Der Beleuchtungsanbieter LED Energie aus Ditzingen hat eine Straßenlaterne entwickelt, die nicht nur intelligent ist, sondern auch schnelles Internet möglich macht.

Stuttgart - Immer mehr Unternehmen im Land wollen mit Hilfe von Start-ups Innovationen vorantreiben. Das Unternehmen Energiedata 4.0, das intelligente LED-Lampen entwickelt hat, ist ein Beispiel dafür wie bewährte Produkte dabei sozusagen neu erfunden und an die digitale Wirklichkeit angepasst werden. Die Machen wollen in den Kommunen nicht nur für gut beleuchtete Straßen sorgen, sondern mithilfe einer Wlan-Funktion auch für besseren Internetzugang. Doch kommunale Kunden bedeuten auch einen manchmal schwierigen Markt für Innovationen.

 

„Wir waren unzufrieden mit der Geschäftsentwicklung“, sagt Heiko Hummel, Geschäftsführer von LED Energie aus Ditzingen. Zu oft habe man gegenüber Wettbewerbern das Nachsehen gehabt und deshalb dem Lichtgeschäft einen neuen Schub geben wollen. Zusammen mit der Schwäbischen Wohnungs AG und der Kellogg Group gründeten die Ditzinger 2015 das Start-up Energiedata 4.0. Das Ziel: eine Technik entwickeln, die einen bessere Breitbandzugang ermöglicht und damit insbesondere in ländlichen Gegenden die Zeit bis zum Glasfaserausbau überbrückt. Dafür steht eine Straßenlampe, die optisch erst einmal ganz gewöhnlich wirkt, denn die Technik steckt im Inneren.

Die Lampen sind auch Wlan-Hotspots

Die Lampen fungieren nicht nur als Lichtquellen, die individuell gesteuert werden können. Sie sind auch Wlan-Hotspots, die an das bestehende Glasfasernetz angeschlossen sind. Die Funktionsweise ist wie folgt: In einem Ortskern ist bereits Breitbandinternet verfügbar, das über Glasfaserkabel übertragen wird. Am Ortsrand gibt es aber nur schwächere Kupferleitungen, das Internet dort ist entsprechend schlecht. Das Ziel der Energiedata ist, dass in den schwächer erschlossenen Regionen in regelmäßigen Abständen ihre Lampen stehen. Sie sind im Ortskern an das Glasfasernetz angeschlossen und übertragen das schnelle Internet in die Außenbezirke, wo es per Wlan verteilt wird.

Die Vorstellung von Heiko Hummel: „Wir verkaufen die Lampen an die Stadt. Sie kann wiederum dem Internetanbieter die neu gewonnene Infrastruktur offerieren und an ihn vermieten.“ Damit spare man auf Dauer nicht nur Geld gegenüber einer herkömmlichen Lampe, sondern könne mit der Vermietung auch Geld verdienen. Mit den Lampen kann die Stadt zusätzlich zum Internet für Zuhause auch öffentliches Wlan anbieten. In das kann dann zum Beispiel eine Plattform für Stadtnachrichten, Werbung oder andere regionale Dienste integriert werden – eine weitere Einnahmemöglichkeit. Auch die Ablesung von vernetzten Wasser- oder Stromzählern oder die Anbindung von Video-Überwachungskameras ist möglich. Man kann also sozusagen vier Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Langfristig soll größerer Partner mit ins Boot geholt werden

Die Lampen arbeiten untereinander in einem Netz und können so den Kapazitätsbedarf flexibel ausgleichen. Etwa alle 30 bis 40 Meter sollte eine Lampe stehen, die Wlan-Reichweite kann bei bis zu 200 Metern liegen. Ist kein Glasfaserverteiler in der Nähe, an dem mit einer Lampe angedockt werden kann, kann die Übertragung auch per Richtfunk vom nächstgelegenen Punkt mit Breitband stattfinden. Je nach Anzahl und Kapazität der Einspeisepunkte liegt die Downloadgeschwindigkeit zwischen 30 und 50 Mbit pro Sekunde im freien Wlan und zwischen 50 und 300 Mbit pro Sekunde zu Hause. „Wir verstehen uns nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum Breitbandausbau“, sagt Heiko Hummel, der auch Geschäftsführer der Energiedata 4.0 ist.

Bisher kann das Unternehmen etwa 8000 Lampen pro Monat produzieren, diese Zahl soll demnächst verdoppelt werden. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit fünf Mitarbeitern mit einem Umsatz von etwa fünf Millionen Euro, 2018 soll er schon zwischen 25 und 30 Millionen Euro liegen und bis 2019 auf 60 Millionen Euro ansteigen. „Wir gehen von einer regelrechten Welle aus, die auf uns zukommt“, sagt Hummel. Auch deshalb soll auf Dauer ein größerer Partner mit an Bord geholt werden. Vorstellbar seien Energieversorger, Telekommunikationsunternehmen, Leuchtenhersteller oder Unternehmer aus dem Netzbau. Man wolle aber auf jeden Fall beteiligt bleiben und das Unternehmen weiter mitgestalten, so Hummel.