Ist es fair die Energieeffizienz von Staubsaugern mit Beuteln dann zu messen, wenn die Beutel leer sind? Der britische Hersteller von beutellosen Staubsaugern Dyson findet das nicht und ist gegen die Messregeln vor Gericht gezogen.

Stuttgart - Volkswagen hat es schon erwischt, Porsche kommt womöglich auch an den Pranger. Nun hätte es fast einen neuen Skandal um gefälschte Verbrauchswerte gegeben – dieses Mal nicht, weil zu viel Staub ausgestoßen, sondern zu wenig gesaugt wird. Doch der Staubsaugerhersteller Dyson ist mit seiner Klage gegen die Label für den Energieverbrauch vor dem Europäischen Gerichtshof gescheitert. Die Engländer hatten bemängelt, dass die Etiketten nicht den tatsächlichen Stromverbrauch von Beutelstaubsaugern angeben.

 

Kritik hatte Dyson an der Messtechnik geübt. Die Energie-Effizienz von Staubsaugern wird für Geräte mit leerem Beutel berechnet. Der tatsächliche Stromverbrauch sei aber bei Geräten mit Beuteln viel höher, weil mit vollerem Staubsack die Saugleistung sinke und so der Energieverbrauch steige, wenden die Londoner ein. In einer Stellungnahme nach dem Urteil heißt es, „dass der tatsächliche Energieverbrauch eines Geräts und nicht ein fiktiver Wert, der nur im Labor erzielt wird“, zähle. Das Gericht räumt dies sogar ein. Tests mit vollen Behältern seien aber „nicht zuverlässig, genau und reproduzierbar“, so das Gericht in der Begründung. Der Test mit leeren Schmutzbeuteln sei deshalb rechtens.

Dyson sieht seine beutellosen Sauger durch die bestätigte Prüfrichtlinie diskriminiert. Bei den Geräten des Herstellers wird staubhaltige Luft wie in einer Zentrifuge verwirbelt. Die Partikel werden schließlich im Schmutzbehälter abgetrennt. Auf diese Weise soll der Energieverbrauch konstant bleiben. Beutelsauger hingegen schlucken mit der Zeit immer mehr Energie. Der Energiebedarf kann dann von angegebenen 750 Label-Watt auf bis zu 1600 tatsächlichen Watt steigen, behauptet Dyson unter Berufung auf unabhängige Fachleute. Die Testmethodik biete sehr viel Spielraum, die sich manche Hersteller zu nutze machten, sagt ein Sprecher.

Mit einer ähnlichen Klage gegen Bosch ist Dyson vor das Landgericht in Berlin gezogen. Die Engländer werfen dem Konkurrenten technische Manipulationen vor und stellen tatsächlich Parallelen zum VW-Skandal her. Die Stuttgarter hätten Sensoren in manchen Staubsaugern installiert, die dem Verbraucher einen falschen Stromverbrauch anzeigen.

Auf Seiten von Bosch weist man diese Vorwürfe zurück. „Diese Sensortechnologie einiger unserer Geräte aus dem Premiumsegment dient dem Ausgleich von Saugkraftverlust bei Beutelstaubsaugern – und somit dem Konsumentennutzen. Der Energieverbrauch steigt zwar kurzzeitig. Weil kürzer gesaugt wird, verbraucht man in der Gesamtsumme nicht mehr Energie“, sagt ein Sprecher von Bosch.

Die Energie-Etiketten gibt es für eine Reihe von Haushaltsgeräten. Sie zeigen mit farbigen Balken und Buchstaben von A (sehr gut) bis G (sehr schlecht) die Effizienz an. Dyson wehrt sich gegen den möglichen Verdacht, man sei neidisch auf das fehlende A auf den eigenen Geräten. Ob das Urteil angefochten wird, ist noch offen.