Der Gemeinderat in Stuttgart diskutiert am Montag über den Umfang der Sanierung im Stadion auf der Waldau. Ein Neubau würde rund sechs Millionen Euro kosten.

Stuttgart - An diesem Montag setzt der Gemeinderat seine Etatberatungen fort, unter anderem mit der Frage, ob die Gegentribüne des Gazi-Stadions gleich ganz ersetzt oder nur wieder ein Dach erhalten solle. Weder noch, hatte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) bei der Präsentation des Verwaltungsvorschlags süffisant bemerkt. Das Stadion auf der Waldau, Heimstatt der in die vierte Liga abgestiegenen Stuttgarter Kickers, sei auch so regionalligatauglich, es gebe aktuell auch keine Kapazitätsprobleme.

 

Die Mehrheit für ein neues Dach steht

Eine Mehrheit im Gemeinderat teilt aber sehr wohl die Überzeugung, man müsse wenigstens das wegen Sicherheitsmängeln entfernte Dach ersetzen. Beantragt hatte dies das Sportamt. Es setzte das Vorhaben gleich an die zweite Stelle seiner Prioritätenliste und fordert dafür 640 000 Euro in der Hoffnung, die Stadträte würden Verständnis für diese Baumaßnahme aufbringen. Mehr Verständnis jedenfalls als für eine Erhöhung der Sanierungsmittel für Kunstrasenplätze um 125 000 auf 750 000 Euro pro Jahr, wie von der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus beantragt. Obwohl 13 der 56 Plätze älter als 15 Jahre sind und ertüchtigt werden müssten, um eine Bugwelle zu verhindern, erhielt die Antragstellerin nur Hilfe von der SPD-Gemeinderatsfraktion.

Doch ist ein Dach tatsächlich die beste Lösung? Das wird kontrovers diskutiert. Es ist ein teures Provisorium, das auf die vorhandene Stahlkonstruktion aufgesetzt wird und nur 60 Prozent der Stehplätze überdecken würde. Wer näher am Zaun stehen will, riskiert, nass zu werden. Vor allem entspricht der Unterbau nicht mehr der Versammlungsstättenverordnung und den Richtlinien des DFB und darf deshalb nur noch wegen des Bestandschutzes genutzt werden. Ursprünglich als Sitzplatztribüne gedacht, ist sie nicht steil genug, so dass Stehende keine gute Sicht haben. Das Zuschauerinteresse ist bei den Blauen aber ebenso überschaubar wie bei der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart und dem Football-Bundesligisten Scorpions.

Tribüne entspricht nicht den heutigen Vorschriften

Dennoch steht auch eine neue Tribüne zur Debatte, modular erstellbar, rund sechs Millionen Euro teuer, dafür mit Toiletten, Kiosken und in einem zweiten Abschnitt mit Funktionsräumen. Aber ist nicht auch für die Kultur kein Preis zu hoch? Im Rathaus herrscht die Meinung vor, es handele sich nicht in erster Linie um die Heimstätte der Kickers, sondern neben der Mercedes-Benz-Arena um das zweite städtische Stadion, das auch modernen Ansprüchen genügen müsste. Immerhin werde es bei der EM 2024 Trainingsstätte für die hier spielenden Nationalteams.