Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Finanz-und Wirtschaftskompetenz

 

Wirtschaft und Finanzen sind die Schwerpunkte in Peer Steinbrücks politischem Profil. Der studierte Volkswirt war zweifacher Landeswirtschaftsminister und zweimal Finanzminister – einmal in Nordrhein-Westfalen und einmal auf Bundesebene. In der rot-grünen Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder war er ein wichtiger Befürworter der Agenda 2010. Während der Finanzkrise 2008 hat er sich als besonnener und erfolgreicher Krisenmanager an der Seite der Kanzlerin profiliert. Eines seiner wesentlichen Ziele ist jetzt, Auswüchse des Finanzkapitalismus zu beseitigen und dem Kapitalmarkt Grenzen zu setzen. Steinbrück bekennt sich offensiv zur sozialen Marktwirtschaft.

Attraktivität über sein eigenes Lager hinaus

Wegen seiner Kompetenz für Wirtschafts- und Finanzfragen kommt Steinbrück im Unternehmerlager und in der bürgerlichen Mitte besser an als die meisten Sozialdemokraten. Deshalb wird ihm zugetraut, der Konkurrenz von Union und FDP potenzielle Wähler abspenstig machen zu können. Es ist ein strategisches Ziel der SPD, mit ihm als Kandidat und seinem Politikangebot möglichst deutlich über die 30-Prozent-Marke zu kommen.

Rhetorische Stärke

Wegen seiner Kompetenz für Wirtschafts- und Finanzfragen kommt Steinbrück im Unternehmerlager und in der bürgerlichen Mitte besser an als die meisten Sozialdemokraten. Deshalb wird ihm zugetraut, der Konkurrenz von Union und FDP potenzielle Wähler abspenstig machen zu können. Es ist ein strategisches Ziel der SPD, mit ihm als Kandidat und seinem Politikangebot möglichst deutlich über die 30-Prozent-Marke zu kommen.

Rhetorische Stärke

Peer Steinbrück ist ein humor- und temperamentvoller Redner. Er hat Spaß am Formulieren und liebt es, Klartext zu sprechen. „Bei mir brauchen Sie keinen Decoder“, sagt er. Unvergessen ist, wie er der Schweiz im Kampf gegen Steuerhinterziehung mit der Kavallerie drohte. Er spricht lebhaft und volksnah auch über schwierige Themen und macht Politik so interessant. Er war seit 2009 ein begehrter Redner; für 89 Vorträgen hat er insgesamt 1,25 Millionen Euro eingenommen; 250 weitere Reden hat er ohne Honorar gehalten

Steinbrücks Minuspunkte

Am Rand der Partei

Das Herz der meisten SPD-Mitglieder schlägt für die Sozialpolitik. Viele Genossen würden unterschreiben, dass Ärmeren und Schwächeren geholfen werden muss – egal was es kostet. Davon hat Peer Steinbrück sich stets unterschieden. Er stand – und steht trotz einiger „Lernkurven“ in Bezug auf einige Einzelfragen – dafür, dass Sozialleistungen finanzierbar sein müssen und weder dem Staatshaushalt noch der Wirtschaft oder der jüngeren Generation den Atem abschnüren dürfen. In der SPD befindet er sich damit in einer Position eher am rechten Rand als in der Mitte der Partei. Wie gut er damit die Stammwähler erreichen kann, ist umstritten.

Rückstand auf die Kanzlerin

Immerhin ein wenig hat Peer Steinbrück in den letzten Tagen aufholen und seine Honoraraffäre aus den Kleidern schütteln können. Im jüngsten „Deutschlandtrend“ hat er sich um drei Punkte auf 39 Prozent gesteigert – Amtsinhaberin Angela Merkel hat mit 49 Prozent aber immer noch einen satten Vorsprung. Die Demoskopen sind sich in der Bewertung uneins. Manche nennen die Popularität Merkels als Ursache; andere vermuten, dass Steinbrück bei Frauen schlecht ankommt. Das könnte damit zusammenhängen, dass er in Auftreten und Führungsverhalten als klassisches „Alphatier“ erscheint. Außerdem sind Wählerinnen Finanz- und Wirtschaftsthemen tendenziell weniger wichtig; bei ihnen punkten Politiker stärker mit sozialen Themen, Bildung und Umwelt.

Temperament mit Licht und Schatten

Peer Steinbrück ist extrovertiert und kein Mann der leisen Töne. Arroganz liegt ihm näher als Demut, Attacke beherrscht er besser als das Zusammenführen von Positionen. Er ist ein zupackender, führungsstarker Macher, aber nicht der Geduldigste beim Organisieren von Mehrheiten. Zwar hat er indessen seine Lernfähigkeit unter Beweis gestellt – so war er früher für Finanzmarktliberalisierung, heute tritt er für mehr Regulierung ein; früher war er gegen Mindestlöhne und die Frauenquote, heute propagiert er beides –, aber manchmal braucht er lange für eine solche „Lernkurve“. Das zeigt sich etwa beim Krisenmanagement im Umgang mit seinen Vortragshonoraren und der Kritik daran.