Längst waren die Personalwohnungen ein Klotz am Bein des städtischen Klinikums. Nun hat man eine Lösung gefunden, wie diese dennoch erhalten werden können. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) übernimmt den Bestand und bringt ihn auf den aktuellen Stand.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Lange Jahre waren die Personalwohnungen dem städtischen Klinikum ein Klotz am Bein. Notwendig zwar, um Personal zu gewinnen und an die Krankenhäuser zu binden, finanziell aber ein Minusgeschäft. Nun endlich, nach mehr als zwei Jahren des Ringens, ist der Knoten durchschlagen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG übernimmt den Bestand von derzeit 870 Wohneinheiten, wird diese zum größten Teil sanieren oder durch Neubauten ersetzen. Die Mitarbeiter aber müssen danach mit höheren Mieten rechnen.

 

Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) eröffnete den Tagesordnungspunkt im zuständigen Ratsausschuss am Freitag mit Danksagungen an die Beteiligten des Verhandlungsprozesses. Allen voran nannte er den Personalrat, dem es „nicht leicht gefallen“ sei, die „komfortable Lage“ eines tariflich festgelegten Gefüges günstiger Mieten aufzugeben. Auch die SWSG hätten sich „nicht um die Aufgabe gerissen“.

Samir Sidgi, der kaufmännische Geschäftsführer der SWSG, schilderte den Stand der Dinge. Von den Ende 2015 vorhandenen insgesamt 870 Wohneinheiten mit 598 Zimmern, 219 Appartements und 53 Wohnungen in 13 Objekten werden vom kommenden Jahr an durch Sanierungen oder Neubauten 770 Wohneinheiten mit 790 Plätzen erhalten werden. Der Prozess soll bis zum Jahr 2024 abgeschlossen sein.

Die Investitionssumme ist mit 84,4 Millionen Euro veranschlagt, der größte Teil mit 58,7 Millionen Euro für die Erneuerungen selbst sowie 25,7 Millionen Euro für den Grunderwerb. Damit der Übergang der Immobilien an die SWSG überhaupt wirtschaftlich sein kann, hat man sich geeinigt, von den bisherigen Tarifmieten zu Kostenmieten überzugehen. Die Tarifmiete – jeweils warm und inklusive des Stromverbrauchs – lag bisher für ein Zimmer bei 8,30 Euro pro Quadratmeter im Monat, Krankenpflegeschüler zahlten sieben Euro, das Appartement kostete 11,25 Euro.

Künftig soll der monatliche Quadratmeterpreis der Kostenmiete kalt und ohne Nebenkosten bei 12,50 Euro liegen. Dieser Preis ist nur möglich, weil die Stadt einen Zuschuss von zehn Millionen Euro bezahlt. Zudem überlässt sie die Grundstücke zweier Gebäude an der Wolframstraße, die mit der Aufgabe des Bürgerhospitals an die Stadt übergegangen sind und einen Verkehrswert von 21 Millionen Euro haben, der SWSG kostenlos. Es seien noch vertiefende Planungen nötig, erklärte Samir Sidgi. Die bisherige Kalkulation sei mit Risiken behaftet.

Im Zuge der Sanierungen und Neubebauungen wird die Zahl der Wohnungen zeitweise auf bis 330 im Jahr 2020 sinken. Dafür wird die SWSG übergangsweise Ersatzwohnraum bereitstellen. Im Zuge der Erneuerung soll die Zahl der Zimmer zu Gunsten von Appartements reduziert werden.

„Das Klinikum braucht zukunftsfähige Wohnungen“, begründete der Personalratsvorsitzende Jürgen Lux die Zustimmung des Gremiums. Die Immobilien seien zum Teil „in einem erbärmlichen Zustand“, so Lux. Man habe „keine Hoffnung mehr gehabt, dass das Klinikum ausreichend Mittel hat, die Wohnungen zeitgemäß zu ertüchtigen“.

Antje Groß, die als Direktorin in der Krankenhausleitung unter anderem für das Controlling und die Finanzen zuständig ist, unterstrich dies. Weil die Wohnungen teils so marode seien, habe man jedes Jahr mit diesen ein Defizit zwischen 300 000 und 1,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Wohnungen seien aber gerade angesichts des Fachkräftemangels sehr wichtig für das Klinikum.