Bei den Stadtwerken Stuttgart denkt man darüber nach, den Preis für Ökostrom um einen halben Cent zu erhöhen. Damit soll das höhere Netzentgelt der EnBW ausgeglichen werden. Die aktuelle Preisgarantie gilt noch bis zum Jahresende.

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) denken offenbar darüber nach, den Preis für ihren Ökostrom im nächsten Jahr um mindestens einen halben Cent anzuheben. Der Anstieg soll das von der EnBW von Januar 2015 an geforderte höhere Netzentgelt ausgleichen, das durch die leicht gesunkene EEG-Umlage nicht kompensiert werden kann. Bis jetzt kostet die Kilowattstunde Ökostrom bei den SWS 26,75 Cent. Diese Preisgarantie gilt noch bis zum Jahresende. Das städtische Unternehmen hält sich allerdings noch bedeckt: „Wir prüfen zurzeit, welchen Einfluss die höheren Netzentgelte und die staatlichen Abgaben auf unseren Strompreis für 2015 haben“, erklärt SWS-Sprecher Michael Isenberg auf Anfrage.

 

Die noch im Aufbau befindliche Energietochter der Stadt setzt weiter auf Wachstum. Sie möchte mit ihrem Partner, den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), bis zum Jahresende mehr als 10 000 Kunden mit Ökostrom versorgen, der aus norwegischen Wasserkraftwerken stammt. „Davon sind wir nicht mehr allzu weit entfernt“, heißt es bei den SWS. Als die SWS im Februar 2013 starteten, wollten sie eigentlich bis Jahresende 30 000 Kunden in der Kartei haben. Derzeit beziehen nach SWS-Angaben 8500 Haushalte in der Landeshauptstadt Ökostrom und Erdgas von den Stadtwerken. Bis zum Jahresende sollen mindestens 1500 weitere von dem Strom- und Erdgasangebot überzeugt werden. Schließlich gebe es im Herbst und Winter stets die stärksten Wechselmonate

Die Ziele des kommunalen Unternehmens sind aber noch weitaus höher gesteckt. In einigen Jahren möchten die SWS der „erste Ansprechpartner in Sachen Energie“ in der Landeshauptstadt sein und den Bürgern nicht nur Strom und Gas, sondern auch ein breites Dienstleistungsangebot offerieren.

Hausbesitzer können Fotovoltaikanlagen pachten

Dafür wollen die SWS den Stuttgarter Hausbesitzern auch aufs Dach steigen. In der Stadt seien erst fünf Prozent der Dachflächen, die sich für die solare Stromerzeugung eigneten, mit Fotovoltaikzellen belegt. „Aus diesem Grund bieten wir jetzt hochwertige Solarstromanlagen auf Pachtbasis an“, sagt Isenberg. Der Kunde könne eine an Haushaltsgröße und Dachfläche angepasste Anlage für 18 Jahre pachten und den selbst produzierten Sonnenstrom kostenlos nutzen. „Die überschüssige Elektrizität fließt gegen eine garantierte Vergütung in das öffentliche Stromnetz“, so der SWS-Sprecher. Bis jetzt gebe es rund 30 unterschriftsreife Verträge und nahezu 200 ernsthafte Interessenten.

Wer auch seine Wärme selbst erzeugen möchte, kann sich ebenfalls an die SWS wenden. „Wir bieten auch die Planung, Finanzierung und den Aufbau von Blockheizkraftwerken (BHKW) an“, sagt Isenberg. Auch diese Dienstleistung über eine Laufzeit von bis zu 15 Jahren werde durch einen monatlichen Grundpreis finanziert. Durch den BHKW-Einsatz könne der Kunde nicht nur den Strom, sondern auch die gleichzeitig vor Ort erzeugte Wärme und warmes Wasser nutzen. „Diese effiziente Technik ist die Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende“, heißt es bei den SWS. Ein mit Erdgas betriebenes BHKW, das einen Wirkungsgrad über 90 Prozent habe, senke zudem die Energiekosten erheblich. Die Installation und die Wartung überlassen die SWS dafür qualifizierten lokalen Handwerksbetrieben.

Ein größeres Rad wollen die Stadtwerke im Gewerbegebiet Weilimpark mit dem Aufbau ihres ersten Nahwärmenetzes drehen. Dort sollen etwa acht bis jetzt mit ineffizienten Nachstromheizungen ausgestattete Bürogebäude von einem BHKW mit Strom und Wärme versorgt werden. Auch im geplanten Wohn- und Gewerbegebiet Neckarpark soll diese Technik neben der innovativen Wärmegewinnung aus dem Kanalnetz einen besonders sparsamen Energieverbrauch ermöglichen.