Autos, E-Bikes, Minibusse, Segways, bemannte Drohnen, Seilbahnen, Schienenfahrzeuge: Die Mobilität der Zukunft vereint alles, was man sicht nur vorstellen kann. Und sie hat schon begonnen. Experten fordern Experimentierbühnen zum Testen.

Böblingen: Carola Stadtmüller (cas)

Stuttgart - Ausgerechnet der „Exot“ im Gespräch, das der StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs moderierte, ist ein Freund der Behörden. „Wir haben uns nach den bestehenden Vorgaben gerichtet, um jetzt eine Lizenz zu bekommen“, sagte der Erfinder und Geschäftsmann Alexander Zosel aus Karlsruhe. Und er fliegt, sein Volokopter – just vor wenigen Tagen hat der Kronprinz Dubais ein Testmodell mannlos und per Knopfdruck durch die Wüste in den Stadtkern der Metropole geschickt.

 

Wie bewegen wir uns 2025 fort? Das war die Frage auf dem Podium. Die Bewohner großer Städte werden wohl in der Zukunft nicht alle in unbemannten Flugdrohnen, oder „Seilbahnen ohne Gondeln“, wie Zosel es nannte, unterwegs sein. Er sieht seinen Volokopter als Ergänzung für die nachhaltige Mobilität der Zukunft in der Stadt. „Unsere Währungen sind Zeit und Lärm“, erklärte Zosel, der schon als DJ arbeitete und einen Partyservice aufbaute, um sein Studium zu finanzieren. Der Volokopter ist ein Helikopter mit Elektromotoren, der mit Pilot fliegt – nach weiteren Tests aber mannlos unterwegs sein soll.

Eine Seilbahn in Stuttgart?

Auch Frank Ruff sieht im autonomen Fahren – oder Fliegen – den Schlüssel für die Mobilität der Zukunft. Im Traditionsautokonzern Daimler darf der studierte Psychologe und Philosoph denken, was laufen, fahren und gehen kann in einem, wie er es nennt, „attraktiven Zukunftsbild“ einer lebenswerten Stadt. Denn das Gehen allein ist sozusagen auch old school. Fußgängerzonen stammen aus der Verkehrspolitik der 1960er, 70er oder 80er Jahre, als die Welt eine autogerechte Stadt im Blick hatte. Reine Fußgängerzonen lassen aber keine Verkehrsmittel außer unseren zwei Beinen zu, die maximal hinter einem Kinderwagen oder Rollstuhl gehen dürfen.

Die Zukunft liegt, da sind sich alle mit Vision einig, in einer Mischung aus vielen Individualverkehrsmitteln und solchen, die weitläufig dem öffentlichen Personennahverkehr zuzuordnen sind, wie Minibusse oder Bahnen. Gerne auch solche an Seilzügen. Die Seilbahn erschließe die dritte Dimension, den Luftraum, sagte Wolfram Auer von der Firma Doppelmayr Seilbahnen aus Österreich. Unten am Boden gebe es Nutzungskonflikte – in der Luft nicht, da sei Platz. „Und Sie müssen nicht rennen, weil die S-Bahn vor der Nase wegfährt. Denn es gibt im Haltebereich immer zwei, drei Gondeln, die ganz langsam laufen, um zuzusteigen. Sie fahren verlässlich, sicher und stressfrei zum Ziel“, warb Auer.

„Die Scheichs finden den Volokopter geil“

In der bolivianischen Millionenstadt La Paz hat das Unternehmen ein Seilbahnnetz über zehn Kilometer gebaut und in Betrieb, bald sollen es 30 Kilometer sein. Stuttgart ist zwar nicht La Paz, aber auch in der Landeshauptstadt gibt es Berg und Tal – auch für Stuttgart sei die Seilbahn interessant, wie der Verkehrsminister Winfried Hermann am Morgen zu Beginn des Stadtkongresses in der Stuttgarter L-Bank sagte.

Jürgen Peters, Chef des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ), glaubt, dass die entscheidende Frage eine andere ist: nämlich nicht, was wir können – also, was technisch möglich ist – „entscheidend ist, was wir wollen“, sagt er. „Die Scheichs finden den Volokopter geil. Also machen sie das“, sagte er flapsig in die Runde.

Peters warf aber Sicherheitsbedenken oder Datenschutzprobleme nicht über Bord. Er schlug etwas ganz Simples vor: einfach machen. Peters: „Wir haben kein Erkenntnisproblem. Wir haben ein Umsetzungsproblem.“ Für die Entwicklung einer nachhaltigen, urbanen Mobilität brauche man Experimentierfelder, um die Konzepte im Alltag zu testen. Nur im echten Leben kämen alle Faktoren zusammen. Nur im echten Leben wollen womöglich doch alle gleichzeitig in den Volokopter oder die Seilbahn – oder es ist eben gar kein Problem, mit dem Segway auf den Fußgängerwegen zu fahren, weil alle aufeinander achten.