbei will, dem stellen sich Mitarbeiter mit großen Trauben von grünen und weißen Luftballonen in den Weg. Im Inneren der neuen Adresse im Erdgeschoss des Tagblattturms wird farblich passend ein gelb-grüner Stuttgart-Energy-Drink aus Sekt, Orangensaft und Blue Curaçao serviert.

 

Es sind auffallend viele ältere Menschen, die die Gelegenheit nutzen und sich gleich am Eröffnungstag einen Eindruck von dem neuen Kundencenter verschaffen und die wissen wollen, was es mit dem Angebot der Marke Stuttgart-Energie auf sich hat. Schon um 10 Uhr stehen die ersten Interessierten vor der Tür und warten auf Einlass. Einige haben die Abrechnung ihres bisherigen Stromanbieters mitgebracht und wollen wissen, welche Energiekosten bei einem Wechsel zu den SWS auf sie zu kämen. Aber nicht wenige der Besucher haben gar keine Fragen mehr, sie wollen einfach wechseln. „Viele kommen sehr zielstrebig und wollen nur wissen: ‚Wie kann ich’s machen’“, erzählt SWS-Geschäftsführer Michael Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) aus dem Schwarzwald, dem Vertriebspartner der Stadtwerke. „Wir dachten eigentlich, die Leute wollen mehr Informationen.“

Ökostrom darf ein bisschen teurer sein

„Ich freue mich, dass es jetzt endlich Stadtwerke gibt“, ist etwa Helmut Weinberger aus Kaltental begeistert. Stuttgart sei eine innovative Stadt, findet Weinberger. Er hofft nun, dass sich dieser innovative Geist auch endlich im Energiesektor zeigen werde. Anita Maier aus Möhringen ist in der Pause ihres VHS-Kurses mal kurz im neuen Kundencenter der SWS vorbeigekommen. „Ich werde wohl wechseln“, sagt sie. Für die 58-Jährige ist entscheidend, dass es wieder einen lokalen Anbieter gibt. „Ich freue mich sehr, dass wir jetzt Stadtwerke haben. Ich habe damals schon geheult, als man die TWS aufgegeben hat“, erinnert sie sich. Dennoch will Anita Maier erst noch genau durchrechnen, was ein Anbieterwechsel für ihren Geldbeutel bedeuten würde. Ein bisschen teurer dürfe Ökostrom aber schon sein, sagt sie.

Ähnlich geht es Annemarie Kehle aus Sonnenberg. „Mir ist es am liebsten, wenn der Anbieter in der Nähe ist“, sagt die 80-Jährige. Eine an ökologischen Grundsätzen orientierte Energieerzeugung sei ihr auch wichtig, erklärt sie, der Strom dürfe aber „nicht zu teuer sein“. Ihre Freundin Anna Imhof aus Degerloch ist schon bei einem Ökoanbieter. Die 75-Jährige denkt jetzt darüber nach, zu den SWS zu wechseln.

Erster Bürgermeister unterzeichnet ersten Vertrag

Helmut Gieb aus Möhringen gehört zu den Besuchern des Kundencenters, die einiges an Wissen von der Sache mitbringen. Der bald 70-Jährige könnte sich vorstellen, „eine Heizung, die Strom produziert“ ins Haus einbauen zu lassen. Eine befriedigende Antwort, ob die Anschaffung eines solchen Kleinkraftwerks sinnvoll wäre, hatte er bisher aber nicht bekommen. Michael Sladek rät ihm von einer „Mikro-Anlage“ ab. Die heutigen Geräte seien noch zu anfällig und zu wenig wirkungsvoll. Blockheizkraftwerke zur Nahwärmeversorgung, wie sie die SWS künftig fördern wollen, seien derzeit erst bei Mehrfamilienhäusern ab sechs Parteien zu empfehlen, sagt Sladek.

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen bei der SWS an der Eberhardstraße. Die Resonanz am ersten Tag ist beachtlich. Immer wieder finden Fragerunden mit Michael Sladek statt. Wer will, kann von sich ein Erinnerungsfoto mit Stromzähler im Arm machen lassen. Am Samstagabend kann Pressesprecher Jörg Klopfer den Abschluss von „weit über 100 Verträgen“ melden. Den ersten Vertrag unterzeichnet der Finanzbürgermeister der Stadt, Michael Föll (CDU), der von einem „besonderen Tag des Aufbruchs“ für die Energieversorgung der Stadt spricht. Auch Peter Pätzold, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, der für seinen Privathaushalt und für sein Architekturbüro gleich noch dazu Verträge macht, und Manfred Kanzleiter von der SPD gehören zu den ersten Kunden der SWS.