Mit der jetzt startenden Urlaubssaison werden auch die Straßen wieder voll. Der Verkehrsclub ADAC schickt bis zum Herbst an allen Feiertagen und an den Ferienwochenenden seine Stauberater auf Tour.

Sindelfingen - Baden-Württemberg ist das Transitland Nummer eins in Deutschland. Lastwagen und Urlauber auf dem Weg von West nach Ost und Nord nach Süd sind täglich auf den Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen unterwegs. Kein Wunder, dass Autofahrer im vorigen Jahr insgesamt 35 600 Stunden lang auf baden-württembergischen Straßen im Stau gestanden sind. Nur in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, war es noch schlimmer. Insgesamt summierten sich die Staus im Vorjahr dort auf 81 800 Kilometer. Diese eindrucksvollen Zahlen präsentierte der ADAC bei seiner Pressekonferenz an der Rastanlage Sindelfinger Wald zum Auftakt der Urlaubs- und damit auch der Stausaison.

 

Die Ursache für den dicken Verkehr im Land sieht der ADAC in den überlasteten Autobahnen. „Wir haben einen Bedarf an weiteren 2200 Kilometer Autobahn, aber aus finanziellen Gründen werden davon nur 37 Prozent auch realisiert“, kritisierte Dieter Roßkopf, der Vorstandsvorsitzende des ADAC Württemberg. Um die Staus zu reduzieren, forderte er „den durchgängigen sechsstreifigen Ausbau der A 8.“ Zudem müssten die Engstellen auf der A 6 zwischen Neckarsulm und Sinsheim sowie Heilbronn und Ulm baldmöglichst beseitigt werden. Als gute Übergangslösung beurteilte Roßkopf die Freigabe von Standtreifen, wie zurzeit auf der A 8. „Das bringt 25 Prozent mehr Kapazität.“

Lieber am Sonntag in den Urlaub starten

Die diesjährige Stausaison beginnt bereits am kommenden Pfingstwochenende. „Die Hauptreisetage in Richtung Süden sind Freitag und Samstag“, sagte Roßkopf. Er riet, den Start in die Ferien auf den Sonntagmorgen zu verschieben. Für Pfingstmontag rechnet der ADAC mit starkem Rückreiseverkehr in Richtung Norden. In einem Staukalender listen die Experten die Wochen und Tage auf, an denen besondere viel dicker Verkehr droht. Vermeiden sollten Reisende demnach Fahrten freitags zwischen 15 und 20 Uhr. „Da haben wir Stausituationen, die kann man nur als grässlich bezeichnen“, sagte Roßkopf.

Wenn es Urlauber oder Geschäftsreisenden dann aber doch erwischt, helfen die Staubarter des Verkehrsclubs weiter. Fünf Berater sind an den Hauptferienwochenenden und rund um die Feiertage auf den Autobahnen im Land unterwegs. Sie fahren die Strecken ab und beraten an den Rastanlagen die Autofahrer, wie sie den Stau umfahren können. Bei Unfällen sind die Experten auf ihren Motorrädern oft als erste vor Ort und leisten Erste Hilfe. Die Einsatzschwerpunkte der nebenberuflichen Stauberater sind das Kreuz Stuttgart und das Kreuz Weinsberg bei Heilbronn.

ADAC empfiehlt Autocheck vor Fahrtantritt

Den Autofahrern raten sie, sich auf längere Fahrten gut vorzubereiten, um eine Panne zu vermeiden. „So sollte man vor Reiseantritt den Wagen checken lassen: Ist genügend Luft in den Reifen? Sind die Öl- und Wasserbehälter gefüllt?“, so Michael Prelop von der Straßenwacht. Besonders wichtig sei es für den Fall einer Panne oder eines Unfalls ein Warndreieck und einen Abschlepphaken griffbereit zu haben. „Oft erleben wir, dass bei einer Panne das große Suchen anfängt. Das Warndreieck liegt dann unter dem Gepäck der fünfköpfigen Familie.“ Das sei sehr gefährlich, vor allem wenn ein Auto in einem engen Baustellenbereich ohne Standtreifen liegen bleibt. „Wenn man dann nicht schnell die Unfallstelle absichern kann und sich alle Insassen sofort hinter die Leitplanke begeben, kann es schnell zu einem tödlichen Unfall kommen“, sagte Prelop. Nicht zu unterschätzen sei auch die Sogwirkung vorbeifahrender Lastwagen. 31 017 Warnhinweise gingen im vergangenen Jahr über Radio, Internet und spezielle Smartphone-Apps an die Autofahrer auf den Straßen im Land. 72 Prozent davon galten für die Autobahnen. Meistens wurden auf Fahrbahnen liegende Gegenstände gemeldet. Aber auch vor 339 Geisterfahrern wurde gewarnt.