Die Stadtwerke Stuttgart kaufen einen weiteren Windpark – dieses Mal bei Würzburg. Mit allen laufenden fünf Projekten sollen 40 000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Ziele bleiben aber in weiter Ferne.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart geben kräftig Gas: Am Dienstag hat Geschäftsführer Michael Maxelon bekannt gegeben, dass das Energieunternehmen auf der Gemarkung der Gemeinde Schwanfeld bei Würzburg einen weiteren Windpark mit fünf Windkraftanlagen erworben hat. Noch Ende des Jahres sollen die Räder in Betrieb gehen und dann Strom für 10 000 Haushalte produzieren. Damit haben die Stadtwerke seit ihrem Marktauftritt vor nicht einmal einem Jahr bereits das fünfte Windkraftprojekt in Angriff genommen.

 

Wenn alle fünf Vorhaben einmal fertig sein werden, können mit den bis zu 24 Windrädern 40 000 Haushalte versorgt werden. Schon von Anfang 2014 an werden es mit großer Wahrscheinlichkeit 21 000 sein. Das ist viel und zeigt die rasante Entwicklung der Stuttgarter Stadtwerke. Das vergleichbare kommunale Unternehmen Hamburg Energie, das bereits seit vier Jahren am Markt ist, besitzt bis jetzt nur drei Windräder, die Strom für 6600 Haushalte liefern.

Hohe Ziele, weiter Weg

Allerdings haben sich die Stadtwerke Stuttgart hohe Ziele gesteckt. Bis zum Jahr 2020 wolle man so viel Strom aus regenerativen Quellen produzieren, dass alle 300 000 Stuttgarter Haushalte daraus versorgt werden könnten, gab Michael Maxelon vor einem Jahr die Marschrichtung vor. Alle bisherigen fünf Projekte bringen dafür aber nur etwa 13 Prozent ein – der Weg ist also noch weit, zumal die sonstige Erzeugungskapazität bislang sehr gering ist. Die bestehenden zwei Fotovoltaikanlagen im Neckarpark und auf den Dächern des Großmarktes bringen Strom für gerade einmal 420 Haushalte. Und im dritten Bereich, den Blockheizkraftwerken, gibt es noch gar keine Erfolge zu vermelden. Hamburg Energie war auch bei diesen Zielvorgaben bescheidener: Dort will man in den nächsten fünf Jahren die Hälfte des Strombedarfs der eigenen Kunden selbst erzeugen – im Moment hat das Unternehmen 80 000 Bezieher von Ökostrom.

Und: Hamburg geht konsequent den Weg, die Erzeugung in der Stadt selbst zu bewerkstelligen, strebt also eine lokale Energiewende an, während Stuttgart Windparks in Nordrhein-Westfalen und in Bayern erwirbt. Wirklich vorwerfen kann man den Stadtwerken diese Politik aber nicht. Denn es gibt derzeit schlichtweg keine Standorte in Stuttgart und der Region.

Nur wenige Anlagen gehen in Betrieb

Der Regionalverband weist im Moment neue Gebiete aus, und die Stadtwerke haben sich zwei Standorte im Welzheimer Wald und im Stuttgarter Tauschwald gesichert. Doch es wird mindestens zwei bis drei Jahre dauern, bis sich dort die ersten Räder drehen. Das Windrad bei Alpirsbach kann man zur Not ebenfalls noch als lokal verorten; es hat aber eine geringe Dimension. Markus Vogt, der Sprecher der Stuttgarter Stadtwerke, erklärt: „Wir sind an dem Standort vor allem beteiligt, um Erfahrungen bei einem Bürgerprojekt zu sammeln.“ Viele Privatpersonen und Bürgergenossenschaften sind dort nämlich mit im Boot; die Stadtwerke besitzen 40 Prozent.

Insgesamt 48 Millionen Euro, der Löwenanteil der bisherigen Investitionen, fließen jedenfalls in die Windparks bei Münster und Würzburg und damit in die Ferne. „Es gibt in diesem Jahr deutschlandweit nur ganz wenige Anlagen, die in Betrieb gehen“, verteidigt Markus Vogt dieses Vorgehen. Da wolle man einfach dabei sein. Finanziert werden die Kosten teils durch Kredite, teils durch Eigenkapital aus der Beteiligungsgesellschaft der Stadt Stuttgart. Der Gemeinderat musste deshalb den Investitionen zustimmen.

Kundengewinnung läuft langsamer als geplant

Etwas aufwärts geht es mit der Zahl der Kunden, die Strom oder Gas von den Stadtwerken beziehen. Mittlerweile seien es knapp über 5000 Kunden, so Markus Vogt. Das ursprünglich auch sehr hehre Ziel, im Jahr 2013 bis zu 30 000 Kunden zu gewinnen, hat das Unternehmen längst aufgegeben. Man hofft nun, diese Größe bis Ende 2015 zu erreichen. Dazu wurden die Marketingaktivitäten zuletzt verstärkt. Gewisse Zielgruppen werden direkt angesprochen, auch online macht man mehr Werbung. Und: die Stadtwerke stellen sich in den einzelnen Stadtteilen vor. Den Anfang machen demnächst Sillenbuch und Zuffenhausen.