Am 15. Dezember startet im Kino „Rogue One: A Star Wars Story“. Felicity Jones spielt darin die Rebellin Jyn Erso. Ein Gespräch mit der britischen Schauspierin über Vorbilder, den Brexit und die Herausforderung des Snowboardfahrens.

Stuttgart - Der Shooting Star des Jahres heißt Felicity Jones. Seit die smarte Britin in der Filmbiografie „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ als Stephen Hawkings starke Frau ein Millionenpublikum zu Tränen gerührt hat und für den Oscar nominiert wurde, steht sie ganz oben auf der Wunschliste der Filmemacher. Kürzlich überzeugte Jones an der Seite von Tom Hanks in der dritten Dan Brown-Verfilmung „Inferno“. Ab 12. Januar 2017 wird die 32-jährige in der Bestseller-Adaption „Sieben Minuten nach Mitternacht“ zu sehen sein. Nun kann man die wandlungsfähige Schauspielerin aber erst einmal als Hauptdarstellerin des Star-Wars-Ablegers „Rogue One: A Star Wars Story“ erleben.

 
Ms. Jones, Sie vollziehen momentan einen Wechsel vom Independent-Kino hin zu den großen Blockbustern. Steckt ein Karriereplan dahinter?
Nein, es gibt definitiv kleinen Plan. Ich nehme die Projekte so, wie sie kommen. Vor ein paar Jahren hatte ich schon eine Rolle in „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“. Ich habe also schon häufiger zwischen großen und kleinen Produktionen gewechselt. Wenn die Story gut und die Figur interessant ist, spielt es für mich keine Rolle, ob es sich um eine Studioproduktion oder um ein winziges Theaterstück in London handelt.
Stimmt es, dass Sie eine Rolle neben Julia Roberts für ein solches Theaterstück abgesagt haben?
Nein, nicht wirklich. Ich habe für den Film „Spieglein, Spieglein“ noch nicht einmal vorgesprochen. Es gab nur ein sehr frühes Zusammentreffen mit dem Regisseur. Am Ende kollidierte die Drehzeit mit einer Verpflichtung am Theater. Ich hatte dem Regisseur Michael Grandage bereits für „Luise Miller“ am Donmar Warehouse zugesagt, deshalb hat es leider nicht geklappt. Mich verbindet so viel mit Michael Grandage, ich habe eines meiner ersten Stücke unter seiner Leitung gespielt.
Haben Sie dem Filmstart von „Rogue One: A Star Wars Story“ entgegengefiebert?
Ich freue mich sehr darauf. Ich habe den fertigen Film lange Zeit nicht gesehen, nur ein paar Ausschnitte. Aber schon die haben mich umgehauen. Es hat großen Spaß gemacht, in einer weit, weit entfernten Galaxie mit Raumschiffen die Mächte des Bösen zu bekämpfen. Eine fantastische Erfahrung für alle Beteiligten.
Haben Sie sich schon als Kind „Star Wars“ angeschaut?
Schon sehr früh habe ich mit meinen Cousins und meinem Bruder zusammengesessen und mir alte VHS-Kassetten angesehen. Mein erstes Filmerlebnis war „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“. Ich weiß nicht, ob das die beste Wahl war, um in die Welt des Kinos einzusteigen. Aber die Filme wurden besser, je älter ich wurde. Und „Star Wars“ gehörte definitiv dazu, besonders die Filme von 1977 bis 1983 gehörten zu unserer Palette.
Sie haben bereits als Teenager auf der Bühne und vor der Kamera gestanden. Danach legten sie eine Pause ein, bevor Sie sich endgültig für den Beruf der Schauspielerin entschieden. Gab es ein Schlüsselerlebnis für diese Wahl?
Während der Universität war ich sehr scharf darauf, auf der Bühne zu stehen. Ich habe für „Romeo und Julia“ vorgesprochen. Ich habe mich äußerst gründlich darauf vorbereitet und beherrschte den Text im Schlaf. Beim Vorsprechen musste ich einen Monolog halten und ich war der Meinung, dass es sehr gut geklappt hat. Ich habe die Rolle aber nicht bekommen. Das hat mich umgehauen. Ich habe nur noch geheult. Da ging mir auf, dass mir diese Sache offensichtlich wirklich viel bedeutet.
Welches ist Ihr wichtigstes Werkzeug als Schauspielerin?
Ich werde oft gefragt, ob ich meiner Filmfigur ähnlich bin. Tatsächlich macht es gerade Spaß, ganz anders zu sein als der Charakter, den man verkörpert. Der kreative Prozess besteht darin, eben die Dinge herauszufinden, die man nicht teilt. Ich mag es, wenn mir Freiräume gegeben werden und ich meine Hemmungen ablegen kann. Das ist es, was gute Filmemacher in Schauspielern hervorrufen: Dass man sich nicht länger selbst beobachtet und sich der Dinge, die man tut, nicht mehr bewusst ist. Manchmal gelangt man an diesen Punkt. Und wenn man dann mit den richtigen Menschen zusammenarbeitet, kann man etwas ganz Besonderes schaffen.
Haben Sie Vorbilder?
Definitiv. Auch wenn man selbst noch weit weg davon ist, braucht man doch einen Weg zur Orientierung, dem man gern folgen möchte. Ich liebe Isabelle Huppert. Und natürlich Meryl Streep. Ich liebe die Arbeit von Helena Bonham-Carter, Emma Thompson – Menschen, die in ihrem Tun Integrität verkörpern.
Ihre Rollen in „Inferno“ und „Star Wars“ sind auch körperlich sehr anstrengend. Mochten Sie diesen Aspekt?
Ja. Ich habe es geliebt, gleich zwei actionlastige Filme nacheinander zu drehen. Für mich war das eine völlig neue Erfahrung, muss ich doch sonst meistens Korsetts tragen und durch die Gemächer wandeln. Ich war mehr als bereit dazu, diese neue Welt zu erkunden. Dazu muss man zu einem Athleten werden. Man trainiert und bekommt einen speziellen Speiseplan. Nur so kann man große Distanzen in High Heels rennen.
Was war das schrägste, was Sie jemals für einen Film lernen mussten?
Wahrscheinlich Snowboarding. Das war auf jeden Fall das Härteste. Tatsächlich habe ich mich drei Wochen in Bayern darauf vorbereitet. Das war definitiv mein „Zero-to-Hero“-Moment. Ich hatte vorher noch nie auf einem Snowboard gestanden. Mein Plan, es in drei Wochen zu lernen, war dann aber doch etwas zu optimistisch.