Die Zahl der Lehrlinge im Land ist gestiegen. Das ist ein Erfolg. Alle Seiten müssen nun daran arbeiten, dass die Zahl der Ausbildungsabbrecher sinkt, meint Thomas Thieme.

Stuttgart - Das Ausbildungsjahr hat begonnen und die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge können sich in vielen Bereichen sehen lassen. Zum ersten Mal seit drei Jahren vermelden die Industrie- und Handelskammern im Südwesten wieder einen leichten Anstieg der Ausbildungsverträge. Deutsche Schlüsselbranchen wie die Metall- und Elektroindustrie verzeichnen sogar Rekordzugänge an neuen Lehrlingen. Wer angesichts von rückläufigen Schülerzahlen und der fortschreitenden Akademisierung bereits der Niedergang der dualen Ausbildung beklagt hatte, wird durch diese Zahlen nicht bestätigt: Die Kombination aus praktischer Ausbildung im Betrieb und theoretischem Unterricht in der Berufsschule bleibt ein bundesdeutsches Erfolgsmodell. Von dieser soliden strukturellen Basis und dem konjunkturellen Schwung profitieren vor allem die Lehrlinge, die am Dienstag ihren ersten Schritt ins Arbeitsleben gemacht haben.

 

Doch mindestens genauso wichtig wie ein gelungener Start ist die Ausdauer. In Baden-Württemberg bricht jeder fünfte Lehrling seine Ausbildung vorzeitig ab; bundesweit jeder vierte und in der von Azubis ungeliebten Hotel- und Gastronomie ist es sogar jeder zweite. Es ist nur ein schwacher Trost, dass noch mehr Studenten ihr Studium abbrechen. Solche hohen Quoten mögen auch auf die mangelnde Leistungsbereitschaft der jungen Männer und Frauen zurückzuführen sein, die kurz nach dem Start oder auf halber Strecke die Segel streichen. Hier müssen sich aber auch die Schulen und die Arbeitgeber kritische Fragen gefallen lassen; die einen nach der Qualität der Berufsvorbereitung, die anderen nach der Attraktivität der Ausbildung. Nur durch intensive Bemühungen auf allen Seiten übersteht die wichtige duale Ausbildung auch die nächste Krise unbeschadet.