Stuttgart hat mehr zu bieten als ­Porsche, Bosch und Daimler. Denn abseits der großen Konzerne arbeiten zahllose Gründer, die fest an die eigene Firma glauben und nun in der Stuttgarter Zeitung aus dem Alltag eines Start-Up-Unternehmens berichten.

Stuttgart - Die Wirtschaft der Landeshauptstadt hat mehr zu bieten als Porsche, Bosch und Daimler. Denn abseits der großen Konzerne arbeiten zahllose junge und kreative Gründer, die fest an die eigene Firma glauben und nun in der Stuttgarter Zeitung aus dem Alltag eines Start-Up-Unternehmens berichten.

 

Sportler verdienen Millionen oder zumindest sind die meisten von ihnen schwer reich – so lautet ein gängiges Vorurteil. Wie weit diese Aussage allerdings von der Realität entfernt ist, weiß Marthe-Victoria Lorenz aus eigener Erfahrung. Sie ist Basketballerin und bezeichnet ihren Sport – vor allen Dingen im Frauenbereich – als Randsportart. „Das ist in Sachen Geld eine Vollkatastrophe“, sagt sie. Aus diesem Grund hat die junge Unternehmerin ihr Start-Up mit Namen fairplaid gegründet. „Wir sind eine Crowdfunding-Plattform, auf der Sportvereine oder -Projekte Geld über das Internet einsammeln können“, erzählt Lorenz. Dabei geht es nicht in erster Linie um Leistung oder Rekorde. „Wir haben die F-Jugend aus dem kleinen Dorf auf der Seite genau wie Olympioniken oder andere Wettkampfsportler“, erzählt Lorenz.

Geld für die Reise zur WM

Eines der ersten Projekte, das über die Plattform finanziert wurde, war die Unterwasserhockey-Nationalmannschaft. „Die haben Geld gebraucht, um zur Weltmeisterschaft nach Ungarn zu fliegen“, erinnert sich die Unternehmenschefin. Auf der Seite finden sich Mannschaften, die den nächsten Satz Trikots finanzieren wollen genau wie Abenteurer mit dem Plan einer Weltumsegelung.

Die Firma mit Sitz an der Marienstraße gibt es seit Mitte 2013. „Hier arbeiten im Moment fünf Leute“, sagt Lorenz. Die Leidenschaft für den Sport und ihr Unternehmen ist ihr anzumerken. Marthe-Victoria Lorenz hat ihre Bachelorarbeit zum Thema Crowdfunding geschrieben. „Verbände und Vereine in den USA arbeiten viel selbstverständlicher mit diesem Mittel“, sagt sie, „bei uns gibt es von offizieller Seite meist noch Berührungsängste, privates Geld anzunehmen. Die haben Angst um ihr Image.“

Crowdfunding gewinnt an Bedeutung

Das Unternehmen verdient sein Geld seit neustem über eine Provision, an den auf der Plattform erwirtschafteten Beträgen und über Kooperationen mit Unternehmen. „Wir betreiben im sozialen Bereich in Baden-Württemberg auch die Plattform BW-Crowd in Partnerschaft mit der Landesbank“, erzählt Lorenz stolz.

Mit beiden Projekten strebt die junge Unternehmerin weiteres Wachstum an. Die BW-Crowd ist thematisch nicht gebunden, dafür aber regional auf den Südwesten begrenzt. Fairplaid ist hingegen bundesweit aktiv, zielt thematisch aber allein auf den Bereich Sport ab. „Ich glaube, Crowdfunding wird eine immer wichtigere Rolle bei der Finanzierung sozialer und sportlicher Idee bekommen“, sagt sie.