800 Kilometer beträgt die Entfernung zwischen Kirchheim und der französischen Partnerstadt Rambouillet. Eine Gruppe Radler nimmt die Strecke unter die schmalen Rennreifen und radelt sich für einen guten Zweck den Hintern wund.

Kirchheim - Wenn die Radprofis bei der Tour de France am Samstag, 1. Juli, erstmals in die Pedale treten, dann werden die Amateure aus Kirchheim schon einen Vorsprung von rund 200 Kilometern herausgefahren haben. 15 Radler aus der Teckstadt machen sich am Freitag, 12 Uhr, vom Rathaus aus auf den Weg in die französische Partnerstadt Rambouillet. Bei ihrer Tortour geht es, anders als bei der Tour, nicht um Sieg und Preisgeld, sondern ums Ankommen und Sponsorengeld.

 

Für 14 Männer und eine Frau sind die 50 Jahre Partnerschaft, die beide Kommunen in diesem Jahr feiern, ein willkommener Anlass, sich in den Sattel zu schwingen. Ganz ohne Hintergedanken radelt sich die vom Kirchheimer Bürgermeister Günter Riemer angeführte Truppe den Hintern nicht wund. „Starke Radler für ein starkes Kirchheim“ lautet das Motto der Sportler. Sie nehmen die 800 Kilometer unter die schmalen Rennradreifen, um Kinder zu unterstützen, die benachteiligt sind oder am Rand der Gesellschaft stehen. Der Erfolg kann sich jetzt schon sehen lassen: Das Spendenbarometer steht auf 4420 Euro.

Die Schwäbische Alb dient als Trainingsrevier

800 hügelige Kilometer gegen den Westwind in sechs Tagen, das ist kein Spaziergang. Entsprechend hat die Gruppe für ihre gemeinsamen Trainingsrunden ein Terrain ausgesucht, das schon beim Anblick für Schweißausbrüche sorgt – die Schwäbische Alb. „Zuletzt waren wir sieben Stunden unterwegs – von Kirchheim durchs Große Lautertal nach Ehingen und zurück“, sagt Andreas Schwarz, der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im baden-württembergischen Landtag.

Der 37-Jährige hat zusätzlich Kondition an der gefürchteten 17-Prozent-Rampe der Ochsenwanger Steige getankt – um 7 Uhr morgens, vor dem Arbeitstag im Landtag. Schwarz, immerhin 2,01 Meter groß, weiß um die Verantwortung, die seine Statur mit sich bringt. „Radfahren ist Mannschaftssport und ich bin bei meiner Größe der richtige Mann, um den anderen Windschatten zu geben“, sagt er.

Die anderen, das sind 14 rad- und frankreichbegeisterte Kirchheimer. Viele von ihnen waren schon vor zehn Jahren dabei, als die Tour de Jumelage anlässlich des 40jährigen Partnerschaftsjubiläums Premiere gefeiert hat. Über ihre Motivation haben sie im Internet Rechenschaft abgelegt. Das reicht von staatstragenden Worten des Politikers Schwarz bis hin zur Einschätzung „coole Jungs, coole Tour, für einen coolen Zweck“.

Auf den letzten 50 Kilometern gibt es Geleitschutz

Die letzten 50 Kilometer vor dem Ziel dienen dem Schaulaufen – das ist wie bei der richtigen Tour de France. Geleitet von Aktiven des Radclubs von Rambouillet werden die Tour-de-Jumelage-Helden in die südwestlich von Paris gelegene Partnerstadt einfahren. Am meisten Respekt hat Chefplaner Riemer vor den ersten beiden Tagen. „Bei der anspruchsvollen Topografie nicht die Kraft aus den Beinen fahren“, lautet sein Rat zu Mäßigung. Die Fitteren sollen vorn das Tempo so wählen, dass hinter keiner am Limit fährt – das ist anders als bei der richtigen Tour de France.