Die Stadt plant auch die Verlagerung der Jugendkunstschule von der Hinteren Straße in die neuen Gebäude am Bahnhof.

Fellbach - Für den künftigen „Bahnhof der Zukunft“, so dessen offizielle schlagwortartige Titulierung, wird das eigentliche, alte Bahnhofsgebäude gar nicht mehr benötigt. Das jedenfalls zeichnet sich ab im Vorfeld der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag – Beginn ist um 17.30 Uhr im großen Ratssaal.

 

Verbunden damit ist nicht nur das Ende des neben dem Interimsparkplatz angesiedelten „Zauberbeets Fellbach“. Vielmehr bedeutet die dort von der Stadtverwaltung favorisierte neue Mobilitätszentrale auch das Ende zweier Dienstleistungs-Institutionen in mehreren Kilometern Entfernung – nämlich im Rathausbereich. Die Jugendkunstschule und der i-Punkt sind dort künftig voraussichtlich nicht mehr zu finden, weil sie in eben dieses neue Gebäude am Bahnhof verlagert werden.

Derzeit befindet sich der i-Punkt am Durchgang vom Rathaus-Innenhof zur Hinteren Straße

Derzeit befindet sich der i-Punkt am Durchgang vom Rathaus-Innenhof zur Hinteren Straße. Es ist für viele eine bewährte Anlaufstelle, um Karten für Konzerte oder Theateraufführungen zu kaufen. Oder für Touristen, die Tipps für den Besuch von Sehenswürdigkeiten zwischen Kappelberg und Landungsbrücke am Oeffinger Neckarstrand erhalten wollen.

In der Informationsvorlage von Baubürgermeisterin Beatrice Soltys zur anstehenden Gemeinderatssitzung heißt es eindeutig: „Der i-Punkt-Standort in der Stadtmitte wird aufgegeben, sämtliche Dienstleistungen werden verkehrsgünstig im Bahnhofsbereich konzentriert.“

Das entsprechende Gebäude an der Eisenbahnstraße wird von der Kreisbaugesellschaft Waiblingen errichtet, es beherbergt zudem eine Vielzahl von Wohnungen – weshalb ein baldiger Baubeginn von allen Seiten gewünscht wird. Bezüglich der Mobilitätszentrale haben die Gespräche mit der Bahn und dem Zuschussgeber, dem Verband Region Stuttgart, ergeben, dass die Fellbacher Stadtverwaltung und die Geschäftsführung der Betriebs-GmbH der Schwabenlandhalle eine große Lösung anpeilen: Die kompletten Dienstleistungen am Bahnhof, das heißt auch der komplette Fahrkartenverkauf der Deutschen Bahn, sollen im Rahmen eines Agenturvertrags übernommen werden.

Ein Mini-Ausgleich zum jetzigen i-Punkt wird in der Markthalle angestrebt

Der bisherige i-Punkt dürfte damit passé sein. Ein Mini-Ausgleich wird in der Markthalle an der Hinteren Straße angestrebt, in Form einer „nicht dauerhaft besetzten Lösung“ – für die Kultur-Abo-Betreuung sowie für Kartenverkäufe. Dazu wird das bereits von der Schwabenlandhallen-Gesellschaft betriebene „Genussregal“ samstags von 9 bis 13 Uhr zu einem i-Punkt „aufgewertet“, wie es auch in der Vorlage in Anführungszeichen skizziert wird. In dieser Zeit ist ein Ticketverkauf sowie der Verkauf von VVS-Mehrfamilienkarten möglich. Zu besonderen Anlässen – Open-Air-Kino oder Abo-Start – sind Sonderöffnungszeiten geplant. „In der restlichen Zeit besteht ein Informationsangebot über Prospekte“, heißt es – übersetzt: Kunden der Markthalle können die dort auf einem Ständer ausgelegten Flyer mitnehmen.

Von der Bildfläche an der Hinteren Straße verschwinden wird neben dem i-Punkt aller Voraussicht nach auch die Jugendkunstschule. Auch dies ist eine Vorgabe der Verwaltung, die offenbar auf eine Gemeinderatsmehrheit setzen kann. Dabei hatte es hinter den Kulissen heftig rumort, da das Raumangebot in dem neuen Domizil am Bahnhof eher dürftiger ausfallen sollte. Mittlerweile hat es jedoch räumliche Nachbesserungen gegeben. Die Verwaltung sieht den Standort ohnehin als deutlich besser als jenen beim Rathaus – er liege verkehrsgünstig, in Nähe der Schulen, zudem bieten die anderen Einrichtungen im Gebäude gute Kooperationsmöglichkeiten.

Dass die Mobilitätszentrale nicht im eigentlichen Bahnhofsgebäude Unterschlupf findet, hängt mit den unlösbaren Verhandlungen mit der Bahn zusammen. Die erforderlichen Sanierungen „in ein fremdes Gebäude“ wären sehr umfangreich gewesen, „da der Zustand des Bahnhofsgebäudes desolat ist“. So wäre etwa eine komplette Neuinstallation der Technik erforderlich. Die geschätzten Kosten von einer halben Million Euro will die Stadt auch deshalb nicht schultern, da zugleich mit der Bahn nur ein Mietvertrag von maximal zehn Jahren möglich wäre.