Das Gehalt des Führungsduos der städtischen Wohnungsbaugesellschaft in Stuttgart wird neu gestaffelt. Die hohen Boni von mehr als 50 Prozent auf das Jahresgehalt hatten Kritik ausgelöst.

Stuttgart - Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) soll sozialer ausgerichtet werden. Das ist erklärtes Ziel von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Erstem Bürgermeister Michael Föll (CDU). Die bislang üppigen Boni der Geschäftsführer wollten da nicht so recht ins Bild passen. Das Gehaltsmodell des Führungsduos wurde nun verändert. Künftig soll die flexible, also die am Unternehmensgewinn orientierte Komponente, noch maximal 20 Prozent ausmachen. Im vergangenen Jahr gab es hingegen bis zu 57 Prozent extra.

 

Die Debatte um die Bonuszahlungen für die SWSG-Chefs wurde durch einen Bericht der Stuttgarter Zeitung ausgelöst. Kritik kam in erster Linie vom Mieterverein. „Dieses Gehaltsmodell setzt den Geschäftsführern eines sozial orientierten Unternehmens völlig falsche Anreize“, erklärte der Vorsitzende des Stuttgarter Mietervereins, Rolf Gaßmann.

57 Prozent Bonus aufs Festgehalt

Zur Erklärung: die SWSG veröffentlicht die Gehälter ihrer Geschäftsführer im Jahresbericht. Im Jahr 2012 wurde dem noch amtierenden Geschäftsführer Wilfried Wendel eine „erfolgsbezogene Komponente“ von rund 50 Prozent zusätzlich zu seinem Festgehalt gewährt. Im vergangenen Jahr lag der Bonus sogar bei rund 57 Prozent zusätzlich zum fixen Jahreseinkommen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Michael Föll, bestätigte gegenüber der StZ: „Ja, diese Komponente bezieht sich allein auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis.“

Der Mieterverein befürchtete aufgrund der Boni Interessenkonflikte. „Mit Sozialwohnungen und dem Bau geförderter Immobilien lässt sich kaum Geld verdienen. Mit dem Verkauf teurer Eigentumswohnungen hingegen schon“, so Rolf Gaßmann. Dagegen verteidigte Michael Föll die Zahlungen und das wirtschaftliche Streben der Manager: „Die SWSG muss einen Überschuss erwirtschaften, um in geförderten Wohnungsbau investieren zu können.“

Boni werden zum Wahlkampfthema

Das Thema wurde breit diskutiert. „Der Erfolg der SWSG soll zukünftig nicht mehr allein am erzielten Unternehmensgewinn gemessen werden“, schrieb beispielsweise die SPD in ihr wohnpolitisches Thesenpapier zur Kommunalwahl.

An der Spitze der städtischen Gesellschaft kündigt sich in der Zwischenzeit ein Wechsel an. Den langjährigen Geschäftsführer Wilfried Wendel zieht es zum Jahresende zur Saga GWG nach Hamburg und somit zum größten kommunalen Wohnbauunternehmen Deutschlands. Seine Nachfolge wird Samir Sidgi antreten. Und: „Die Boni der Geschäftsführer haben sich 2013 im Vergleich zu 2012 aufgrund des besseren Geschäftsjahrs nochmals erhöht“, so der Aufsichtsratschef Michael Föll. „Doch wir können in laufende Verträge nicht eingreifen. Die erfolgsbezogene Komponente in den neuen Verträgen wird fortan allerdings auf maximal 20 Prozent begrenzt.“ Samir Sidgi tritt seine Position am 1. Januar 2015 an. Die neue Regelung soll auch für den technischen Geschäftsführer Helmut Caesar gelten, dessen neue Vertragsperiode am 1. Juli 2015 beginnt und der für weitere fünf Jahre beim städtischen Wohnbauunternehmen bleiben soll.

Der Pressesprecher der SWSG Peter Schwab erklärte auf Anfrage der StZ: „Die Reduzierung des flexiblen Anteils im Gehaltsmodell der Geschäftsführer hat keine Auswirkung auf die Geschäftspolitik der SWSG.“ Und: die SWSG sei auf ein nachhaltiges und soziales Wirtschaften ausgerichtet und werde dabei voll vom Gesellschafter unterstützt, so der Sprecher.

Kleinere Prämien werden noch immer kritisiert

Doch die Kritik will nicht abreißen: „Ich halte Boni von 20 Prozent noch immer für zu hoch“, sagte die Geschäftsführerin des Stuttgarter Mietervereins Angelika Brautmeier. Es sei jedoch zumindest ein kleiner Fortschritt, dass der Aufsichtsrat inzwischen erkannt habe, dass die Zusatzzahlungen enorm hoch waren, sagt sie und fügt an: „Die Geschäftsführer sollen ruhig gut verdienen, denn wir brauchen an dieser Stelle fähige Leute.“ Allein die starke Orientierung am Unternehmensgewinn sei falsch.

„Im Vergleich zu anderen kommunalen Wohnungsbauunternehmen liegen wir, was die Höhe der Gehälter angeht, im unteren Mittelfeld“, sagte Michael Föll. Der Vergleich mit ähnlichen städtischen Betrieben ist aber noch aus einem weiteren Grund interessant: Die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG ist mit 19 500 Wohnungen – rund 1500 mehr als der Bestand der SWSG – das größte kommunale Immobilienunternehmen im Südwesten. „Wir bleiben bei der Bonuszahlung auf das Jahresgehalt stets unter zehn Prozent“, sagte der Pressesprecher des Mannheimer Unternehmens, Christian Franke.

An der Gesamthöhe der Gehälter der Stuttgarter SWSG-Manager wird die Debatte und die jüngsten Veränderungen in den Vertragsformulierungen im Übrigen nichts ändern. „Die Geschäftsführer verdienen natürlich nicht weniger“, betonte Bürgermeister Michael Föll. „Es gibt ja nun keinen Grund für eine Gehaltsreduzierung. Die Anteile fix und variabel verschieben sich eben.“