Beim Elevator Pitch BW haben 17 Teams in drei Minuten ihre Geschäftsidee präsentiert. Hier hat alles seinen Platz – von der High-Tech bis zum Bonbonverkauf.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Insgesamt 170 Start-ups sind angetreten, es gab 17 Wettbewerbe in allen Regionen Baden-Württembergs: Der vom Wirtschaftsministerium initiierte Gründerwettbewerb Elevator Pitch BW ist eine der Veranstaltungen, welche die Gründerkultur im Land zusammenschmieden sollen. Und er dürfte der Unterhaltsamste sein. Die 16 Finalisten, die am Freitag in der L-Bank in Stuttgart zusammengekommen sind, haben demonstriert, warum die Gratis-Eintrittskarten begehrt sind. In Stuttgart war das Spektrum sehr breit. Es reichte von technologischen Entwicklungen, die am Ende die Preise abräumten, über kulinarische Ideen wie den Konstanzer Bio-Lieferservice Vida bis zu sozialen Projekten. Beispielsweise dem beim Eine-Welt-Cup in Stuttgart eingereichten Recycle Up Ghana oder Styx aus Stuttgart, das digitale Möglichkeiten zum Trauern schaffen will.

 

Es ist die Mischung aus Kreativität, Spaß und ernsthaften, häufig spannenden Ideen, die den Reiz der Veranstaltung ausmachen. Nur drei rigoros gestoppte Minuten haben die Teilnehmer Zeit, um sich der elfköpfigen Jury und dem Publikum zu präsentieren. Dann kommt noch eine ebenso knappe, dreiminütige Fragerunde. Der Name Elevator Pitch, also „Aufzugspräsentation“, sagt es: Es sind Geschäftskonzepte, die auch während einer Fahrt im Aufzug erklärt werden können. Drei Minuten würden indes mit dem Aufzug des Stuttgarter Fernsehturms schon fast für fünf Fahrten hinauf und wieder hinunter reichen.

Teilnehmer sind gut gedrillt

Wie gut gedrillt die Teilnehmer aus den Vorrunden sind, zeigte schon der erste Teilnehmer Goodpoint aus Heidelberg: Auf die Sekunde war die Geschichte erzählt, die in dem einfachen Satz gipfelte: „Wir hätten gern ein Investment von 200 000 Euro“. Damit soll ein System für den verschlüsselten Online-Datenaustausch zwischen Verhaltenstherapeuten und ihren Patienten etabliert werden, was einerseits die Information der Psychologen besser und schneller macht, und anderseits dem Patienten ermöglicht, anonym über eine Smartphone-App zu kommunizieren. Abgehärtet ist das mit der Universität kooperierende Gründerteam angesichts einiger Rückschläge bereits: „Wir sind inzwischen schon beim Plan B, aber wenn es um Geld geht, dauert alles noch viel länger“.

Klein aber gut etabliert ist hingegen schon das Gründerteam der Gmünder Bonbonmanufaktur, das zur Feier schon einmal schwarz-rot-goldene Bonbonproben durch den bis auf die Stehplätze gefüllten Saal zirkulieren ließ. Zwei Gründer und ein zusätzlicher Mitarbeiter aus einer Behinderteneinrichtung, ein Onlineshop und vielleicht noch ein paar Firmenkunden mehr, das reicht hier schon zur unternehmerischen Zufriedenheit.

Als es um die im Wettbewerb vergebenen Entertainment-Punkte ging, schoss das Team Heimatgummi aus Lahr den Vogel ab. Die schrille, aber offenbar erfolgreiche Idee ist es, Kondome in künstlerisch gestalteten Verpackungen in regionalen Souvenirshops zu vertreiben. Zielgruppe sind Touristen, die das etwas andere Mitbringsel suchen. „Unsere Hauptkundschaft sind erstaunlicherweise ältere Damen zwischen 50 und 70, die das offenbar als Mitbringsel für ihre Enkel kaufen“, sagte der Präsentator – zur Begeisterung des Publikums.

Hochtechnologische Erfolgsgeschichten

Doch auch größere, hochtechnologische Erfolgsgeschichten hat der Wettbewerb schon hervorgebracht. So hat das Team Biocopy, ein Impfstoff-Start-up aus Freiburg, das den Elevator Pitch im vergangenen Jahr gewonnen hatte, gerade 20 Millionen Euro Investorengelder eingesammelt und ist zurzeit schon auf Kurs für den Aufbau von mehr als dreißig Arbeitsplätzen.

Am Ende gab es einen Karlsruher Dreifachsieg: Go Silico lag vorn, ein Start-up, das Simulationstechnologie für Biowissenschaften entwickelt, zweiter wurde Cross Connected Holo Deck (Virtuelle Realität) und Dritter Otego (Strom aus Wärme).

Die drei Sieger erhalten Preise von 3000, 2000 und 1000 Euro. Das kann einen Investor oder einen Förderbescheid nicht ersetzen. Aber darum geht es beim Elevator Pitch auch gar nicht. „Man muss bereit sein, neue Projekte anzugehen, Spaß an neuen Herausforderungen entwickeln – aber auch Risiken abschätzen und nicht ohne Überlegung voranstürmen“, sagte Ulrich Theileis, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der L-Bank zu den Teilnehmern: „Der Elevator Pitch ist in diesem Sinne ein erster Realitätscheck für junge Unternehmenskonzepte.“ Er sei ein Zeichen dafür, dass im Land sehr unterschiedliche Ideen eine Heimat hätten.