Baden-Württemberg hat eine starke Innovationskultur. Aber von neuen Startup-Methoden kann man im Land dennoch lernen. Projekte, die etwa in Gestalt so genannter Acceleratoren diesen Geist importieren, sind hochwillkommen, schreibt Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Wir kennen das schon. Das haben wir doch schon immer gemacht. Die brauchen das Rad nicht neu zu erfinden. In Baden-Württemberg haben wir doch schon so viele erfolgreiche Gründungen von der Rampe gebracht – ganz seriös, oft in enger Partnerschaft mit etablierten Firmen. Das sind Sätze, die man in der Region Stuttgart gelegentlich hört, wenn es darum geht, ob man denn so etwas Neumodisches, wie die von englischen Modevokabeln wimmelnde, so genannte Start-up-Kultur importieren soll. Womöglich gar noch aus der sich so lautstark inszenierenden, wilden Gründermetropole Berlin!

 

Gemach, kann man gegenüber solchen Einwänden nur sagen. In einer vielfältigen regionalen Gründerlandschaft hat alles seinen Platz. Und die Idee, die hinter dem Begriff Start-up steht, ist schon eine etwas andere als bei traditionellen Gründungen. Es geht hier um das Potenzial, Dinge einmal ganz neu und anders anzupacken. Und so sind auch die sich anbahnenden oder bereits gestarteten, so genannten Acceleratoren eine echte Bereicherung für einen vitalen Gründerstandort. Sie eröffnen neue Wege und neue Methoden, wie Ideen, die vielleicht sonst versandet wären, am Ende zu Marktreife kommen können.

„Wir brauchen Gründer, um frischen Wind in etablierte Unternehmen zu bringen“, sagte Ines Aufrecht die Chefin der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart in dieser Woche bei der Eröffnung des Projektes von Accelerate Stuttgart. In der Tat: Gegenseitige Lernbereitschaft ist wichtiger als vielleicht arrogantes Selbst- und Sendungsbewusstsein – auf beiden Seiten. Und hier könnte sich noch so manches etablierte Unternehmen einen Ruck geben. Auch wenn manches am legeren Stil der sich formierenden, jungen Gründerszene nicht gleich zur mittelständischen Innovations- und Firmenkultur passt, sollten gerade diese Unternehmen die Chance nutzen, damit in Kontakt zu kommen. Ein positives Aha-Erlebnis ist garantiert.