Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Belastung mit Stickstoffdioxid in Neckarrems zu hoch ist. Die Stadt will mit den Ergebnissen der Forderung nach einer zweiten Flussüberquerung Gewicht geben. Darauf wollen die Anwohner nicht mehr warten.

Remseck - Viel Verkehr macht die Luft dick und schmutzig. So einfach ist die Gleichung – eigentlich. An der Durchfahrtsstraße in Remseck-Neckarrems hat ein Schadstoffgutachten des Landesamts für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) ergeben, dass es doch nicht so einfach ist. Obwohl die Straße direkt auf die von täglich 35 000 Autos befahrene Neckarbrücke zuführt, wurden die Feinstaubwerte im Messzeitraum nicht überschritten. Wofür es aber eine natürliche Erklärung gibt. Die durchschnittliche Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid allerdings liegt weit über den Grenzwerten. Für die Verwaltung und die Anwohner ist dieser Zustand schlimm genug, um Verkehrsentlastungen zu fordern.

 

Gutachter machen nur wenig Hoffnung auf Besserung

40 Mikrogramm Stickstoffdioxid dürfen im Jahresdurchschnitt im Kubikmeter Luft enthalten sein. Obwohl es verschwindend gering wirkt, sind Mengen, die darüber liegen, schon gesundheitsgefährdend. Laut dem Gutachten des LUBW tun sie das an allen drei Messpunkten, an denen das Institut von Januar bis Dezember 2013 entlang der Remstalstraße Luftproben entnommen hat. Am Ortseingang aus Richtung Waiblingen lag die durchschnittliche Belastung bei 48 Mikrogramm pro Kubikmetern, näher an der Brücke schon bei 50 Mikrogramm. Die Grenzwerte für den Feinstaub wurden allerdings nur an 23 Tagen überschritten, wobei 35 zulässig sind. Der Hintergrund: entlang der Remstalstraße gibt es viele offene Flächen, wo sich die Staubpartikel leicht verflüchtigen können.

Geschwindigkeitsbegrenzungen, Umleitungen oder Durchfahrverbote, um Neckarrems vom Verkehr zu entlasten, kann nur das Regierungspräsidium in Stuttgart ergreifen. Es handelt sich um eine Landesstraße. Die Gutachter des LUBW haben der Stadtverwaltung aber schon mitgeteilt, dass es schwer wird, die Verschmutzung schnell zu reduzieren. Dazu müsste der Verkehr ungestört über die Remstalstraße fließen. Wegen der Ampeln an den Kreuzungen wird er aber ständig gebremst. „Bis ein Lastwagen durch Neckarrems durch ist, muss er mehrmals anfahren und bläst dabei eine Menge Dreck hinaus“, sagt der Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger.

Die Anwohner wollen schnell entlastet werden

Deshalb denkt die Stadtverwaltung auch schon über kurzfristige Maßnahmen hinaus. „Für uns sind die Ergebnisse ein weiteres Argument, dass wir eine zweite Brücke brauchen“, sagt Karl-Heinz Schlumberger. Er wird das Gutachten dem Regierungspräsidium und dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg vorlegen, wenn demnächst die Gespräche über die Remsecker Verkehrsprobleme weitergehen. In deren Zusammenhang hat Verkehrsminister Winfried Herrmann auch den Bau einer zweiten Neckarbrücke westlich von Neckarrems in Aussicht gestellt. Er hält sich aber auch andere Optionen offen.

Ausschließlich auf die Karte zweite Brücke kann die Stadtverwaltung aber nicht setzen. Selbst wenn sie gebaut wird, wird es bis zur Grundsteinlegung noch einige Jahre dauern. Das ist zu lange für den Baubeginn zum ersten Abschnitt der Neuen Mitte und vor allem für die Menschen, die in dem Bereich entlang der Remstalstraße leben. „Wir wollen wenigstens ein paar Erleichterungen, die man vorher umsetzen kann“, sagt Christel Bäßler von der Bürgerinitiative Remseck am Stau. Die BI ruft seit Jahren nach einer Tempo-30-Zone, Pförtnerampeln und Nachtfahrverboten für Lastwagen. Umgesetzt wurde davon nichts. Nur die Forderung nach einer Schadstoffmessung hat die Verwaltung aufgenommen. Nachdem jetzt klar ist, dass die Bewohner der Remstalstraße nicht nur unter Lärm und Stau, sondern auch unter dicker Luft leiden, hoffen sie auf mehr.