Seit seinen frühen Berufsjahren kann der CDU-Politiker Mappus jederzeit zu dem Münchner Weltkonzern Siemens zurückkehren.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)
Stuttgart/München - Die Frage traf Stefan Mappus sichtlich überraschend, aber nicht unvorbereitet. Wie lange wolle er von seinem einstigen Arbeitgeber, der Siemens AG, eigentlich noch freigestellt werden? Zum Ende der Legislaturperiode, verkündete der Ministerpräsident kürzlich vor der Landespresse, werde er die Beurlaubung wohl auslaufen lassen.

Nach etwa 14 Jahren würde dann ein Rückkehrrecht erlöschen, das Mappus einen für Spitzenpolitiker ungewöhnlichen Status verschafft. Bis heute ist er formal Mitarbeiter des Münchner Weltkonzerns, allerdings mit einem ruhenden Arbeitsvertrag. Der rührt aus jener Phase von 1995 bis 1997, in denen der Diplom-Ökonom für die Stuttgarter Siemens-Niederlassung tätig war - in Teilzeit im Vertrieb von Telekommunikationsanlagen. Als er 1998 Staatssekretär wurde, war Schluss mit dem Job.

Das Rückkehrrecht als ein Stück Unabhängigkeit


Doch die "Beurlaubung ohne Bezüge", die er stets transparent auswies, blieb für Mappus (44) lange wichtig. Zum einen zeugte sie von einer - wenn auch kurzen - normalen Berufstätigkeit, die sich im Lebenslauf von Jungpolitikern immer gut macht. Zum anderen vermarktete er sie früher als ein Stück Unabhängigkeit: Er sei nicht auf die Politik angewiesen, sondern könne auf seinen Arbeitsplatz "jederzeit zurückkehren". Mit seinem steilen Aufstieg - zum Minister, Fraktionschef und Premier - wurde das Auffangnetz immer entbehrlicher. Aber bestehen blieb es bis heute.

Solche "langjährigen ruhenden Arbeitsverhältnisse, zum Beispiel über zwei oder drei Legislaturperioden", seien keine Seltenheit, verlautet aus der Presseabteilung von Siemens. Die Mehrheit der im Konzern tätigen Mandatsträger übe ihr politisches Engagement allerdings ehrenamtlich aus und arbeite daneben normal weiter. Nur eine geringe Anzahl versehe das Mandat hauptamtlich, bei ruhendem Arbeitsvertrag. Dabei handele es sich vor allem um Bürgermeister, aber auch um Abgeordnete von Bundestag und Landtagen.

Zu Einzelfällen - auch prominenten wie Mappus - gibt Siemens aus Datenschutzausgründen generell keine Auskünfte. Allgemein heißt es, das Unternehmen befürworte und fördere das "gesellschaftliche und politische Engagement seiner Mitarbeiter"; dies sehe man "als Teil unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung". Wer in der Demokratie ein Mandat übernehme, dürfe "weder bevorzugt noch benachteiligt werden".