Mehr Geld für die Clubs, mehr Live-Spiele durch den neuen Fernseh-Vertrag – und auch mehr Spannung an der Spitze? Dies ist nicht die einzige Frage vor dem Start in eine neue Handball-Ära.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart -

 

An diesem Donnerstag startet die Handball-Bundesliga in die neue Saison. Die Ouvertüre gibt es an diesem Mittwoch (19 Uhr/Sky) in der Stuttgarter Porsche-Arena mit dem Supercup-Duell zwischen dem deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen und DHB-Pokalsieger THW Kiel. Es ist der Beginn einer neuen Ära mit gravierenden Änderungen.

Wer ist der Topfavorit auf die Meisterschaft?
Den gibt es nicht. Den großen Drei, Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen, Vize SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel, werden nahezu gleiche Chancen eingeräumt. Die Löwen müssen das Karriereende von Schlüsselspieler Kim Ekdahl du Rietz auffangen, zudem ist Trainer Nikolaj Jacobsen nun auch in Doppelfunktion Nationaltrainer von Dänemark. Bei Flensburg (erst einmal deutscher Meister 2004) stellt sich die Frage: Wie packt Co-Trainer Maik Machulla den Rollenwechsel als Nachfolger von Ljubomir Vranjes? Beim THW wird Trainer Alfred Gislason nach zwei Jahren der Konsolidierung und einer unruhigen, wechselhaften Saison sein Team auf den Titel einschwören. Das größte Fragezeichen: Wann und wie stark kommt Spielmacher Domagoj Duvnjak nach seiner Knie-OP zurück.
Wer spielt um die internationalen Plätze?
Das Team der Füchse Berlin ist gespickt mit internationalen Topspielern. Trainer Velimir Petkovic will die großen Drei angreifen. Der SC Magdeburg war mit 31:3 Punkten das mit Abstand erfolgreichste Team der Rückrunde 2016/17. Und dann wäre da noch die MT Melsungen. Die Mannschaft von Trainer Michael Roth setzt verstärkt auf deutsche Nationalspieler und angelte sich das Europameister-Trio Tobias Reichmann (Kielce/Polen), Finn Lemke (SC Magdeburg) und Julius Kühn (VfL Gummersbach). Auch EHF-Pokal-Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen, der an diesem Donnerstag (19 Uhr) bei den Eulen Ludwigshafen startet, peilt zumindest Platz sechs an. Vorteil Melsungen: Die MT ist das einzige Team aus der erweiterten Spitze ohne die Doppelbelastung durch Königsklasse oder EHF-Pokal.
Wer sind die Abstiegskandidaten?
Der TV Hüttenberg wird es am Schwersten habe. Mitaufsteiger Ludwigshafen kann immerhin auf die Erfahrung der Bundesligaaufstiege 2010 und 2014 zurückgreifen. Von den Neulingen hat der TuS N-Lübbecke die besten Chancen, drin zu bleiben. Vor einer ganz schweren Saison steht der VfL Gummersbach. Für den TVB Stuttgart bleibt Torwart Jogi Bitter so etwas wie die Lebensversicherung. Los geht’s für den TVB an diesem Donnerstag (19 Uhr) daheim gegen die MT Melsungen.
Ändert sich die Zahl der Absteiger?
Ja. Die Liga entschied, dass nur noch zwei Vereine (statt bisher drei) in die zweite Liga absteigen. Zudem wird im Unterhaus von der Saison 2019/20 an nur noch mit 18 Teams (bisher 20) gespielt.
Wie sieht der neue Fernsehvertrag aus?
Nach 20 Jahren bei Sport 1 bzw. DSF hat die Handball-Bundesliga (HBL) eine neue TV-Heimat gefunden. Alle 306 Spiele werden künftig live und gegen Bezahlung bei Sky ausgestrahlt. Ausgewählte Partien wie das DHB-Pokal-Final-Four sind zudem bei ARD/ZDF zu sehen. Was die Vereine dank des neuen Vertrags verdienen – darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Schätzungsweise sind es rund 220  000 Euro für jeden Verein pro Saison. Die Summe erhöht sich von Jahr zu Jahr.