Laut einer Untersuchung entwickeln sich junge Unternehmen zu einer festen Größe in der deutschen Wirtschaft. Berlin ist und bleibt die Hochburg in der Start-up-Szene, aber auch die Regionen Stuttgart und Karlsruhe gewinnen an Bedeutung.

Stuttgart - Die deutschen Start-ups wollen in den kommenden zwölf Monaten knapp 50 000 neue Arbeitsplätze schaffen. Dies entspricht einer Aufstockung von fast 50 Prozent. Allein die 470 jungen und innovativen Unternehmen in den Regionen Stuttgart und Karlsruhe wollen im Schnitt fünf weitere Mitarbeiter einstellen und damit zusammengenommen 2300 neuen Stellen aufbauen. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Start-up-Monitor des Bundesverbands Deutscher Start-ups hervor. „Start-ups bauen ihre Funktion als Jobmotor aus“, betonte der Verbandsvorsitzende Florian Nöll.

 

Laut der Untersuchung beschäftigen Stuttgarter und Karlsruher Start-ups derzeit im Schnitt knapp zwölf Mitarbeiter (2014: 9,1 Mitarbeiter). Zusammengenommen arbeiten demnach 5600 Menschen in hiesigen Jungunternehmen. Im Mittel seien momentan bei einem deutschen Start-up rund 18 Menschen beschäftigt. 2014 sei es noch eine Person weniger gewesen.

Start-ups werden immer internationaler

Hochburg der Szene ist und bleibt Berlin. In der Hauptstadt sind rund ein Drittel der 6000 deutschen Start-ups angesiedelt. Mit einer durchschnittlichen Mitarbeiteranzahl von 25,2 Personen (2014: 23,2) belegt die Bundeshauptstadt den ersten Platz. Aber auch andere Regionen wie Hamburg, München, Rhein-Ruhr sowie Stuttgart und Karlsruhe gewinnen der Untersuchung zufolge zunehmend an Bedeutung.

Die Studie, die auf der Befragung von 1000 Jungunternehmen aus Deutschland fußt, hat zudem ergeben, dass Start-ups immer internationaler würden. So kämen knapp zehn Prozent der Gründerinnen und Gründer und 22 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der weiblichen Gründer außerdem von 10,7 Prozent im Jahr 2014 auf 13 Prozent in diesem Jahr gestiegen.

Laut der Untersuchung haben die deutschen Start-ups in den vergangenen zwölf Monaten mehr als eine Milliarden Euro erhalten. Als wichtigste Kapitalquelle bei der Finanzierung nennen 79,9 Prozent der Start-ups die eigenen Ersparnisse, gefolgt von der Unterstützung durch Freunde und Familie (32 Prozent). Jeder dritte Befragte baut auf die Hilfe von sogenannten Business Angels – also private Investoren, die Kapital in das Unternehmen miteinbringen. Die Befragten gaben an, in dem kommenden zwölf Monaten knapp 1,1 Milliarden Euro Wagniskapital zu benötigen.

Die Stimmung in der Szene ist positiv

Nach den Plänen der Bundesregierung sollen junge und innovative Unternehmen leichter an Wagniskapital herankommen. Dazu sollen Investoren bei einem Einstieg in Start-ups stärker gefördert werden. Erst in der vergangenen Woche verabschiedete das Kabinett ein entsprechendes Eckpunktepapier. Der Zuschuss für Risikokapital, das in junge Unternehmen fließt, soll demnach vom Jahr 2016 an verdoppelt werden. „Der große Wurf ist dabei nicht erkennbar“, betonte der Verbandschef Nöll allerdings. Vor allem bei einem Finanzierungsbedarf ab einem zweistelligen Millionenbetrag gebe es in Deutschland Nachholbedarf.

Nichtsdestotrotz ist die Stimmung unter den jungen Unternehmen momentan positiv. Wie aus der Studie hervorgeht, sind 89 Prozent der Start-ups mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Gut drei Viertel der Befragten rechnen mit einer günstigen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten.

Die deutsche Gründerszene

Studie: Zum dritten Mal hat der Bundesverband Deutscher Start-ups zusammen mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin den Start-up-Monitor veröffentlicht.

Methodik: Basis für die diesjährige Untersuchung waren die Antworten von 1000 befragten Start-ups mit insgesamt 16 000 Mitarbeitern. Nach Angaben des Verbands sind die Unternehmen nicht älter als zehn Jahre. Voraussetzung war außerdem, dass die Unternehmen mit ihrer Technologie oder ihrem Geschäftsmodell „hoch innovativ“ sind.

Regionen: Neben Berlin wurden auch München, Hamburg, die Metropolregion Rhein-Ruhr und erstmals auch die Regionen Stuttgart und Karlsruhe untersucht.