Mit der Entscheidung im Planungswettbewerb für das sogenannte Theaterviertel rückt der Baustart für eines der größten Wohnquartiere der Stadt Stuttgart näher. Doch bis es soweit ist, sind noch viele Probleme zu lösen.

Stuttgart - Sobald alle Fragen geklärt sind, könnte am Pragsattel eines der größten Wohnquartiere der Stadt entstehen. Im sogenannten Theaterviertel zwischen Maybach- und Stresemannstraße, in direkter Nachbarschaft zum Theaterhaus, könnten von Anfang nächsten Jahres an 300 bis 350 Wohneinheiten gebaut werden. Doch die noch zu lösenden Probleme sind keine Lappalien – dabei dreht es sich beispielsweise um den Verkauf von Grundstücken oder den Schutz vor dem Lärm, der vom Theaterbetrieb herrührt.

 

Der eindeutige Sieger des Planungswettbewerbs ist das Büro Lehen III Architekten aus Stuttgart. „Der Abstand zwischen dem ersten Platz und den weiteren Entwürfen ist groß“, erklärt der Leiter des Stadtplanungsamts, Detlef Kron, bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag im Technischen Ausschuss. Das Stuttgarter Büro plant auf der rund 22 500 Quadratmeter großen Fläche vier Gebäudekomplexe, teilweise mit eigenen Innenhöfen und einem zentralen Quartierplatz. „Die Blöcke sind offen und es sind verschiedene Haustypen vorgesehen“, lobt Kron den Entwurf.

Keine 350 Wohnungen auf einen Schlag

Der wohl entscheidende Vorteil scheint aber folgender zu sein: „Diese Idee lässt sich auch in Abschnitten realisieren“, erklärt der Amtsleiter auf StZ-Anfrage. Denn dass die 350 möglichen Wohneinheiten auf einen Schlag erstellt werden, ist unwahrscheinlich. „Wir werden die Idee nun bau- und planungsrechtlich prüfen“, sagt Kron im Ausschuss. Und: „Es müssen auch noch Grundstücksfragen geklärt werden.“

Das Gelände, das einmal zum Theaterviertel werden soll, ist derzeit noch im Besitz ganz unterschiedlicher Parteien. Zum einen hat die Stadt südlich des Theaterhauses eigene Flächen, ein Teil des Areals gehört dem potenziellen Investor und Auslober des Planungswettbewerbs, der Projektentwicklungsgesellschaft Maybach. Zudem sind einige Flächen noch in privater Hand. „Es wäre sicher die beste Lösung, würde der Investor sämtliche Flächen übernehmen“, so Kron im Anschluss an die Sitzung.

Geförderter Wohnungsbau auf Umwegen

Wie in Stuttgart schon fast üblich, sollen innerhalb des neuen Quartiers sozialer und geförderter Wohnungsbau verwirklicht werden – aber mit einer Besonderheit. Das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell, kurz SIM, greift allein bei neuem Baurecht. „Das Projekt soll aber auf der Basis des bestehenden Bebauungsplans gemacht werden“, sagt Kron. Dass trotzdem günstiger, weil bezuschusster Wohnungsbau möglich wird, will die Verwaltung mit Hilfe der Flächen erreichen, die derzeit noch in städtischem Besitz sind. „Wir bringen unsere Grundstücke unter der Bedingung ein, dass dieser Anteil für geförderten Wohnungsbau reserviert wird“, erklärt der Amtsleiter.

Sind die Grundstücksfragen einmal geklärt, müssen sich Stadt und Bauherr auf einen wirksamen Lärmschutz einigen. Als Problem gelten dabei nicht die eigentlichen Veranstaltungen im Theaterhaus, mehr der nächtliche Auf- und Abbau sowie die Logistik. Auch das Thema Stellplätze ist bislang nicht abschließend gelöst. Durch die Bauprojekte in dem Gebiet fallen etliche Parkplätze weg. Gleichzeitig wird der Bedarf durch den geplanten Interimsstandort des Varietés und die Wohnbebauung jedoch spürbar zunehmen. „Da müssen wir erst noch eine Lösung finden“, gibt Detlef Kron zu. Eine Untersuchung zum Verkehr rund um das künftige Theaterviertel inklusive der Parksituation will die Verwaltung nach den Sommerferien präsentieren.

Ungeachtet aller offenen Fragen, hat der Amtsleiter einen ambitionierten Zeitplan vor Augen: „Ich rechne mit dem Baustart für Anfang 2015. Die ersten Häuser könnten dann in eineinhalb Jahren stehen.“