Die Verantwortlichen des Projekts „Trotz Alter“ haben zum Stammtisch für betriebliche Gesundheitsförderung im Alter eingeladen. Die größten Probleme bei der Förderung: die Finanzierung und das Bewusstsein für die Notwendigkeit.

Vaihingen - Wenige Stunden vor dem ersten Stammtisch zur Förderung der betrieblichen Gesundheit hat Sascha Lutz, Suchtberater der evangelischen Gesellschaft (Eva), eine E-Mail bekommen. Das Präventionsgesetz wurde am Mittwoch für Baden-Württemberg verabschiedet. Das Gesetz stellt unter anderem deutlich mehr finanzielle Mittel für die Förderung der Gesundheit von Älteren zur Verfügung. „Es gehört viel Mut dazu, die Chancen des Präventionsgesetzes auch zu nutzen und mal was zu initiieren“, sagt Lutz.

 

Um in Vaihingen damit zu beginnen, haben die Verantwortlichen des Projekts „Trotz Alter“ Gewerbetreibende aus Vaihingen am Mittwochabend zum Austausch eingeladen. „Der Stadt ist es schon wichtig, dass die Älteren gesund und unabhängig älter werden“, sagt Annette Faust-Mackensen von der strategischen Gesundheitsförderung des Stuttgarter Gesundheitsamts. Zusammen mit Sascha Lutz und Stefan Ulrich von der Eva leitet sie das Projekt „Trotz Alter“. Ziel des Projekts ist es, dass sich Vaihinger Bürger ab etwa 55 Jahren mit dem Thema Gesundheit und Lebensqualität im Alter auseinandersetzen. „Der Stammtisch ist der Versuch, mal zu überlegen, was die Betriebe dafür tun können“, sagt Lutz. „Einige haben schon Bereitschaft signalisiert.“

Die Älteren interessieren sich für das Thema Gesundheit

Der Austausch mit den Gewerbetreibenden soll dafür sorgen, gemeinsame Ideen zu entwickeln, um das Thema im Stadtbezirk zu platzieren. Dafür sind unter anderem Vertreter des Fitnessstudios Clever fit, des Step-Sportstudios und der Praxisgemeinschaft für neurologische Rehabilitation Rehamed zum Stammtisch erschienen. „Unternehmen sind dann gesund, wenn auch ihre Mitarbeiter gesund sind“, sagt Matthias Filbinger, der Vorsitzende des Bunds der Selbstständigen Vaihingen.

Die meisten der Stammtisch-Teilnehmer haben zumindest die unmittelbare Nähe zu den Betrieben im Vaihinger Industriegebiet. Und stellen auch fest, dass das Interesse der älteren Mitarbeiter an der Gesundheitsförderung vorhanden ist. „Mir ist aufgefallen, dass gerade die Älteren großes Interesse daran haben, fit zu bleiben“, sagt Claudia Dose-Kraft, die Geschäftsführerin von Rehamed. Das Problem sei vielmehr, dass sich die Kontaktaufnahme mit den Unternehmen zäh gestalte – da sind sich alle einig. „Die zentrale Frage ist einfach, wie man die Betriebe dazu kriegt, dass sie auch Finanzierungsleistungen für die Gesundheitsförderung bringen“, sagt Lutz.

Die SSB sponsert ihren Mitarbeitern den Besuch im Fitnessstudio

Bei Clever fit beispielsweise sind derzeit nur fünf Prozent der Kunden aus dem Industriegebiet, obwohl sie den Mitarbeitern der Betriebe vor Ort sogar einen Sonderpreis anbieten. Die Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) hingegen sponsert ihren Mitarbeitern die Nutzung des Fitnessstudios. Dafür müssen die Beschäftigten mit einer Stempelkarte die regelmäßige Teilnahme an den Sportangeboten nachweisen. Doch bleibt das Unternehmen bisher die Ausnahme.

„Die Krankheitszeiten und die psychischen Belastungen sind gestiegen“, sagt Lutz. „Fakten gibt es also genug, wir müssen nur noch die Betriebe überzeugen.“ Dafür könnte das Präventionsgesetz in Zukunft Abhilfe schaffen. „Es gibt bestimmte Zielvorgaben des Präventionsgesetzes und wenn Maßnahmen dem Ziel dienen, dann sind sie auch refinanzierbar“, sagt Faust-Mackensen. Für die Antragstellung sei es wichtig, sich ein genaues Konzept zu überlegen. Im Antrag müsse dann auch erklärt sein, warum die Maßnahme genau zu diesem Zeitpunkt gemacht werden soll, und inwiefern sie an die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst ist. „Wenn man beim Gesundheitstag alkoholfreie Cocktails macht und erklärt, wie diese gemixt werden, dann ist es eine bessere Prävention als eine Präsentation“, sagt Faust-Mackensen.

Der nächste Stammtisch ist für Februar geplant

Wie die konkret angesprochen werden sollen, das konnte der erste Stammtisch noch nicht klären. Aber die Beteiligten konnten feststellen, dass vor allem die Finanzierung und die Bereitschaft der Unternehmen die größten Probleme sind.

Beim nächsten Stammtisch, der für Februar 2017 angesetzt ist, sollen auch die großen Vaihinger Unternehmen zur direkten Ansprache eingeladen werden. Bis dahin wird auch deutlich sein, inwiefern das Präventionsgesetz Fördermittel für die Betriebe hergibt.